WILHELM AUGUST WOHLBRÜCK / HEINRICH MARSCHNER

Der Templer und Die Jüdin

Dritter Aufzug



No. 14: Introduction

Chor:
Schlinget frohe Tänze,
windet Blumenkränze,
Freude herrsche rings umher;
Laß die Fahnen wallen,
Siegslieder schallen,
Zu des Königs Ruhm und Ehr.
Ballade.
Vers 1
Ivanhoe:
Wer ist der Ritter hochgeehrt,
Der hin den Osten zieht?
Wer ist's, vor deßen Flammenschwert
Der Muselmann entflieht,
Wer ist's, der dort im Siegesglanz,
auf Ptolomais steht?
Wer, deßen Stirn der Lorbeerkranz,
Bei Askalon umweht?
Du stolzes England, freue dich,
Dein Richard hoch und ritterlich,
Dein König! Dein König!
Der Tapfere Löwenherz.

Chor:
Du stolzes England, freue dich,
Dein Richard hoch und ritterlich,
Dein König! Dein König!
Der Tapfere Löwenherz.

Vers 2
Ivanhoe:
Wer ist es, deßen Tapferheit,
Jerusalem uns gab?
Wer bahnte kühn der Christenheit,
Den Weg zum heil'gen Grab?
Wer ist des Kreuzes erster Held?
Den selbst der Heide preis't?
Wer ist, den die erstuante Welt,
Den besten Ritter heißt?
Du stolzes England, freue dich;
Dein Richard hoch und ritterlich,
Dein König! Dein König!
Der tapfre Löwenherz.

Chor:
Du stolzes England, freue dich, usw..

Vers 3
Rowena:
Ach lange war das Vaterland,
Im blut'gen Haß geheilt,
Er schlang der Eintracht süßes Band,
Das alle Wunden heilt.
Und seht ihr ein beglücktes Paar,
Das Freudenthränen weint,
So ahnet ihr wohl, wer es war,
Der treü Lieb' verient,
Du glücklich england, freue dich,
Dein Richard hold und minniglich,
Dein König! Dein König!
Der edle Löwenherz.

Chor:
Du glücklich England, freue dich, usw..

Schlinget frohe Kränze,
Windet Blumenkränze,
Freude herrsche rings umher;
Laßt die Fahnen wallen,
Siegeslieder schallen,
Zu des Königs Ruhm und Ehr!
Zu des Königs Ruhm und Ehr!

No. 15 Lied des Narren

Wamba:
Es ist doch gar köstlich, ein König zu sein,
Es stürmen ja Freude und Ruhm auf ihn ein;
Gefiel mir das Leben als Karr nicht zu sehr,
So wollt' ich, mein Seel! das ein König ich wär'.
Wie stand nicht erst vor kürzem noch,
der Feind im Lande stolz und hoch,
Raum schallt des Königs Name her,
Stellt sich das Volkzu tapfrer Wehr,
Das schlägt den Feind und Alles schreit:
Hoch leb' des Königs Tapferkeit!

Drum ist es gar köstlich, ein König zu sein, usw..
Wie, schwur mein Herr nicht oft und laut.
Rie wird sie meines Sohnes Braut!
Der König spricht eind freundlich Wort,
So ist der alte Groll schon fort,
Er willigt ein - das frohe Paar,
Bringt lauten Dank dem König dar.

Drum ist es gar köstlich, ein König zu sein, usw.

No. 16: Pregheira

Rebecca:
Herr, aus tiefen Jammernöthen,
Hör' der Seele brünstig Flehn,
Laß mich nicht in Gram vergehn,
Höre, ach, erhor mein Beten.

Die mich schmähen, die mich haßen,
Schreiten groß und stolz einher,
Zahllos, wie der Sand am meer;
Ich bin hülflos und verlaßen.

Wenn ich meine Hände ringe,
Wenn ich wieine bitterlich,
Höhnen meine Feinde mich,
Niemand, der mir Trost nur bringe.

Seit ich lalle deinen Namen,
Bist du meine Zuversicht,
Herr, mein Gott, verlaß mich nicht,
Sende deine Hülfe, Amen.
[Pause.]

Wer klopft?

No 17. Recitativ und Duett.

Weh mir, du bist's? Kommst du,
Dich an den Leiden,
Die du erschus'st, Grausamer! noch zu weiden?

Guilbert:
Nein, Freund und Retter werden will ich dir!
doch tadle nicht, wenn ich zuvor dir sage:
Gefahr und Schmach und Schande bringht es mir,
Drum wenn ich alles für die Jüdin wage,
Beding' ich auch, das sie zu thun verspricht,
Was ich begehr'.

Rebecca:
Sprich, ich versteh' dich nicht.

Guilbert:
Sieh, erschein' ich in den Schranken,
Darf mein Waffenruhm nicht wanken,
Und du endest in den Flammen.
Kämpf ich nicht, ha, so verdammen
Mit und Nachwelt mich, zerbrochen
Wird mein Schild durch Henkershand,
Über mich die Acht gesprochen,
Pflicht und ehrlos ich genannt!

Und doch will ich alles tragen,
Heir zu Füßen schwör' ich's dir,
jedem Glücke gern entsagen,
Lächelst du nur freundlich mir,
Schmach und Schande acht' ich nicht,
Selbst das Leben feß ich ein,
Wenn nur deine Lippe spricht;
Du sollst mein Geleiter sein.

Rebecca:
Denk' an solche Thorheit nicht;
Faßt euch, Ritter, seid ein Mann!

Guilbert:
O, Rebecca, hör mich an!
Laß mein flehen dich erweichen;
Nur die Hoffnung nimm mir nicht,
Deine Lied' einst zu erreichen.

Rebecca:
Christ! bedenke deine Pflicht.
Ich die Jüdin, kann auf Erden,
Nimmermehr die Deine werden.

Guilbert
Du verschmähest meine Liebe!
Stolze Spröde! (Nun wohlan!)
Nur der Rache süßem triebe,
Weih' ich meine Seele dann.

Rebecca:
Ich verachte sund'ge Liebe,
Deiner Rache biet' ich Truß,
Folge deinem rohen triebe,
Gott im Himmel mein Schuß.

[Guilbert und Rebecca zusammen.]
| Guilbert:
| Nur der Rache sueßem Triebe,
| Weih ich meine Seele dann.

| Rebecca
| Folge deinem rohen Triebe,
| Gott im Himmel ist mein Schuß

| Guilbert:
| Wenn der flammen dunkle Glut,
| Dich umfaßt mit wilder Muth,
| Wenn du mußt mir Höllenquallen,
| Deinen Übermuth bezahlen,
| Ha! dein Gott befreit dich nicht.

| Rebecca
| Selbst noch in der Flammen Glut,
| Soll mein Herz mit freud'gem Muth,
| Dankend sich zu Gott erheben,
| Siegreich dir zu widerstehen.

Trompetenstoß hinter den Scene.

/ Guilbert:
| Horch! schon tönet die Trompete,
| Ha, dein Gott befreit dich nicht.
| Fort denn, fort zum Blutgericht.
| Rebecca
| Zittre! Frevler! Bösewicht!
| Seine Wunder wirst du sehen,
\ Er verläßt die Seinen nicht.

No. 18: Finale

Beaumanoir:
Hier steht der tapfre Ritter Bois Guilbert,
Bereit mit jedem Ebenbürtigen zu streiten,
Der für die Jüdin will den Kampf bestehen,
Den das Gefeß, ihr gnadig zürkannte.
Du, Herold, laß die Aufford'rung erschallen.

Dreimaliger Trompetenstoß.
Tiefe Pause

Kein Kämpfe zeigt sich für Angeklagte.
[zu Rebecca:]
Hast du den Kämpfen, Jüdin, dir erwählt,
Der Heute wird für deine Sache streiten?
Sprich! ober unterwirfst du dich dem Urtheil,
Das wir gefällt, als wohlverdienter Strafe?

Rebecca:
Gott wird mir den Kämpfen schicken,
Ich bin schuldlos. Jede Frist
Forb're ich, die gefeßlich ist,
Gläubig will ich aufwärts blicken,
Ob er mir sein Wort erfülle,
Das er Schuß der Unschuld sei.
Ist die leßte Frist vorbei,
So gescheh' sein heil'ger Wille.

Beaumanoir:
Was das Gefeß gestattet, werde dir,
Gerechtigkeit was stets des Ordens Zier;
Wir harren bis zum spät'sten Abendroth,
Der Sonne Scheiden kündet dir den Tod.

Pause

Guilbert:
Rebecca, wende dich zu mir.

Rebecca:
Hinweg! ich habe seinen Theil an dir.

Guilbert:
Im Feiber pocht mein Herz, dumpf in meinen Sinn,
Kaum weiß ich was ich thu, und wo ich bin,
Der Holzstoß dort, die Schranken, du und ich
Ein böser Traum, so scheint's, umgaukelt mich.

Rebecca:
Mein Geist und Sinn faßt klar so Ort als Zeit:
Der Holzstoß dort, er ist für mich bereit,
Du bist mein Feind, durch dich droht mir Verderben,
Nur kurze Frist, so muß ich qualvoll sterben.

Guilbert:
Ha nimmermehr! ha nimmermehr!
Rebecca hör':
Ich will dir Leben
Und Freiheit geben.
Erschreckt dich die Menge?
Ha, rasch durch's Gedränge,
Entführe ich,
Feinsliebchen (fein's Liebchen - score), dich.

Rebecca:
Zurück Versucher! fort von mir!

Guilbert:
Nicht fern von hier,
Beim Knappentroß,
Da harrt mein Roß;
Nur rasch davon! Und lange schon,
Eh' sie sich besinnen,
Bist du von hinnen.

Rebecca:
Selbst in der höchsten Todesangst,
Erfüll' ich nicht, was du verlangst;
Auf gott vertrau' ich, fluche dir,
Zurück, Versucher! fort von mir!

Guilbert:
Ein kalter Trost durchschaürt mein Gebein,
Und Wahnsinn stürmt, ich fühl' es, auf mich ein.

Beaumanoir:
Sprich, hat die Zauberin ihre Schuld bekannt,
Wie, oder steht sie fest auf ihren Sinn?

Guilbert:
Ihr habt das rechte Wort genannt:
Ja, sie ist fest, die holde Zauberin;
Sie springt vom höchsten Thurm hinab,
Kalt blickt sie in das offne Grab,
Sie scheut selbst nicht den Flammentod!
Der endet freilich alle Roth!
Mir wird das wenig frommen
Halloh! Halloh! will denn kein Kämpe kommen?
Pause.

Beaumanoir:
Länger werden stets die Schatten,
Immer tiefer sinkt die sonne;
Wenige Minuten noch,
Und zu Ende ist die Frist.

Chor:
Wehe armes Mädchen, wehe!
Gott erbarm' sich deiner Roth!
Ach, sein Kämpe will sich zeigen,
Unvertheidigt mußt du steigen,
Ärmste, in den Flammentod.

Rebecca:
Vater zu die rufe ich!
Weihe mich nicht dem Verderben!
Sei barmherzig, rette mich!
Sterben laß mich nicht! Nicht sterben!

Beaumanoir:
Ihr Sclaven, zündet nun den Holzstoß an!
Zu Gottes Ehren lodr' er Himmelan,
Die Sonne, Jüdin, ist dem Scheiden nah,
Mach dich bereit, der Augenblick ist da.

Trompetenstoß hinter den Scene.

Chor:
Ein Kämpe naht! hurrah! hurrah!
Willkommen hier, viel Glück und Heil!
Ein wackrer Kämpe naht sich da!
Dem Tapfern werde Sieg zu Theil!
Heil! Heil dir! Glück und Sieg! Hurrah!

Guilbert:
Komm an! komm an! du feiger Wicht!
Schon einen traf der Rache Strahl,
Denn ungestraft läßt Guilbert nicht
Sich rauben seines Herzens Wahl.

Rebecca: [Außer sich vor Freuden:]
Er ist's! er ist's! er muß es sein!
Dank dir, o Gott, aus freud'ger Brust!
Ach, deine Prüfung war nur klein,
Und wie unendlich ist die Luft!

Ivanhoe schreitet unter
dem Gejauchze geharnischt und mit geschloßenem Visir durch die Schranken, und neigt sich vor dem Großmeister.

Beaumanoir:
Kommst du zum Kampf für die Beklagte hier,
So nenne deinen Stand und Namen mir.

Guilbert:
Ihr Buhle bist du, ja ich kenne dich!
Schlau wußtest du ihr Herz mir zu entwenden;
Du wirst nicht triumphiren ünber mich,
Mein Stahl soll bald dein Leben enden.

Ivanhoe:
Ein beß'rer Ritter wohl als du,
Bin ich. Wilfred von Ivanhoe!

Beaumanoir, Ritter, Volk:
Wilfred von Ivanhoe!

Rebecca:
Mein Glaube täuscht mich nicht!

Guilbert:
Ha ha! komm an! komm an!

Ivanhoe:
Und ich behaupte kühn und frei,
Daß die Beklagte schuldlos sei;
Dich nenn' ich aller ehren baar,
Entführer! Räuber! Mörder gar!
Mit meinem Schwert will ich's verheiden,
Und Gott im Himmel mög' entscheiden.

Beaumanoir:
Nun so beginne denn der Streit,
Nach Rittersitte. Seid bereit!

[Guilbert und Ivanhoe rüsten sich zum Kampf.]

Trompeter blase! Nun wohlan,
In Gottes Namen fanget an.

[Der Kampf beginnt. Der erste Gang führt zu nichts. Beim zweiten holt Guilbert zu einem fürchterlichen Hiebe aus, stürzt aber mit diesem Schlage in sich selbst zusammen.]

Chor:
Ha seht! er stürzt! Sieg! Sieg!

Ivanhoe: [sein Schwerdt auf Guilberts Brust setzend.]
Bekenne oder stirb!

Beaumanoir:
Halt ein! er ist besiegt.

Rebecca:
Dank dir, Gott Abrahams!

Beaumanoir:
Ha! leblos liegt er da, doch unversehrt
Von Feindes Schwert;
Ein Gottes Urtheil, wie ich keines sah!

Ivanhoe: [zu Rebecca:]
Du hast mich einst vom Tod' befret,
Schuldlos gekränktes Wesen.
Laß mich aus Pflicht der Dankbarkeit,
Jetzt deine Feßeln löfen.

Rebecca:
Wie lieb' ich diese Feßeln hier,
Die Bosheit mir gegeben,
Denn ihr seid mein Erretter, ihr!
Euch danke ich dies Leben.

Chor:
Ha seht, des Königs Fahnen wallen!
Umringt von seines Reichs Vasallen,
Rah't er dem Platz in Haft'ger Eil'?
Heil Richard! unserm König Heil!

Richard: [zu Ivanhoe:]
Sprich war es recht, das du zum Kampf geeilt,
Da du von schweren Wunden kaum geheilt,
Als Sieger grüß' ich dich, doch lob' ich nicht,
Daß du die Freunde konntest so betrüben.

Ivanhoe:
Die Unschuld beschüßen und Dankbarkeit üben,
Ist jedes ächten Ritters Pflicht.
[Rowena umarmt Ivanhoe.]

Richard
Nun wohl, du kannst den schönsten Dank ja lesen,
Im Aug' der Braut für deine Heldenthat.
[zu Rebecca:]
Doch welchen Lohn willst du, du holdes Wesen,
Das ungerecht so viel gelitten hat?

Rebecca: [schmerzlich:]
Was kann ich wollen? Ich!

Ivanhoe:
Ja, nenne deinen willen,
Was du verlangst, der König wird's erfüllen.

Rebecca:
Ich seh' euch von liebenden Armen umflochten,
Ich sehe euch glücklich, des freu' ich mich sehr,
Ihr habt ja für mich, für die Jüdin gefochten!
[schmerzlich:] Was will die arme Jüdin mehr.

Richard:
Euch stolze Templer, frag' ich jetzt:
Wer har zum Richter euch in meinem Reich gesetßt??
Ich bin heir König! ich allein,
Und strenger Feind will ich der Willführ sein.

Schlußchor:
Laßt lauten Jubelruf erschallen,
Daß Berg' und Thäler wiederhallen,
Und freudig jauchzt es Himmelwärts:
Hoch lebe Richard Löwenherz!

Vorhang.

Ende


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Monday, 08-Dec-2003 21:48:40 PST