EMMANUEL SCHIKANEDER / WOLFGANG AMADE MOZART OperaGlass
Die Zauberflöte


            Zweyter Aufzug.

             Erster Auftritt.

Das Theater ist ein Palmwald; alle Bäume sind sil-
   berartig, die Blätter von Gold.  18. Sitze von
   Blättern;  auf einem  jeden Sitze  steht  eine
   Pyramide  und ein  großes  schwarzes  Horn mit
   Gold  gefaßt.  In  der Mitte  ist  die  größte
   Pyramide,  auch  die größten  Bäume.  Sarastro
   nebst andern  Priestern  kommen in feyerlichen
   Schritten,  jeder mit einem  Palmzweige in der
   Hand.  Ein Marsch  mit blasenden  Instrumenten
   begleitet den Zug.

            Sarastro (nach einer Pause.)
Ihr,  in dem Weisheitstempel  eingeweihten  Diener
der großen Göttin Osiris und Isis!  --  Mit reiner
Seele erklär ich euch,  daß unsre heutige Versamm-
lung  eine der  wichtigsten  unsrer  Zeit ist.  --
Tamino,  ein Königssohn,  20 Jahre  seines Alters,
wandelt an der nördlichen  Pforte  unsers Tempels,
und seufzt mit  tugendvollem Herzen nach einem Ge-
genstande,  den wir alle mit Mühe und Fleiß errin-
gen müssen.  --  Kurz, dieser Jüngling will seinen
nächtlichen Schleyer von sich reißen, und ins Hei-
ligthum des größten  Lichtes  blicken.  --  Diesen
Tugendhaften zu bewachen, ihm freundschaftlich die
Hand zu bieten,  sey heute eine unsrer wichtigsten
Pflichten.

   Erster Priester. (steht auf) Er besitzt Tugend?

   Sarastro. Tugend!

   Zweyter Priester. Auch Verschwiegenheit?

   Sarastro. Verschwiegenheit!                             5

   Dritter Priester. Ist wohlthätig?

   Sarastro.  Wohlthätig!  --  haltet  ihr ihn für
würdig,  so folgt  meinem  Beyspiele.  (sie blasen
drey mahl in die Hörner.)  Gerührt über die Einig-
keit eurer  Herzen,  dankt Sarastro  euch im Namen
der Menschheit. -- Mag immer das Vorurtheil seinen
Tadel über uns Eingeweihte auslassen! --  Weisheit
und Vernunft zerstückt es gleich dem Spinnengewebe.
--  Unsere Säulen erschüttern sie nie. Jedoch, das
böse  Vorurtheil  soll  schwinden;   und  es  wird
schwinden, so bald Tamino selbst die Größe unserer
schweren  Kunst  besitzen  wird.  --  Pamina,  das
sanfte,  tugendhafte Mädchen  haben die Götter dem
holden Jünglinge bestimmt; dies ist der Grundstein,
warum ich sie der stolzen Mutter  entriß.  --  Das
Weib dünkt sich groß zu seyn; hoft durch Blendwerk
und Aberglauben  das Volk zu berücken,  und unsern
festen Tempelbau  zu zerstören.  Allein,  das soll
sie nicht; Tamino, der holde Jüngling selbst, soll
ihn mit uns befestigen,  und als Eingeweihter  der
Tugend Lohn,  dem Laster  aber Strafe seyn.   (der
dreymahlige  Accord  in den Hörnern wird von allen
wiederhohlt.)

   Sprecher.  (steht auf)  Großer Sarastro,  deine
weisheitsvollen  Reden erkennen und bewundern wir;
allein,  wird Tamino auch die harten Prüfungen, so
seiner warten, bekämpfen?  --  Verzeih, daß ich so
frey  bin,  dir  meinen Zweifel  zu eröfnen!  mich
bangt es um den Jüngling.  Wenn nun im Schmerz da-
hin gesunken  sein Geist ihn verließe,  und er dem
harten Kampfe unterläge. -- Er ist Prinz! --

   Sarastro. Noch mehr! -- -- Er ist Mensch!

   Sprecher.   Wenn er nun aber  in seiner  frühen        10
Jugend leblos erblaßte?

   Sarastro.  Dann ist er Osiris und Isis gegeben,
und wird der Götter Freuden  früher fühlen als wir.
(der  dreimahlige  Accord  wird  wiederhohlt)  Man
führe Tamino  mit seinem Reisegefährten  in Vorhof
des Tempels ein.  (zum Sprecher,  der vor ihm nie-
derkniet.)  Und du,  Freund!  den die Götter durch
uns zum Vertheidiger  der Wahrheit  bestimmten  --
vollziehe dein heiliges Amt, und lehre durch deine
Weisheit  beyde,  was Pflicht der Menschheit  sey,
lehre sie die Macht der Götter erkennen.
  (Sprecher geht mit einem Priester ab, alle Prie-
      ster stellen sich  mit ihren Palmzweigen zu-
      sammen.)

                     Chorus.

O Isis und Osiris schenket
Der Weisheit Geist dem neuen Paar!
Die ihr der Wandrer Schritte lenket,
Stärkt mit Geduld sie in Gefahr --                        15
Laßt sie der Prüfung Früchte sehen.
Doch sollten sie zu Grabe gehen,
So lohnt der Tugend kühnen Lauf,
Nehmt sie in euern Wohnsitz auf.
   (Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach ab.)

             Zweyter Auftritt.

   Nacht, der Donner rollt von weitem. Das Theater
      verwandelt sich  in einen kurzen Vorhof  des
      Tempels,  wo man  Rudera  von  eingefallenen
      Säulen  und Pyramiden  sieht,  nebst einigen
      Dornbüschen. An beyden Seiten stehen practi-
      cable hohe altägyptische Thüren, welche mehr
      Seitengebäude vorstellen.

   Tamino und  Papageno werden vom  Sprecher,  und
      dem andern Priester hereingeführt; sie lösen
      ihnen die Säcke ab;  die Priester gehen dann
      ab.

   Tamino. Eine schreckliche Nacht!  --  Papageno,
bist du noch bey mir?

   Papageno. I, freylich!

   Tamino. Wo denkst du, daß wir uns nun befinden?

   Papageno.  Wo?  Ja  wenns  nicht  finster wäre,
wollt' ich dirs schon sagen -- aber so -- (Donner-
schlag) O weh! --

   Tamino. Was ists?                                       5

   Papageno. Mir wird nicht wohl bey der Sache!

   Tamino. Du hast Furcht, wie ich höre.

   Papageno. Furcht eben nicht, nur eißkalt läufts
mir über den Rücken. (starker Donnerschlag) O weh!

   Tamino. Was solls?

   Papageno.  Ich glaube,  ich  bekomme  ein klei-
nes Fieber.                                               10

   Tamino. Pfui, Papageno! Sey ein Mann!

   Papageno. Ich wollt' ich wär ein Mädchen!  (ein
sehr starker Donnerschlag)  O! O! O!  Das ist mein
letzter Augenblick.

             Dritter Auftritt.

      Sprecher, und der andere Priester mit
         Fackeln. Vorige.

   Sprecher.  Ihr Fremdlinge,  was sucht oder for-
dert ihr von uns?   Was  treibt euch an,  in unsre
Mauern zu dringen?

   Tamino. Freundschaft und Liebe.

   Sprecher.  Bist du bereit,  es mit deinem Leben
zu erkämpfen?

   Tamino. Ja!

   Sprecher. Auch wenn Tod dein Loos wäre?                 5

   Tamino. Ja!

   Sprecher.  Prinz,  noch ists Zeit zu weichen --
einen Schritt weiter, und es ist zu spät. --

   Tamino.  Weisheitslehre sey mein Sieg;  Pamina,
das holde Mädchen mein Lohn!.

   Sprecher. Du unterziehst jeder Prüfung dich?

   Tamino. Jeder!                                         10

   Sprecher.  Reiche deine Hand mir! --  (sie rei-
chen sich die Hände) So!

   Zweyter Priester.  Ehe du weiter sprichst,  er-
laube mir  ein Paar Worte mit diesem Fremdlinge zu
sprechen. -- --  Willst auch du dir Weisheitsliebe
erkämpfen?

   Papageno. Kämpfen ist meine Sache nicht. -- Ich
verlang'  auch im Grunde auch gar  keine Weisheit.
Ich bin so ein Natursmensch,  der sich mit Schlaf,
Speise und Trank begnügt;  --  und wenn es ja seyn
könnte,  daß ich mir einmahl  ein schönes Weibchen
fange.

   Zweyter Priester.  Die wirst  du nie  erhalten,
wenn du dich nicht unsern Prüfungen unterziehst.

   Papageno. Worinn besteht diese Prüfung? --             15

   Zweyter Priester.  Dich allen  unsern  Gesetzen
unterwerfen, selbst den Tod nicht scheuen.

   Papag. Ich bleibe ledig!

   Sprecher.  Aber  wenn du dir ein  tugendhaftes,
schönes Mädchen erwerben könntest?

   Papag. Ich bleibe ledig!

   Zweyter Priester.  Wenn nun  aber  Sarastro dir
ein Mädchen  aufbewahrt  hätte,  das  an Farbe und
Kleidung dir ganz gleich wäre? --                         20

   Papag. Mir gleich! Ist sie jung?

   Zweyter Priester. Jung und schön!

   Papag. Und heißt?

   Zweyter Priester. Papagena.

   Papag. Wie? -- Pa -- ?                                 25

   Zweyter Priester. Papagena!

   Papag.  Papagena? --  Die möcht' ich aus bloßer
Neugierde sehen.

   Zweyter Priester. Sehen kannst du sie! -- --

   Papag. Aber wenn ich sie gesehen habe,  hernach
muß ich sterben?

   Zweyter Priester.  (macht eine zweydeutige Pan-
tomime.)                                                  30

   Papag. Ja? -- Ich bleibe ledig!

   Zweyter Priester. Sehen kannst du sie, aber bis
zur  verlaufenen Zeit  kein Wort mit ihr sprechen;
wird dein Geist so viel Standhaftigkeit  besitzen,
deine Zunge in Schranken zu halten?

   Papag. O ja!

   Zweyter Priester.   Deine Hand!   Du sollst sie
sehen.

   Sprecher. Auch dir, Prinz, legen die Götter ein
heilsames Stillschweigen auf; ohne diesem seyd ihr
beyde verlohren.  -- Du wirst Pamina sehen -- aber
nie sie sprechen dürfen; dieß ist der Anfang eurer
Prüfungszeit. --                                          35

                     Duetto.

Bewahret euch vor Weibertücken:
Dies ist des Bundes erste Pflicht!
Manch weiser Mann ließ sich berücken,
Er fehlte, und versah sichs nicht.
Verlassen sah er sich am Ende,                            40
Vergolten seine Treu mit Hohn:
Vergebens rang er seine Hände,
Tod und Verzweiflung war sein Lohn.
(Beyde Priester ab.)

             Vierter Auftritt.

                 Tamino, Papageno.

   Papag. He, Lichter her! Lichter her! -- Das ist
doch wunderlich, so oft einen die Herrn verlassen,
so sieht man mit offenen Augen Nichts.

   Tamino. Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist
der Götter Wille.

             Fünfter Auftritt.

              Die drey Damen, Vorige.

               (aus der Versenkung.)

                  Die drey Damen.

                    Quintetto.

Wie? wie? wie?
Ihr an diesem Schreckensort?
Nie, nie, nie!
Kommt ihr wieder glücklich fort!
Tamino, dir ist Tod geschworen.                            5
Du, Papageno! bist verlohren!

                    Papageno.
Nein! Nein! Nein! Das wär zu viel.

                     Tamino.
Papageno schweige still!
Willst du dein Gelübde brechen,
Nicht mit Weibern hier zu sprechen?                       10

                    Papageno.
Ihr hört ja, wir sind beyde hin.

                     Tamino.
Stille sag ich! -- Schweige still!

                    Papageno.
Immer still, und immer still!

                  Die drey Damen.
Ganz nah ist euch die Königinn!
Sie drang in Tempel heimlich ein.                         15

                    Papageno.
Wie? Was? Sie soll im Tempel seyn?

                     Tamino.
Stille sag ich! -- Schweige still! --
Wirst du immer so vermessen,
Deiner Eides-Pflicht vergessen?

                  Die drey Damen.
Tamino, hör! du bist verlohren!                           20
Gedenke an die Königinn! 
Man zischelt viel sich in die Ohren
Von dieser Priester falschem Sinn.

                Tamino (für sich.)
Ein Weiser prüft und achtet nicht,
Was der verworfne Pöbel spricht.                          25

                  Die drey Damen.
Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,
Der ist verwünscht mit Haut und Haar.

                    Papageno.
Das wär-beym Teufel unerhört!
Sagt an Tamino, ist das wahr?

                     Tamino.
Geschwätz von Weibern nachgesagt,                         30
Von Heuchlern aber ausgedacht.

                    Papageno.
Doch sagt es auch die Königinn.

                     Tamino.
Sie ist ein Weib, hat Weibersinn.
Sey still, mein Wort sey dir genug,
Denk deiner Pflicht, und handle klug.                     35

             Die drey Damen. (zu Tamino)
Warum bist du mit uns so spröde?

     Tamino (deutet bescheiden, daß er nicht
sprechen darf.) 

                 Die drey Damen.
Auch Papageno schweigt, -- so rede!

                    Papageno.
Ich möchte gerne -- Woll --

                     Tamino.
Still!

               Papageno. (heimlich)
Ihr seht, daß ich nicht soll --                           40

                     Tamino.
Still!
 
                 Tamino, Papageno.
     ich           kann
Daß (   )  nicht (      ) das Plaudern lassen,
     du           kannst
                               mich.
Ist wahrlich eine Schand' für (     )
                               dich.

                    Alle fünf.
 Wir         sie
(   ) müßen (   ) mit Scham verlassen;
 Sie         uns
Es plaudert keiner sicherlich!                            45
Von festem Geiste ist ein Mann,
Er denket, was er sprechen kann.
        (Die Damen wollen gehen,  die Eingeweihten
           schreyen von innen.) 
 
                    Priester.
Entweiht ist die heilige Schwelle,
Hinab mit den Weibern zur Hölle!
    (Ein schrecklicher Accord mit allen Instrumen-
      ten, Donner, Blitz und Schlag; zugleich zwey
      starke Donner. Die Damen stürzen in die Ver-
      senkung.)

                 Die drey Damen.
O weh! O weh! O weh!                                      50

   Papageno  (fällt vor Schrecken zu Boden; singt,
da schon alle Musik stille ist.)
O weh! O weh! O weh!

   (Dann sängt der dreymahlige Accord an.)

            Sechster Auftritt.

   Tamino, Papageno, Sprecher, zweyter Priester
        (mit Fackeln.)

   Sprecher.  Heil dir,  Jüngling!  dein standhaft
männliches Betragen hat gesiegt. Zwar hast du noch
manch rauben und gefährlichen Weg zu wandern,  den
du aber  durch Hülfe der Götter  glücklich endigen
wirst. -- Wir wollen also mit reinem Herzen unsere
Wanderschaft weiter fortsetzen.  --  (Er giebt ihm
den Sack-um.) So! nun komm. (ab.)

   Zweyter Priester.  Was seh' ich!  Freund, stehe
auf! wie ist dir?

   Papag. Ich lieg' in einer Ohnmacht!

   Zweyter Priester. Auf! Sammle dich, und sey ein
Mann!

   Papag.  (steht auf)  Aber  sagt mir  nur
meine lieben Herren,  warum muß ich denn alle  die
Qualen und Schrecken empfinden? -- Wenn mir ja die
Götter eine Papagena bestimmten, warum denn mit so
vielen Gefahren sie erringen?                              5

   Zweyter Priest. Diese neugierige Frage mag dei-
ne Vernunft dir beantworten.  Komm!  meine Pflicht
heischt dich  weiter  zu führen.  (er giebt ihm
den Sack um.)

   Papag.  Bey so einer ewigen Wanderschaft  möcht
einem wohl die Liebe auf immer vergehen. (ab.)

            Siebenter Auftritt.

Das Theater  verwandelt sich  in einen  angenehmen
   Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens ge-
   setzt sind;  in der Mitte  steht eine Laube von
   Blumen und Rosen,  worin Pamina schläft.
   Der Mond  beleuchtet  ihr  Gesicht.  Ganz  vorn
   steht eine Rasenbank.  Monostatos kommt,  setzt
   sich nach einer Pause.

   Monostatos.  Ha,  da  find' ich ja  die  spröde
Schöne! -- -- Und um so einer geringen Pflanze we-
gen wollte man meine Fußsohlen behämmern? --  Also
bloß dem heutigen Tage hab' ichs zu verdanken, daß
ich noch mit heiler Haut auf die Erde trete. -- --
Hm! -- Was war denn eigentlich mein Verbrechen? --
Daß ich mich in eine Blume vergafte, die auf frem-
den Boden  versetzt war?  --  Und  welcher Mensch,
wenn er auch von gelinderm Himmelstrich daher wan-
derte,  würde bey so einem Anblick kalt  und unem-
pfindlich  bleiben?  --  Bey  allen  Sternen!  das
Mädchen wird noch um meinen Verstand mich bringen.
-- Das Feuer,  das in mir glimmt,  wird mich  noch 
verzehren.  (Er sieht sich allenthalben um.)  Wenn
ich wüßte  --  daß ich  so ganz allein,  und unbe-
lauscht wäre  --  ich wagte es  noch einmal.  (Er
macht sich Wind mit beyden Händen.[)] Es ist doch
eine verdammte  närrische Sache  um die Liebe!  --
Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich entschuldigen.
--

                      Arie.

   (Alles wird so piano gesungen und gespielt, als
       wenn die Musik in weiter Entfernung wäre.)

Alles fühlt der Liebe Freuden,
Schnäbelt, tändelt, herzet, küßt;
Und ich soll die Liebe meiden,
Weil ein Schwarzer häßlich ist.                            5
Ist mir denn kein Herz gegeben?
Ich bin auch den Mädchen gut?
Immer ohne Weibchen leben,
Wäre wahrlich Höllenglut.
Drum so will ich, weil ich lebe,                          10
Schnäbeln, küssen, zärtlich seyn! --
Lieber, guter Mond -- vergebe
Eine Weiße nahm mich ein! --
Weiß ist schön! -- ich muß sie küssen;
Mond! verstecke dich dazu! --                             15
Sollt es dich zu seh'n verdrießen,
O so mach' die Augen zu!
   (Er schleicht langsam und leise hin.)

             Achter Auftritt.

Die Königinn kommt  unter Donner  aus der mittlern
     Versenkung, und so, daß sie gerade vor Pamina
     zu stehen kommt.

   Königinn. Zurücke!

   Pamina. (erwacht) Ihr Götter!

   Monost. (prallt zurück)  O weh!  das ist
-- wo ich nicht irre, die Göttin der Nacht.
                         (Steht ganz still.)

   Pamina. Mutter! Mutter!  meine Mutter! --  (Sie
fällt ihr in die Arme.)

   Monost.  Mutter?  hm!  das muß man  von  weitem
belauschen. (Schleicht ab.)                                5

   Königinn.  Verdank es  der Gewalt,  mit der man
dich mir entriß,  daß ich noch  deine Mutter  mich
nenne.  --  Wo ist der Jüngling,  den ich  an dich
sandte?

   Pamina.  Ach Mutter,  der ist der Welt  und den
Menschen  auf ewig  entzogen.  --  Er hat sich den
Eingeweihten gewidmet.

   Königinn.  Den  Eingeweihten?  --  Unglückliche
Tochter, nun bist du auf ewig mir entrissen. --

   Pamina. Entrissen? --  O fliehen wir liebe Mut-
ter! unter deinem Schutz trotz ich jeder Gefahr.

   Königinn.  Schutz?  Liebes  Kind,  deine Mutter
kann dich nicht mehr schützen. --   Mit deines Va-
ters Tod gieng meine Macht zu Grabe.                      10
 
   Pamina. Mein Vater --

   Königinn.  Übergab freywillig  den siebenfachen
Sonnenkreis  den  Eingeweihten;  diesen  mächtigen
Sonnenkreis  trägt Sarastro  auf seiner Brust.  --
Als ich ihn darüber beredete, so sprach er mit ge-
falteter Stirne:  Weib! meine letzte Stunde ist da
--  alle Schätze,  so ich allein besaß,  sind dein
und deiner Tochter. --  Der alles verzehrende Son-
nenkreis, fiel ich hastig ihm in die Rede, --  ist
den Geweihten bestimmt, antwortete er: -- Sarastro
wird ihn so männlich verwalten, wie ich bisher. --
Und nun kein Wort weiter; forsche nicht nach Wesen,
die den weiblichen Geiste  unbegreiflich sind.  --
Deine Pflicht  ist,  dich und  deine Tochter,  der
Führung weiser Männer zu überlassen.

   Pamina. Liebe Mutter, nach allem dem zu schlie-
ßen, ist wohl auch der Jüngling auf immer für mich
verloren.

   Königinn. Verloren, wenn du nicht, eh' die Son-
ne die Erde färbt,  ihn durch diese  unterirdische
Gewölber zu fliehen beredest. --  Der erste Schim-
mer des Tages  entscheidet,  ob er  ganz Dir  oder
den Eingeweihten gegeben sey.

   Pamina.Liebe Mutter, dürft ich den Jüngling als
Eingeweihten  denn  nicht  auch  eben so  zärtlich
lieben,  wie ich ihn  jetzt liebe?  --  Mein Vater
selbst war ja mit diesen weisen Männern verbunden;
er  sprach  jederzeit  mit  Entzücken  von  ihnen,
preißte ihre Güte -- ihren Verstand -- ihre Tugend.
-- Sarastro ist nicht weniger tugendhaft -- --            15

   Königinn.  Was  hör ich?  --  Du  meine Tochter
könntest  die schändlichen Gründe  dieser Barbaren
vertheidigen?  --  So einen Mann  lieben,  der mit
meinem Todfeinde  verbunden,  mit jedem Augenblick
mir meinen Sturz bereiten würde? -- Siehst du hier
diesen Stahl? --  Er ist für Sarastro geschliffen.
--  Du wirst ihn tödten, und den mächtigen Sonnen-
kreis mir überliefern. 

   Pamina. Aber liebste Mutter! --

   Königinn. Kein Wort!

                      Arie.

Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen,
Tod und Verzweiflung flammet um mich her!                 20
Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen,
So bist du meine Tochter nimmermehr.
Verstossen sey auf ewig und verlassen,
Zertrümmert alle Bande der Natur,
Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen!            25
Hört Rache, -- Götter! -- Hört der Mutter Schwur.
                    (Sie versinkt.)

             Neunter Auftritt.

         Pamina (mit dem Dolch in der Hand.)

   Pamina.  Morden soll ich? --  Götter!  das kann
ich nicht. -- Das kann ich nicht!
                     (Steht in Gedanken.)

             Zehnter Auftritt.

                Vorige, Monostatos.

   Monost.  (kommt schnell,  heimlich,  und sehr freu-
dig) Sarastros Sonnenkreis hat also auch seine
Wirkung? -- Und diesen zu erhalten, soll das schö-
ne Mädchen ihn morden?  --  Das ist  Salz in meine
Suppe!

   Pamina. Aber schwur sie nicht bey allen Göttern,
mich zu verstossen, wenn ich den Dolch nicht gegen
Sarastro kehre? -- Götter! -- Was soll ich nun?

   Monost.  Dich mir anvertrauen!  (nimmt  ihr den
Dolch.)

   Pamina. (erschrickt und schreyt) Ha!

   Monost. Warum zitterst du? vor meiner schwarzen
Farbe, oder vor dem ausgedachten Mord?                     5

   Pamina (schüchtern) Du weißt also? --

   Monost. Alles. -- Ich weiß sogar, daß nicht nur
dein,  sondern auch deiner Mutter Leben  in meiner
Hand  steht.  --  Ein einziges Wort  sprech ich zu
Sarastro,  und deine Mutter wird in diesem Gewölbe
in eben dem Wasser,  das die Eingeweihten reinigen
soll, wie man sagt, ersäufft. -- Aus diesem Gewöl-
be kommt sie nun sicher nicht mehr mit heiler Haut,
wenn ich es will.  --  Du hast also nur einen Weg,
dich und deine Mutter zu retten.

   Pamina. Der wäre?

   Monost. Mich zu lieben.

   Pamina (zitternd für sich) Götter!                     10

   Monost.  (freudig)  Das junge Bäumchen jagt der
Sturm auf meine Seite.  --  Nun Mädchen!  Ja, oder
nein!

   Pamina (entschlossen) Nein!

   Monost.  (voll Zorn)  Nein? und warum? weil ich
die Farbe  eines  schwarzen Gespensts  trage?  --
Nicht? Ha so stirb! (er ergreift sie bey der Hand)

   Pamina.  Monostatos,  sieh mich hier auf meinen
Knien -- schone meiner!

   Monost. Liebe oder Tod!  --  Sprich! dein Leben
steht auf der Spitze.                                     15

   Pamina. Mein Herz hab ich dem Jüngling geopfert.

   Monost. Was kümmert mich dein Opfer. -- Sprich!
--

   Pamina (entschlossen) Nie!

             Elfter Auftritt.

                 Vorige, Sarastro.

   Monost.  So fahr denn hin!  (Sarastro  hält ihn
schnell ab.)   Herr,  mein  Unternehmen ist  nicht
strafbar;  man hat  deinen Tod  geschworen,  darum
wollt ich dich rächen.

   Sarastro. Ich weiß nur allzuviel. --  Weiß, daß
deine Seele  eben so schwarz als dein Gesicht ist.
-- -- Auch würde ich dies schwarze Unternehmen mit
höchster Strenge an dir bestrafen,  wenn nicht ein
böses Weib,  das zwar  eine sehr gute Tochter hat,
den Dolch dazu  geschmiedet hätte.  --  Verdank es
der bösen Handlung  des Weibes,  daß du ungestraft
davon ziehst. -- Geh! --

   Monost. (im Abgehen) Jetzt such' ich die Mutter
auf,  weil  die Tochter mir  nicht beschieden ist.
(ab.)

            Zwölfter Auftritt.

              Vorige, ohne Monostatos.
   Pamina.  Herr,  strafe meine Mutter nicht,  der
Schmerz über meine Abwesenheit. -- 

   Sarastro.  Ich weiß alles. --  Weiß, daß sie in
unterirdischen Gemächern des Tempels herumirrt und
Rache  über mich  und  die Menschheit  kocht;   --
Allein,  du sollst sehen,  wie ich mich  an deiner
Mutter räche. -- Der Himmel schenke nur dem holdem
Jüngling Muth und Standhaftigkeit  in seinem from-
men Vorsatz,  denn bist du mit ihm glücklich,  und
deine Mutter soll beschämt nach ihrer Burg zurücke
kehren.

                      Arie.

In diesen heil'gen Hallen,
Kennt man die Rache nicht. --
Und ist ein Mensch gefallen;                               5
Führt Liebe ihn zur Pflicht.
Dann wandelt er an Freundeshand
Vergnügt und froh ins bess're Land.
In diesen heiligen Mauern,
Wo Mensch den Menschen liebt,                             10
Kann kein Verräther lauern,
Weil man dem Feind vergiebt.
Wen solche Lehren nicht erfreu'n,
Verdienet nicht ein Mensch zu seyn.
                          (Gehen beyde ab.)

          Dreyzehnter Auftritt.

Das Theater verwandelt sich in eine Halle,  wo das
    Flugwerk gehen kann.  Das Flugwerk ist mit Ro-
    sen und Blumen  umgeben,  wo sich  sodann eine
    Thüre öfnet.  Tamino und Papageno  werden ohne
    Säcke,  von den zwey Priestern herein geführt.
    Ganz vorne sind zwey Rasenbänke.

   Sprecher. Hier seyd ihr euch beyde allein über-
lassen. -- Sobald die röchelnde Posaune tönt, dann
nehmt ihr euren Weg dahin.  --  Prinz,  lebt wohl!
Wir sehen uns, eh' ihr ganz am Ziele seyd.  --  --
Noch einmal, vergeßt das Wort nicht: Schweigen. --
(ab.)

   Zweyter Priester.  Papageno,  wer an diesem Ort
sein Stillschweigen bricht, den strafen die Götter
durch Donner und Blitz. Leb wohl! (ab.)

          Vierzehnter Auftritt.

                 Tamino, Papageno.

   Tamino (setzt sich auf eine Rasenbank.)

   Papag. (nach einer Pause) Tamino!

   Tamino. (verweisend) St!

   Papag.  Das ist ein lustiges Leben! -- Wär' ich
lieber  in meiner  Strohhütte,  oder im Walde,  so
hört ich doch manchmahl einen Vogel pfeifen.

   Tamino. (verweisend) St!                                5

   Papag.  Mit mir selbst  werd' ich wohl sprechen
dürfen; und auch wir zwey können zusammen sprechen,
wir sind ja Männer. 

   Tamino. (verweisend) St!

   Papag.  (singt)  La la la -- la la la! -- Nicht
einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bey diesen
Leuten; viel weniger sonst was. --

          Fünfzehnter Auftritt.

Ein altes häßliches Weib kommt aus der Ver-
      senkung,  hält auf einer Tasse  einen großen
      Becher mit Wasser.

   Papag. (sieht sie lang an) Ist das für mich?

   Weib. Ja, mein Engel!

   Papageno.  (sieht sie wieder an, trinkt)  Nicht
mehr und nicht weniger als Wasser. --  Sag du mir,
du unbekannte Schöne! werden alle fremde Gäste auf
diese Art bewirthet? 

   Weib. Freylich, mein Engel!

   Papag.  So, so! -- Auf die Art werden die Frem-
den auch nicht gar zu häufig kommen. --  --                5

   Weib. Sehr wenig.

   Papag.  Kann mirs denken.  --  Geh Alte,  setze
dich her zu mir,  mir ist die Zeit verdammt lange.
-- Sag du mir, wie alt bist du denn?

   Weib. Wie alt?

   Papag. Ja!

   Weib. 18. Jahr und 2. Minuten.                         10

   Papag. 18. Jahr und 2. Minuten?

   Weib. Ja!

   Papag.  Ha ha ha! -- Ey, du junger Engel!  Hast
du auch einen Geliebten? 

   Weib. I' freylich!

   Papag. Ist er auch so jung wie du?                     15
 
   Weib. Nicht gar, er ist um 10. Jahre älter. --

   Papag. Um 10. Jahre ist er älter als du? -- Das
muß eine Liebe  seyn!  --  --  Wie nennt sich denn
dein Liebhaber? 

   Weib. Papageno!

   Papag. (erschrickt. Pause)  Papageno? -- Wo ist
er denn dieser Papageno?

   Weib. Da sitzt er mein Engel!                          20

   Papag. Ich wär dein Geliebter?

   Weib. Ja mein Engel!

   Papag.  (nimmt schnell das Wasser,  und spritzt
sie ins Gesicht) Sag du mir, wie heißt du denn?

   Weib.  Ich heiße --  (starker Donner,  die Alte
hinkt schnell ab)

   Papag. O weh!                                          25

   Tamino (steht auf, droht ihm mit dem Finger:)

   Papag. Nun sprech ich kein Wort mehr!

          Sechzehnter Auftritt.

Die drey Knaben  kommen in einem mit Rosen bedeck-
    ten Flugwerk.  In der Mitte  steht ein schöner
    gedeckter Tisch.  Der eine hat die Flöte,  der
    anderedas Kästchen mitGlöckchen. Vorige.

                    Terzetto.

Seyd uns zum zweytenmal willkommen
Ihr Männer in Sarastros Reich!
Er schickt, was man euch abgenommen,
Die Flöte und die Glöckchen euch.
Wollt ihr die Speisen nicht verschmähen,                   5
So esset, trinket froh davon!
Wenn wir zum drittenmal uns sehen,
Ist Freude eures Muthes Lohn!
Tamino Muth! Nah ist das Ziel,
Du Papageno, schweige still.                              10

    (Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die
       Mitte, und liegen auf.)

          Siebzehnter Auftritt.

                 Tamino, Papageno.

   Papag. Tamino, wollen wir nicht speisen? -- --

   Tamino (bläst uaf seiner Flöte.)

   Papag.  Blase du nur fort auf deiner Flöte, ich
will meine Brocken blasen.  -- Herr Sarastro führt
eine gute Küche.  --  Auf die Art,  ja da will ich
schon schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen
bekomme. (Er trinkt.) Nun will ich sehen, ob auch
der Keller so gut bestellt ist.  -- Ha! -- Das ist
Götterwein! -- (Die Flöte schweigt.)

          Achtzehnter Auftritt.

                  Pamina, Vorige.

   Pamina  (freudig)  Du hier?  --  Gütige Götter!
Dank euch, daß ihr mich diesen Weg führet. --  Ich
hörte deine Flöte --  und so lief ich pfeilschnell
dem  Tone  nach.  --  Aber  du bist  traurig?  --
Sprichst nicht eine Silbe mit deiner Pamina?

   Tamino. (seufzt) Ah! (winkt ihr fortzugehen.)
 
   Pamina.  Wie?  ich soll dich meiden?  liebst du
mich nicht mehr?
 
   Tamino (seufzt) Ah! (winkt wieder fort.)
 
   Pamina.   Ich  soll  fliehen,  ohne  zu wissen,
warum? --  Tamino,  holder Jüngling!  hab ich dich
beleidigt? --  O kränke mein Herz nicht noch mehr.
--  Bey dir  such ich Trost  --  Hülfe  --  und du
kannst mein liebevolles Herz noch mehr kränken? -- 
Liebst du mich nicht mehr?                                 5

   Tamino (seufzt.)
 
   Pamina.   Papageno,  sage du mir, sag,  was ist
meinem Freund? 

   Papag. (hat einen Brocken in dem Mund, hält mit
beyden Händen die Speisen zu, winkt fortzugehen.)

   Pamina. Wie? auch du? -- Erkläre mir wenigstens
die Ursache eures Stillschweigens. -- --

   Papag. St! (er deutet ihr fortzugehen.)                10

   Pamina.  O,  das ist mehr als Kränkung --  mehr
als Tod! (Pause) Liebster, einziger Tamino! --

                      Arie.

Ach ich fühls, es ist verschwunden --
Ewig hin der Liebe Glück!
Nimmer kommt ihr, Wonnestunden,
Meinem Herzen mehr zurück.                                15
Sieh Tamino, diese Thränen
Fließen Trauter, dir allein.
Fühlst du nicht der Liebe Sehnen,
So wird Ruh im Tode seyn. (ab.)

          Neunzehnter Auftritt.

                 Tamino, Papageno.

   Papag. (ißt hastig) Nicht wahr Tamino, ich kann
auch  schweigen,  wenns  seyn muß.  --  Ja, bey so
einem  Unternehmen  da bin ich  ein Mann.  --  (er
trinkt)  Der Herr Koch, und der Herr Kellermeister
sollen leben. --

                    (Dreymaliger Posaunenton.)

   Tamino (winkt Papageno, daß er gehen soll.)

   Papag. Gehe du nur voraus, ich komm schon nach.

   Tamino (will ihn mit Gewalt fortführen.)

   Papag. Der Stärkere bleibt da!                          5

   Tamino  (droht ihm,  und geht  rechts ab,  ist aber
links gekommen.)

   Papag. Jetzt will ich mirs erst recht wohl seyn
lassen.  --  Da ich  in meinem besten Appetit bin,
soll ich gehen. -- Das lass' ich wohl bleiben.  --
Ich gieng'  jetzt nicht fort,  und wenn Herr Sara-
stro seine sechs Löwen an mich spannte. (die Löwen
kommen heraus,  er erschrickt.)  O Barmherzigkeit,
ihr gütigen Götter!  --  Tamino,  rette mich!  die
Herrn Löwen  machen eine Mahlzeit aus mir.  --  --
(Tamino bläst  seine Flöte,  kommt schnell zurück;
die Löwen gehen hinein.)

   Tamino (winkt ihm.)

   Papag.  Ich  gehe  schon!  Heiß du  mich  einen
Schelmen,  wenn  ich  dir nicht  in  allem  folge.
(dreymaliger Posaunenton) Das geht uns an. --  Wir
kommen schon. -- Aber hör einmal, Tamino, was wird
denn noch alles mit uns werden?

   Tamino (deutet gen Himmel.)                            10

   Papag. Die Götter soll ich fragen?

   Tamino (deutet ja.)

   Papag. Ja, die könnten uns freylich mehr sagen,
als wir wissen! (dreymaliger Posaunenton.)

   Tamino (reißt ihn mit Gewalt fort.)

   Papag. Eile nur nicht so, wir kommen noch immer
zeitlich genug, um uns braten zu lassen. (ab.)            15

          Zwanzigster Auftritt.

Das  Theater  verwandelt sich  in das Gewölbe  von
    Pyramiden. Sprecher, und einige Priester. Zwey
    Priester  tragen eine beleuchtete Pyramide auf
    Schultern; jeder Priester hat eine transparen-
    te Pyramide,  in der Größe  einer Laterne,  in
    der Hand.

                      Chor.
O Isis und Osiris, welche Wonne!
Die düstre Nacht verscheucht der Glanz der Sonne.
Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben;
Bald ist er unserm Dienste ganz gegeben.
Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein,                   5
Bald wird er unser würdig seyn.

      Ein und zwanzigster Auftritt.

     Tamino, (des hereingeführt wird) Vorige.

   Sarastro.  Prinz,  dein Betragen war bis hieher
männlich und gelassen;  nun hast du noch  zwey ge-
fährliche Wege  zu wandern.  --  Schlägt dein Herz
noch eben so warm für Pamina  --  und wünschest du
einst  als ein weiser Fürst zu regieren,  so mögen
die Götter dich ferner begleiten. -- -- Deine Hand.
-- Man bringe Paminen!
 
   (Eine Stille herrscht bey allen Priestern,  Pa-
      mina wird  mit eben  diesem  Sack,  welcher die
      Eingeweihten bedeckt,  hereingeführt,  Sarastro
      löst die Bande am Sacke auf.)

   Pamina. Wo bin ich? -- Welch eine fürchterliche
Stille! -- Saget, wo ist mein Jüngling? --

   Sarast.  Er wartet  deiner,  um dir das  letzte
Lebewohl zu sagen.

   Pamina. Das letzte Lebewohl! -- O wo ist er? --
Führe mich zu ihm! --

   Sarast. Hier! --                                        5

   Pamina. Tamino!

   Tamino. Zurück!

                     Terzett

             Sarastro, Pamina, Tamino.

                     Pamina.
Soll ich dich, Theurer! nicht mehr seh'n?

                    Sarastro.
Ihr werdet froh euch wieder seh'n! --

                     Pamina.
Dein warten tödtliche Gefahren! --                        10

               Sarastro und Tamino.
                  ihn
Die Götter mögen (    ) bewahren! --
                  mich

                     Pamina.
Du wirst dem Tode nicht entgehen;
Mir flüstert Ahndung dieses ein! --

               Sarastro und Tamino.
Der Götter Wille mag geschehen;
               ihm
Ihr Wink soll (   ) Gesetze seyn! --                      15
               mir

                     Pamina.
O liebtest du, wie ich dich liebe,
Du würdest nicht so ruhig seyn! --

               Sarastro und Tamino.
            er fühlet
Glaub mir, (         ) gleiche Triebe,
            ich fühle
 Wird
(     ) ewig dein Getreuer seyn!
 Werd'

                    Sarastro.
Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden;                20
Tamino muß nun wieder fort!

                Tamino und Pamina.
Wie bitter sind der Trennung Leiden!
 Pamina, ich muß wirklich fort!
(                              )
 Tamino  muß nun wirklich fort!

                    Sarastro.
Nun muß er fort!

                     Tamino.
Nun muß ich fort!                                         25

                     Pamina.
So mußt du fort! --

                     Tamino.
Pamina, lebe wohl!

                     Pamina.
Tamino, lebe wohl!

                    Sarastro.
Nun eile fort!
Dich ruft dein Wort.                                      30

               Sarastro und Tamino.
Die Stunde schlägt; wir seh'n uns wieder! --

                     Pamina.
Ach, goldne Ruhe, kehre wieder!
                        (entfernen sich.)

      Zwey und zwanzigster Auftritt.

                    Papageno.

   Papageno.  (von aussen)  Tamino! Tamino! Willst
du mich denn gänzlich verlassen? (er sucht herein)
Wenn ich  nur  wenigstens  wüßte,  wo ich wäre  --
Tamino! --  Tamino! --  So lang' ich lebe,  bleib'
ich nicht mehr von dir!  -- --  nur dießmal verlaß
mich armen  Reisgefährten nicht!  (er kommt an die
Thüre, wo Tamino abgeführt worden ist.)

   Eine Stimme ruft:  Zurück!  (dann ein Donnerschlag;
das  Feuer  schlägt  zur  Thüre  heraus;   starker
Accord.)

   Papag. Barmherzige Götter! -- Wo wend' ich mich
hin? -- Wenn ich nur wüßte, wo ich herein kam. (er
kommt an die Thüre, wo er herein kam.)

   Die Stimme.  Zurück! (Donner, Feuer, und Accord
wie oben.)

   Papag.  Nun  kann ich  weder zurück,  noch vor-
wärts! -- (weint) Muß vieleicht am Ende gar
verhungern. --  Schon recht! -- Warum bin ich mit-
gereist.                                                   5

      Drey und zwanzigster Auftritt.

      Sprecher (mit seiner Pyramide.) Vorige.

   Sprecher.  Mensch!  du  hättest  verdient,  auf
immer in finstern Klüften der Erde zu wandern;  --
die gütigen Götter aber entlassen der Strafe dich.
--  Dafür  aber wirst du  das himmlische Vergnügen
der Eingeweihten nie fühlen. 

   Papag. Je nun, es giebt ja noch mehr Leute mei-
nes Gleichen. --  Mir wäre jetzt ein gut Glas Wein
das größte Vergnügen.

   Sprecher. Sonst hast du keinen Wunsch in dieser
Welt?

   Papag. Bis jetzt nicht.

   Sprecher. Man wird dich damit bedienen! -- (ab.)        5

   (Sogleich kommt ein großer Becher,  mit  rothem
      Weln angefüllt, aus der Erde.) 

   Papag. Juchhe! da ist er ja schon! --  (trinkt)
Herrlich! --  Himmlisch! --  Göttlich! --  Ha! ich
bin jetzt so vergnügt, daß ich bis zur Sonne flie-
gen wollte, wenn ich Flügel hätte. --  Ha! --  mir
wird ganz wunderlich ums Herz.  --  Ich möchte  --
ich wünschte -- ja was denn?

                      Arie.

                (Er schlägt dazu.)

Ein Mädchen oder Weibchen
Wünscht Papageno sich!
O so ein sanftes Täubchen
Wär' Seligkeit für mich! --                               10
Dann schmeckte mir Trinken und Essen;
Dann könnt' ich mit Fürsten mich messen,
Des Lebens als Weiser mich freu'n,
Und wie im Elysium seyn.
Ein Mädchen oder Weibchen                                 15
Wünscht Papageno sich!
O so ein sanftes Täubchen
Wär' Seligkeit für mich! --
Ach kann ich denn keiner von allen
Den reitzenden Mädchen gefallen?                          20
Helf' eine mir nur aus der Noth,
Sonst gräm' ich mich wahrlich zu Tod'.
Ein Mädchen oder Weibchen,
Wünscht Papageno sich!
O so ein sanftes Täubchen                                 25
Wär' Seligkeit für mich.
Wird keine mir Liebe gewähren,
So muß mich die Flamme verzehren!
Doch küßt mich ein weiblicher Mund,
So bin ich schon wieder gesund.                           30

      Vier und zwanzigster Auftritt.

   Die Alte (tanzend, und auf ihren Stock dabey sich
      stützend.) Vorige.

   Weib. Da bin ich schon, mein Engel!

   Papag. Du hast dich meiner erbarmt?

   Weib. Ja, mein Engel!

   Papag. Das ist ein Glück!                               5

   Weib.  Und wenn du  mir  versprichst,  mir ewig
treu zu bleiben,  dann sollst du sehen,  wie zärt-
lich dein Weibchen dich lieben wird.

   Papag. Ey du zärtliches Närrchen!

   Weib. O wie will ich dich umarmen, dich liebko-
sen, dich an mein Herz drücken!

   Papag. Auch ans Herz drücken?

   Weib.  Komm, reiche mir zum Pfand unsers Bundes
deine Hand.                                               10

   Papag. Nur nicht so hastig, lieber Engel! -- So
ein Bündniß braucht doch auch seine Überlegung. 

   Weib. Papageno, ich rathe dir, zaudre nicht. --
Deine Hand,  oder du bist auf immer hier eingeker-
kert. 

   Papag. Eingekerkert?

   Weib.  Wasser und Brod wird deine tägliche Kost
seyn. -- Ohne Freund, ohne Freundinn mußt du leben,
und der Welt auf immer entsagen. --

   Papag. Wasser trinken? -- Der Welt entsagen? --
Nein,  da will ich  doch lieber  eine Alte nehmen,
als gar keine. --  Nun, da hast du meine Hand, mit
der Versicherung, daß ich dir immer getreu bleibe,
(für sich) so lang' ich keine schönere sehe.              15

   Weib. Das schwörst du?

   Papag. Ja, das schwör' ich!

   Weib  (verwandelt sich in ein junges Weib, wel-
che eben so gekleidet ist, wie Papageno.)

   Papag.  Pa -- Pa -- Papagena!  --  (er will sie
umarmen.)

      Fünf und zwanzigster Auftritt.

      Sprecher (nimmt sie hastig bey der Hand.)
                     Vorige

   Sprecher.  Fort mit dir,  junges  Weib!  er ist
deiner noch nicht würdig. (er schleppt sie hinein,
Papageno will nach.) Zurück, sag ich! oder zittre.
--

   Papag. Eh' ich mich zurück ziehe, soll die Erde
mich verschlingen. (er sinkf hinab.) O ihr Götter!

     Sechs und zwanzigster Auftritt.

    Das  Theater  verwandelt sich  in einen kurzen
       Garten. die drey Knaben fahren herunter.

                     Finale.

Bald prangt, den Morgen zu verkünden,
Die Sonn' auf goldner Bahn, --
Bald soll der finstre Irrwahn schwinden;
Bald siegt der weise Mann. --
O holde Ruhe, steig hernieder;                             5
Kehr in der Menschen Herzen wieder;
Dann ist die Erd' ein Himmelreich,
Und Sterbliche den Göttern gleich. --

                   Erster Knabe.
Doch seht, Verzweiflung quält Paminen!

             Zweyter und dritter Knabe.
Wo ist sie denn?

                   Erster Knabe.
           Sie ist von Sinnen!                            10

             Zweyter und dritter Knabe.
Sie quält verschmähter Liebe Leiden.
Laßt uns der Armen Trost bereiten!
Fürwahr, ihr Schicksal geht uns nah!
O wäre nur ihr Jüngling da! --
Sie kommt, laßt uns beyseite geh'n,                       15
Damit wir, was sie mache, seh'n.
                        (gehen beyseite.)

     Sieben und zwanzigster Auftritt.

   Pamina  (halb wahnwitzig mit einem Dolch in der
      Hand.) Vorige.

                Pamina (zum Dolch)
Du also bist mein Bräutigam?
Durch dich vollend' ich meinen Gram. --

             Die drey Knaben (beyseite.)
Welch' dunkle Worte sprach sie da?
Die Arme ist dem Wahnsinn nah.

                     Pamina.
Geduld, mein Trauter! ich bin dein;                        5
Bald werden wir vermählet seyn.

             Die drey Knaben (beyseite.)
Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;
Selbstmord steht auf ihrer Stirne.
(zu Paminen:)
Holdes Mädchen, sieh uns an!

                     Pamina.
Sterben will ich, weil der Mann                           10
Den ich nimmermehr kann hassen,
Sein Traute kann verlassen.
            (auf den Dolch zeigend.)
Dies gab meine Mutter mir.

                  Die drey Knaben.
Selbstmord strafet Gott an dir.

                     Pamina.
Lieber durch dies Eisen sterben,                          15
Als durch Liebesgram verderben.
Mutter, durch dich leide ich,
Und dein Fluch verfolget mich.

                  Die drey Knaben.
Mädchen, willst du mit uns gehn?

                     Pamina.
Ja des Jammers Maas ist voll!                             20
Falscher Jüngling, lebe wohl!
Sieh, Pamina stirbt durch dich;
Dieses Eisen tödte mich!

               (Sie holt mit der Hand aus.)

        Die drey Knaben (halten ihr den Arm.)
Ha, Unglückliche! halt ein;
Sollte dies dein Jüngling sehen,                          25
Würde er für Gram vergehen;
Denn er liebet dich allein.

               Pamina (erholt sich.)
Was? Er fühlte Gegenliebe,
Und verbarg mir seine Triebe;
Wandte sein Gesicht von mir?                              30
Warum sprach er nicht mit mir? --

                  Die drey Knaben.
Dieses müssen wir verschweigen!
Doch wir wollen dir ihn zeigen,
Und du wirst mit Staunen seh'n,
Daß er dir sein Herz geweiht,                             35
Und den Tod für dich nicht scheut.

            Pamina, und die drey Knaben.
 Führt mich hin, ich möcht ihn seh'n.
(
 Komm, wir wollen zu ihm geh'n.

                    Alle Vier.
Zwey Herzen, die von Liebe brennen,
Kann Menschenohnmacht niemahls trennen.
Verloren ist der Feinde Müh;                              40
Die Götter selbsten schützen sie.
                               (gehen ab.)

      Acht und zwanzigster Auftritt.

Das Theater  verwandelt  sich in zwey große Berge;
   in dem einen ein  Wasserfall,  worin man sausen
   und brausen  hört;  der andre  speyt Feuer aus;
   jeder  Berg  hat ein  durchbrochenes  Gegitter,
   worin man Feuer und Wasser  sieht;  da,  wo das
   Feuer brennt,  muß der Horizont  hellroth seyn,
   und wo das Wasser ist,  liegt  schwarzer Nebel.
   Die Scenen  sind Felsen,  jede Sczene  schließt
   sich  mit  einer  eisernen  Thüre.  Tamino  ist
   leicht angezogen  ohne Sandallen.  Zwey schwarz
   geharnischte Männer führen  Tamino herein.  Auf
   ihren Helmen  brennt Feuer,  sie lesen ihm  die
   transparente Schrift vor,  welche auf einer Py-
   ramide geschrieben steht.  Diese Pyramide steht
   in der Mitte ganz in der Höhe nahe dem Gegitter. 

                   Zwey Männer.
Der, welcher wandert diese Strasse voll Beschwerden,
Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;
Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,
Schwingt er sich aus der Erde Himmel an.
Erleuchtet wird er dann im Stande seyn,                    5
Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.

                     Tamino.
Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln, --
Den Weg der Tugend fort zu wandeln.
Schließt mir des Schreckens Pforten auf!

                Pamina (von innen.)
Tamino, halt, ich muß dich seh'n.                         10

           Tamino, und die Geharnischten.
Was höre ich? Paminens Stimme?
Ja, ja, das ist Paminens Stimme!
      mir                    mir
Wohl (   ) nun kann sie mit (   ) gehn.
      dir                    dir
             uns
Nun trennet (    ) kein Schicksal mehr,
             euch
Wenn auch der Tod beschieden wär.                         15

                     Tamino.
Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen?

                   Geharnischte.
Dir sey erlaubt, mit ihr zu sprechen.
                       uns
Welch Glück, wenn wir (    ) wieder seh'n,
                       euch
Froh Hand in Hand in Tempel geh'n.
Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,                 20
Ist würdig, und wird eingeweiht.

   (Die  Thüre  wird  aufgemacht;  Tamino,  Pamina
      umarmen  sich.)

                     Pamina.        }
Tamino mein! O welch ein Glück!     }
                                    } Pause.
                     Tamino.        }
Pamina mein! O welch ein Glück!     }

                     Tamino.
Hier sind die Schreckenspforten,
Die Noth und Tod mir dräun.                               25

                     Pamina.
Ich werde aller Orten
An deiner Seite seyn.
Ich selbsten führe dich;
Die Liebe leite mich!
                   (nimmt ihn bey der Hand.)
Sie mag den Weg mit Rosen streu'n,                        30
Weil Rosen stets bey Dornen seyn.
Spiel du die Zauberflöte an;
Sie schütze uns auf unsrer Bahn:
Es schnitt in einer Zauberstunde
Mein Vater sie aus tiefstem Grunde                        35
Der tausendjähr'gen Eiche aus
Bey Blitz und Donner, Sturm und Braus.

                  Tamino, Pamina.
           ich
Nun komm, (   ) spiel' die Flöte an.
           und

                Zwey Geharnischte.
            uns
Sie leitet (    ) auf grauser Bahn.
            euch
Wir wandeln
           ) durch des Tones Macht                        40
Ihr wandelt
Froh durch des Todes düstre Nacht.

(Die Thüren  werden nach ihnen  zugeschlagen;  man
     sieht  Tamino und Pamina  wandern;  man  hört
     Feuergeprassel, und Windegeheul manchmal auch
     den Ton eines dumpfen Donners,  und Wasserge-
     räusch.  Tamino bläst seine Flöte;  gedämpfte
     Paucken accompagnieren manchmal darunter. So-
     bald sie vom Feuer heraus kommen, umarmen sie
     sich, und bleiben in der Mitte.)

                     Pamina.
Wir wandelten durch Feuergluthen,
Bekämpften muthig die Gefahr.
(zu Tamino.)
Dein Ton sey Schutz in Wasserfluthen,
So wie er es im Feuer war.                                45

(Tamino bläst; man sieht sie hinunter steigen, und
    nach  einiger Zeit  wieder herauf kommen;  so-
    gleich öffnet sich eine Thüre; man sieht einen
    Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuch-
    tet ist.  Eine  feyerliche Stille.  Dieser An-
    blick muß den vollkommensten Glanz darstellen.
    Sogleich  fällt der Chor  unter Trompeten  und
    Paucken ein. Zuvor aber) 

                  Tamino, Pamina.
Ihr Götter, welch ein Augenblick!
Gewähret ist uns Isis Glück.

                      Chor.
Triumph, Triumph du edles Paar!
Besieget hast du die Gefahr!
Der Isis Weihe ist nun dein!                              50
Kommt, tretet in den Tempel ein!
                               (alle ab.)

      Neun und zwanzigster Auftritt.

     Das Theater verwandelt sich wieder in vorigen 
        Garten.

        Papageno (ruft mit seinem Pfeifchen.)
Papagena! Papagena! Papagena!
Weibchen! Täubchen! meine Schöne!
Vergebens! Ach sie ist verloren!
Ich bin zum Unglück schon geboren.
Ich plauderte, -- und das war schlecht,                    5
Darum geschieht es mir schon recht.
Seit ich gekostet diesen Wein --
Seit ich das schöne Weibchen sah --
So brennts im Herzenskämmerlein,
So zwickt es hier, so zwickt es da.                       10
Papagena! Herzenstäubchen!
Papagena! liebes Weibchen!
'Sist umsonst! Es ist vergebens!
Müde bin ich meines Lebens!
Sterben macht der Lieb' ein End'                          15
Wenns im Herzen noch so brennt.
  (nimmt einen Strick von seiner Mitte.
Diesen Baum da will ich zieren,
Mir an ihm den Hals zuschnüren,
Weil das Leben mir mißfällt.
Gute Nacht, du schwarze Welt!                             20
Weil du böse an mir handelst,
Mir kein schönes Kind zubandelst,
So ists aus, so sterbe ich:
Schöne Mädchen, denkt an mich,
Will sich eine um mich Armen,                             25
Eh' ich hänge, noch erbarmen,
Wohl, so laß ichs diesmal seyn!
Rufet nur -- ja, oder nein! --
Keine hört mich; alles stille!
                               (sieht sich um.)
Also ist es euer Wille?                                   30
Papageno, frisch hinauf!
Ende deinen Lebenslauf.
                               (sieht sich um.)
Nun ich warte noch; es sey!
Bis man zählet: Eins, zwey, drey!
                   (pfeift.)
Eins!  (sieht sich um)                                    35
                   (pfeift.)
Zwey!  (sieht sich um)
                   (pfeift.)
Zwey ist schon vorbey!
                   (pfeift.)
Drey!  (sieht sich um)
Nun wohlan, es bleibt dabey,
Weil mich nichts zurücke hält!                            40
Gute Nacht, du falsche Welt!  (will sich hängen.)

           Drey Knaben (fahren herunter.)
Halt ein, o Papageno! und sey klug.
Man lebt nur einmal, dies sey dir genug.

                    Papageno.
Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;
Doch brennt' es euch, wie mich im Herzen,                 45
Ihr würdet auch nach Mädchen geh'n.

                   Drey Knaben.
So lasse deine Glöckchen klingen:
Dies wird dein Weibchen zu dir bringen.

                    Papageno.
Ich Narr vergaß der Zauberdinge,
Erklinge Glockenspiel, erklinge!                          50
Ich muß mein liebes Mädchen sehn.
Klinget, Glöckchen, klinget!
Schafft mein Mädchen her!
Klinget, Glöckchen, klinget!
Bringt mein Weibchen her!                                 55

     (Unter diesem Schlagen laufen die drey Knaben
zu ihrem Flugwerk, und bringen das Weib heraus.)

                   Drey Knaben.
Komm her, du holdes, liebes Weibchen!
Dem Mann sollst du dein Herzchen weihn!
Er wird dich lieben, süßes Weibchen,
Dein Vater, Freund, und Bruder seyn!                      60
Sey dieses Mannes Eigenthum!
              (im Auffahren.)
Nun, Papageno, sieh dich um!

   (Papageno sieht sich um;  beyde haben unter dem
Ritornell komisches Spiel.)

                    Papageno.
                     Duetto.
Pa--Pa--Pa--Pa--Pa--Pa--Papagena!

                      Weib.
Pa--Pa--Pa--Pa--Pa--Pa--Papageno.

                      Beyde.
                        Papagena!
Pa--Pa--Pa--Pa--Pa--Pa (                                  65
                        Papageno!

                    Papageno.
Bist du mir nun ganz gegeben?

                      Weib.
Nun bin ich dir ganz gegeben.
 
                    Papageno.
Nun so sey mein liebes Weibchen!

                      Weib.
Nun so sey mein Herzenstäubchen!

                      Beyde.
Welche Freude wird das seyn,                              70
Wenn die Götter uns bedenken,
Unsrer Liebe Kinder schenken,
So liebe kleine Kinderlein

                    Papageno.
Erst einen kleinen Papageno.

                      Weib.
Dann eine kleine Papagena.                                75

                    Papageno.
Dann wieder einen Papageno.

                      Weib.
Dann wieder eine Papagena.

                      Beyde.
Es ist das höchste der Gefühle,
Wenn viele, viele, viele, viele,
Pa, pa, pa, pa, pa, pa, geno                              80
Pa, pa, pa, pa, pa, pa, gena
Der Segen froher Ältern seyn;
Wenn dann die kleinen um sie spielen,
Die Ältern gleiche Freude fühlen,
Sich ihres Ebenbildes freun.                              85
O welch ein Glück kann grösser seyn?
                               (beyde ab.)

          Dreyßigster Auftritt.

     Der Mohr, die Königinn mit allen ihren Damen,
        kommen von beyden Versenkungen; sie tragen
        schwarze Fackeln in der Hand.

                      Mohr.
Nur stille! stille! stille! stille!
Bald dringen wir im Tempel ein.

                   Alle Weiber.
Nur stille! stille! stille! stille!
Bald dringen wir im Tempel ein.

                      Mohr.
Doch, Fürstinn, halte Wort! --  Erfülle                    5
Dein Kind muß meine Gattinn seyn.

                    Königinn.
Ich halte Wort; es ist mein Wille,

                   Alle Weiber.
 Mein
(    ) Kind soll deine Gattinn seyn.
 Ihr

   (Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.)

                      Mohr.
Doch still, ich höre schrecklich rauschen,
Wie Donnerton und Wasserfall.                             10

                  Königinn, Damen.
Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,
Wie fernen Donners Wiederhall!

                      Mohr.
Nun sind sie in des Tempels Hallen.

                      Alle.
Dort wollen wir sie überfallen, --
Die Frömmler tilgen von der Erd                           15
Mit Feuersgluth und mächt'gem Schwerd.
Dir, große Königinn der Nacht,
Sey unsrer Rache Opfer gebracht.

   (Man hört den stärksten Accord, Donner,  Blitz,
      Sturm.  Sogleich  verwandelt sich  das ganze
      Theater in eine  Sonne.  Sarastro  steht er-
      höht; Tamino, Pamina, beyde in priesterlich-
      er  Kleidung.   Neben ihnen  die ägyptischen
      Priester auf beyden Seiten.  Die drey Knaben
      halten Blumen.) 

                  Mohr, Königinn.
Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,
Wir alle gestürzet in ewige Nacht.                        20
                             (sie versinken.)

                    Sarastro.
Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,
Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.

                Chor von Priestern.
Heil sey euch Geweihten! Ihr drängt durch die Nacht,
Dank sey dir, Osiris und Isis, gebracht!
Es siegte die Stärke, und krönet zum Lohn                 25
Die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron'.

                      Ende.



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22 Oct 2005