Die Entführung aus dem Serail (K. 384)

Singspiel in drei Aufzügen
(singing parts only)

Music: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Johann Gottlieb Stephanie der Jüngere
Première: July 16, 1782, Burgtheater, Vienna

First cast:

Konstanze.....................Katherina Cavalieri, soprano
Belmonte.................Johann Valentin Adamberger, tenor
Blonde (Blondchen)................Theresia Teyber, soprano
Pedrillo..................Joseph Johann Ernst Dauer, tenor
Bassa Selim...................Dominik Jautz, speaking role
Osmin....................Johann Ignaz Ludwig Fischer, bass
Klaas.....................................?, speaking role


ERSTER AUFZUG Platz vor dem Palast des Bassa Selim am Ufer des Meeres N.1 Arie BELMONTE Hier soll ich dich denn sehen, Konstanze, dich mein Glück! Lass, Himmel, es geschehen: Gib mir die Ruh zurück! Ich duldete der Leiden, o Liebe, allzuviel! Schenk' mir dafür nun Freuden Und bringe mich ans Ziel. N.2 Lied und Duett OSMIN Wer ein Liebchen hat gefunden, Die es treu und redlich meint, Lohn' es ihr durch tausend Küsse, Mach' ihr all das Leben süsse, Sei ihr Tröster, sei ihr Freund. Tralallera, tralallera! Doch sie treu sich zu erhalten, Schliess er Liebchen sorglich ein; Denn die losen Dinger haschen Jeden Schmetterling, und naschen Gar zu gern vom fremden Wein. Tralallera, tralallera! Sonderlich beim Mondenscheine, Freunde, nehmt sie wohl in acht! Oft lauscht da ein junges Herrchen, Kirrt und lockt das kleine Närrchen, Und dann, Treue, gute Nacht! Tralallera, tralallera! BELMONTE Verwünsch seist du samt deinem Liede! Ich bin dein Singen nun schon müde; So hör' doch nur ein einzig Wort! OSMIN Was, Henker, laßt Ihr euch gelüsten, Euch zu ereifern, Euch zu brüsten? Was wollt Ihr? Hurtig, ich muß fort. BELMONTE Ist das des Bassa Selim Haus? OSMIN He? BELMONTE Ist das des Bassa Selim Haus? OSMIN Das ist des Bassa Selim Haus. (will fort) BELMONNTE So wartet doch! OSMIN Ich kann nicht weilen. BELMONTE Ein Wort! OSMIN Geschwind, denn ich muß eilen. BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund? OSMIN He? BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund? OSMIN He? BELMONTE Seid Ihr in seinen Diensten, Freund? OSMIN Ich bin in seinen Diensten, Freund. BELMONTE Wie kann ich den Pedrill wohl sprechen, Der hier in seinen Diensten steht? OSMIN Den Schurken, der den Hals soll brechen? Seht selber zu, wenn's anders geht. (will fort) BELMONTE (für sich) Was für ein alter grober Bengel! OSMIN (ihn betrachend, für sich) Das ist ja so ein Galgenschwengel. BELMONTE Ihr irrt, es ist ein braver Mann. OSMIN So brav, daß man ihn spießen kann. BELMONTE Ihr müßt ihn wahrlich nicht recht kennen. OSMIN Recht gut! Ich ließ ihn heut verbrennen. Heut, heut, ließ ich ohn verbrennen! BELMONTE Es ist fürwahr ein guter Tropf! OSMIN Auf einen Pfahl gehört sein Kopf! (will fort) BELMONTE So bleibet doch! OSMIN Was wollt Ihr noch? BELMONTE Ich möchte gerne... OSMIN (höhnisch) So hübsch von ferne Ums Haus 'rumschleichen, Und Mädchen stehlen? Fort, Euresgleichen Braucht man hier nicht. BELMONTE Ihr seid besessen, Sprecht voller Galle Mir so vermessen Ins Angesicht! OSMIN Nun nicht in Eifer! Ich kenn' Euch schon! BELMONTE Schont Euren Geifer! Laßt Eurer Droh'n! OSMIN Schert Euch zum Teufel! Ihr kriegt, ich schwöre, Sonst ohne Gnade Die Bastonade! Noch habt Iht Zeit! BELMONTE Es bleibt kein Zweifel, Ihr seid von Sinnen! Welch ein Betragen Auf meine Fragen! Seid doch gescheit! (ab) N.3 Arie OSMIN Solche hergelaufne Laffen, Die nur nach den Weibern gaffen, Mag ich vor den Teufel nicht; Denn ihr ganzes Tun und Lassen Ist, uns auf den Dienst zu passen; Doch mich trügt kein solch Gesicht. Eure Tücken, eure Ränke, Eure Finten, eure Schwänke sind mir ganz bekannt. Mich zu hintergehen, Müsst ihr früh aufstehen, Ich hab' auch Verstand. Drum, beim Barte des Propheten! Ich studiere Tag und Nacht, Dich so mit Manier zu töten, Nimm dich, wie du willst in acht. Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen; dann vebrannt, dann gebunden, und getaucht; zuletzt geschunden. N.4 Rezitativ und Arie BELMONTE Konstanze, dich wiederzusehen, dich! O wie ängstlich, o wie feurig Klopft mein liebevolles Herz! Und des Wiedersehens Zähre Lohnt der Trennung bangen Schmerz. Schon zittr' ich und wanke, Schon zag' ich und schwanke; Es hebt sich die schwellende Brust! Ist das ihr Lispeln? Es wird mir so bange! War das ihr Seufzen? Es glüht mir die Wange! Täuscht mich die Liebe? War es ein Traum? N.5 Chor der Janitscharen CHOR Singt dem großen Bassa Lieder, Töne, feuriger Gesang; Und vom Ufer halle wider Unsrer Lieder Jubelklang! SOLI Weht ihm entgegen, kühlende Winde, Ebne dich sanfterm wallende Flut! Singt ihm entgegen fliegende Chöre, Singt ihm der Liebe Freuden ins Herz! (Die Janitscharen ab) N.6 Arie KONSTANZE Ach ich liebte, war so glücklich, Kannte nicht der Liebe Schmerz; Schwur ihm Treue, dem Geliebten, Gab dahin mein ganzes Herz. Doch wie schnell scwand meine Freude, Trennung war mein banges Los; Und nun schwimmt mein Aug' in Tränen, Kummer ruht in meinem Schoss. N.7 Terzett OSMIN Marsch! Trollt euch fort! Sonst soll die Bastonade Euch gleich zu Diensten stehn! BELMONTE, PEDRILLO Ei, ei! Das wär' ja schade, Mit uns so umzugehn! OSMIN Kommt nur nicht näher, Sonst schlag' ich drein! BELMONTE, PEDRILLO Weg von der Türe! Wir gehn hinein! (Sie drägen ihn von der Tür weg) OSMIN Marsch, fort! Ich schlage drein! BELMONTE, PEDRILLO Platz, fort! Wir gehn hinein! (Sie stoßen ihn weg und gehen hinein) ZWEITER AUFZUG Garten am Palast des Bassa Selim. An der Seite Osmins Wohnung. N.8 Arie BLONDE Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln, Gefälligkeit und Scherzen Erobert man die Herzen Der guten Mädchen leicht. Doch mürrisches Befehlen, Und Poltern, Zanken, Plagen Macht, dass in wenig Tagen So Lieb' als Treu' entweicht. N.9 Duett OSMIN Ich gehe, doch rate ich dir, den Schurken Pedrillo zu meiden. BLONDE Fort, pack' dich nicht mit mir, Du weißt ja, ich kann es nicht leiden. OSMIN Versprich mir... BLONDE Was fällt dir da ein! OSMIN Zum Henker! BLONDE Fort, laß mich allein! OSMIN Wahrhaftig, kein Schritt von der Schwelle, Bist du zu gehorchen mir schwörst. BLONDE Nicht soviel, du armer Geselle, Und wenn du der Großmogul wärst. OSMIN O Engländer! Seid ihr nicht Toren, Ihr laßt euern Weibern den Willen! Wie isr man geplagt und geschoren, Wenn soch eine zucht man erhält! BLONDE Ein Herz so in Freiheit geboren Läßt niemals sich sklavisch behandeln; Bleibt, wenn schon die Freiheit verloren, Noch stoz auf sie, lachet der Welt! Nun troll' dich! OSMIN So sprichst du mit mir? BLONDE Nicht anders! OSMIN Nun bleib' ich erst hier! BLONDE (stößt ihn fort) Ein andermal! Jetzt mußt du gehen. OSMIN Wer hat solche Frechheit gesehen! BLONDE (stellt sich, als wollte sie ihm die Augen auskratzen) Es ist um die Augen geschehen, Wofern du noch länger verweilst! OSMIN (furchtsam zurückweichen) Nur ruhig, ich will ja gern gehen, Bevor du gar Schläge erteilst! (Er geht ab) N.10 Rezitativ und Arie KONSTANZE Welcher Wechsel herrscht in meiner Seele Seit dem Tag, da uns das Schiksal trennte. O Belmonte, hin sind die Freuden, Die ich sonst an deiner Seite kannte! Banger Sehnsucht Leiden Wohnen nun dafür in der beklemmten Brust. Traurigkeit ward mir zum Lose, Weil ich dir entrissen bin. Gleich der wurmzernagten Rose, Gleich dem Gras im Wintermoose, Welkt mein banges Leben hin. Selbst der Luft darf ich nicht sagen Meiner Seele bittern Schmerz, Denn, unwillig ihn zu tragen, Haucht sie alle meine Klagen Wieder in mein armes Herz. N.11 Arie KONSTANZE Martern aller Arten Mögen meiner warten, Ich verlache Qual und Pein. Nichts soll mich erschüttern. Nur dann würd' ich zittern, Wenn ich untreu könnte sein. Lass dich bewegen, verschone mich! Des Himmels Segen belohne dich! Doch du bist entschlossen. Willig, unverdrossen, Wähl ich jede Pein und Not. Ordne nur, gebiete, Lärme, tobe, wüte, Zuletzt befreit mich doch der Tod. N.12 Arie BLONDE Welche Wonne, welche Lust Regt sich nun in meiner Brust! Voller Freuden will ich springen, Ihr die frohe Nachricht bringen; Und mit lachet und mit Scherzen Ihrem schwachen, kranken Herzen Freud und Jubel prophezeihn. N.13 Arie PEDRILLO Frisch zum Kampfe, frisch zum Streite! Nur ein feiger Tropf verzagt. Sollt' ich zittern, sollt' ich zagen? Nicht mein Leben mutig wagen? Nein, ach nein, es sei gewagt! Nur ein feiger Tropf verzagt. Frisch zum Kampfe! Frisch zum Streite! N.14 Duett PEDRILLO Vivat Bacchus! Bacchus lebe! Bacchus war ein braver Mann! OSMIN Ob ich's wage? Ob's ich trinke? Ob's wohl Allah sehen kann? PEDRILLO Was hilft das Zaudern? Hinunter, hinunter! Nicht lange, nicht lange gefragt! OSMIN Nun wär's geschehen, nun wär's hinunter! Das heiß' ich, das heiß' ich gewagt! BEIDE Es leben die Mädchen, die Blonden, die Braunen! Sie leben noch! PEDRILLO Das schmeckt trefflich! OSMIN Das schmeckt herrlich! BEIDE Ah! das heiß' ich Göttertrank! Vivat Bacchus! Bacchus lebe! Bacchus, der den Wein erfand! N.15 Arie BELMONTE Wenn der Freude Tränen fliessen, Lächelt Liebe dem Geliebten hold. Von den Wangen sie zu küssen Ist der Liebe schönster, grösster Sold. Ach, Konstanze! Dich zu sehen, Dich voll Wonne, voll Entzücken An mein treues Herz zu drücken. Lohnt fürwahr nicht Kron' und Pracht! Ah, dieses sel'ge Wiederfinden Lässt innig mich erst ganz empfinden, Welchen Schmerz die Trennung macht. N.16 Quartett KONSTANZE Ach, Belmonte! Ach, mein Leben! BELMONTE Ach, Konstanze! Ach, mein Leben! KONSTANZE Ist es möglich? Welch Entzücken, Dich an meine Brust zu drücken Nach so vieler Tage Leid! BELMONTE Welche Wonne, dich zu finden! Nun muß aller Kummer schwinden! O wie ist meon Herz erfreut! KONSTANZE Sieh, die Freudeträne fließen! BELMONTE Holde! Laß hinweg sie küssen! KONSTANZE Daß es doch die letzte sei! BELMONTE Ja, noch heute wirst du frei! PEDRILLO Also Blondchen, hast's verstanden? Alles ist zur Flucht vorhanden, Um Schlag Zwölfe sind wir da! BLONDE Unbesorgt! Es wird nichts fehlen, Die Minuten werd' ich zählen, Wär' der Augenblick schon da! ALLE Endlich schneit die Hoffnungssonne Hell durchs trübe Firmament! Voll Entzücken, Freud und Wonne Sehn wir unsrer Leiden End'! BELMONTE Doch, ach! bei aller Lust Empfindet meine Brust Doch manch' geheime Sorgen! KONSTANZE Was ist es Liebster, sprich! Geschwind, erkläre dich! O halt mir nichts verborgen! BELMONTE Man sagt... man sagt... du seist... (Belmonte und Konstanze sehen einander stillschweigend und furchtsam an) KONSTANZE Nun weiter? PEDRILLO (zeigt, daß er es wage, gehenkt zu werden) Doch Blondchen, ach, die Leiter! Bist du wohl soviel wert? BLONDE Hans Narr, schnappt's bei dir über? Ei, hättest du nur lieber Die Frage umgekehrt. PEDRILLO Doch Herr Osmin... BLONDE Laß hören! KONSTANZE Willst du dich nicht erklären? BELMONTE Man sagt... PEDRILLO Doch Herr Osmin... BELMONTE Du seist... PEDRILLO Doch Herr Osmin... KONSTANZE Nun weiter? BLONDE Laß hören! KONSTANZE Willst du dich nicht erklären? BELMONTE Ich will. Doch zürne nicht, Wenn ich nach dem Gerücht, Das ich gehört, es wage, Dich zitternd, bebend frage, Ob du den Bassa liebst? PEDRILLO (zu Blonde) Hat nicht Osmin etwan, Wie man fast glauben kann, Sein Recht als Herr probieret Und bei dir exerzieret? Dann wär's ein schlechter Kauf! KONSTANZE (zu Belmonte) O wie du mich betrübst! (Sie weint) BLONDE (zu Pedrillo) Da, nimm die Antwort drauf! (gibt dem Pedrillo eine Ohrfeige) PEDRILLO (hält sich die Wange) Nun bin ich aufgeklärt! BELMONTE Konstanze, ach vergib! BLONDE (geht zornig von Pedrillo) Du bist mich gar nicht wert! KONSTANZE (seufzend sich von Belmonte wegwendend) Ob ich dir treu verlieb? BLONDE (zu Konstanze) Der Schlingel fragt gar an, Ob ich ihm treu gelieben. KONSTANZE (zu Blonde) Belmonte sagte man, Ich soll den Bassa lieben! PEDRILLO (hält sich die Wange; zu Belmonte) Daßnde ehrlich sei, Schwör' ich bei allen Teufeln! BELMONTE (zu Pedrillo) Konstanze ist mir treu, Daran ist nicht zu zweifeln! KONSTANZE, BLONDE Wenn unsre Ehre wegen Die Männer Argwohn hegen, Verdächtig auf uns sehn, Das ist nicht auszustehn! BELMONTE, PEDRILLO Sobald sich Weiber kränhen, Daß wir sie untreu denken, Dann sind sie wahrhaft treu, Von allem Vorwurf frei! PEDRILLO Liebstes Bondchen, ach, verzeihe! Sieh, ich bau' auf deine Treue Mehr jetzt ja als auf meinen Kopf! BLONDE Nein, das kann ich dir nicht schenken, Mich mit so was zu verdenken, Mit dem alten, dummen Tropf! BELMONTE Ach, Konstanze! Ach, mein Leben! Könntest du mir noch vergehen, Daß ich diese Frage tat? KONSTANZE Belmonte, wie? Du könntest glauben, Daß man dir dies Herz könnt' rauben, Das nur dir geschlagen hat? PEDRILLO, BELMONTE Ach, verzeihe! BELMONTE, PEDRILLO Ich bereue! KONSTANZE, BLONDE Ich verzeihe deiner Reue! ALLE Wohl, es sei nun Abgetan! Es lebe die Liebe! Nur sie sei uns teuer; Nichts fache das Feuer Der Eifersucht an. DRITTER AUFZUG Platz vor dem Palast des Bassa Selim. Auf einer Seite der Oalast des Bassa; gegenüber die Wohnung des Osmin; hinten Aussicht auf das Meer. Es ist Mitternacht. N.17 Arie BELMONTE Ich baue ganz auf deine Stärke, Vertrau', o Liebe, deiner Macht, Denn ach! Was wurden nicht für Werke Schon oft durch dich zu Stand' gebracht? Was aller Welt unmöglich scheint, Wird durch die Liebe doch vereint. N.18 Romanze PEDRILLO In Mohrenland gefangen war Ein Mädel hübsch und fein; Sah rot und weiss, war schwarz von Haar, Seufzt Tag und Nacht und weinte gar, Wollt' gern getröstet sein. Da kam aus fremdem Land daher Ein junger Rittersmann; Den jammerte das Mädchen dehr, Ha, rief er, wag' ich Kopf und Ehr', Wenn ich sie retten kann. Ich komm' zu dir in finstrer Nacht, Lass, Liebchen, husch mich ein! Ich fürchte weder Schloss nach Wacht, Holla, horch auf, um Mitternacht Sollst du erlöset sein. Gesagt, getan; Glock' zwölfe stand Der tapfre Ritter da; Sanft reicht sie ihm die weiche Hand, Früh man die leere Zelle fand; Fort war sie Hopsasa! N.19 Arie OSMIN Ha, wie will ich triumphieren, Wenn sie euch zum Richtplatz führen Und die Hälse schnüren zu! Hüpfen will ich, lachen, springen Und ein Freudenliedchen singen, Denn nun hab' ich vor euch Ruh. Schleicht nur säuberlich und leise, Ihr verdammten Haremsmäuse, Inser Ohr entdeckt euch schon, Und eh' ihr uns könnt entspringen, Seh ich euch in unsern Schlingen, Und erhaschet euren Lohn. N.20 Rezitativ und Duett BELMONTE Welch ein Geschick! O Qual der Seele! Hat sich denn alles wider mich verschworen! Ach, Konstanze! Durch mich bist du verloren! Welch eine Pein! KONSTANZE Laß, ach Geliebter, laß dich das nicht quälen. Was ist der Tod? Ein Übergang zur Ruh! Und dann, an deiner Seite, Ist er Vorgefühl der Seligkeit. BELMONTE Engelseele! Welch holde Güte! Du flößest Trost in mein erschüttert Herz, Du linderst mir den Todesschmerz Und ach, ich reiße dich ins Grab. Meinetwegen willst du sterben! Ach, Konstanze! Darf ich's wagen, Noch die Augen aufzuschlagen? Ich bereute dir den Tod! KONSTANZE Belmonte, du stirbst meinetwegen! Ich nur zog dih ins Verderben Und ich soll nicht mit dir sterben? Wonne ist mir dies Gebot! BEIDE Ach, Geliebe(r), dir zu leben Ist mein Wunsch und all mein Streben; Ohne dich ist mir's nur Pein, Länger auf der Welt zu sein. BELMONTE Ich will alles gerne leiden. KOSNTANZE Ruhig sterb' ich dann mit Freuden, BEIDE Weil ich dir zu Seite bin. Um dich Geliebte(r), Gäb' ich gern mein Leben hin! O welche Seligkeit! Mit dem (der) Geliebten sterben Ist seliges Entzücken! Mir wonnevollen Blicken Verläßt man da die Welt. N.21a Vaudeville BELMONTE Nie werd' ich deine Huld verkennen; Mein Dank sei ewig dir geweift; An jedem Ort zu jeder Zeit Werd' ich dich groß und edel nennen. ALLE Wer so viel Huld vergessen kann, Den seh' man mit Verachtung an! KONSTANZE Nie werd' ich im Genuß der Liebe Vergessen, was der Dank gebeut, Mein Herz, der Liebe nur geweiht, Hegt auch dem Dank geweihte Triebe. ALLE Wer so viel Huld vergessen kann, Den seh' man mit Verachtung an! PEDRILLO Wenn ich es je vergessen könnte, Wie nah' ich am Erdrosseln war. Und all der anderen Gefahr; Ich lief', als ob der Kopf mir brennte. ALLE Wer so viel Huld vergessen kann, Den seh' man mit Verachtung an! BLONDE Herr Bassa, ich sag' recht mit Freuden Viel Dank für Kost und Lagerstroh. Osmin, das Schiksal will es so, Ich muß von dir auf ewig schneiden. Wer so wie du nur zangen kann, Den sieht man mit Verazhtung an! OSMIN Verbrenne sollte man die Hunde, Die uns so schändlich hintergehn, Es ist nicht länger anzusehn. Mir stockt die Zunge fast im Munde, Um ifren Lohn zu ordnen an: Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen; dann vebrannt, dann gebunden, und getaucht; zuletzt geschunden. (Er läuft voll Wut ab) KONSTANZE, BELMONTE, BLONDE, PEDRILLO Nichts ist so häßlich als die Rache; Hingegen menschlich gütig sein, Und ohne Eigennutz verzeihn, Ist nur der großen Seelen Sache! Wer dieses nicht erkennen kann, Den seh' man mit Verachtung an! N.21b Chor der Janitscharen CHOR Bassa Selim lebe lange, Ehre sei sein Eigentum! Seine holde Scheitel prange Voll von Jubel, voll von Ruh.


contributed by Camila Argôlo Freitas Batista


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Monday, 08-Dec-2003 21:36:01 PST