Last updated: Apr. 27, 2000
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Die Zauberflöte

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Zweiter Aufzug

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Scene 1

Das Theater is ein Palmenwald, alle Bäume sind silberartig, die Blätter von Gold, 18 Sitze von Blättern. Auf einem jeden Sitze steht eine Pyramide und ein großes, schwarzes Horn mit Gold gefaßt. In der Mitte die größte Pyramide, auch dir größten Bäume.

(Sarastro nebst anderen Priestern kommen in feierlichen Schritten, jeder mit einem Palmenzweig in der Hand. Ein Marsch mit Blasinstrumenten begleitet den Zug.)

9. Marsch der Priester [MIDI file by Bill King]

Sarastro (nach einer Pause): Ihr, in dem Weisheitstempel eingeweihten Diener der großen Götter Osiris und Isis! Mit reiner Seele erklär' ich euch, daß unsre heutige Versammlung eine der wichtigsten unsrer Zeit ist. Tamino, ein Königssohn, will ins Heiligtum des größten Lichtes blicken. Diesen Tugendhaften zu bewachten, ihm freundschaftlich die Hand zu bieten, sei heute eine unsrer wichtigsten Pflichten. Erster Priester (steht auf): Er besitzt Tugend? Sarastro: Tugend! Zweiter Priester: Auch Verschwiegenheit? Sarastro: Verschwiegenheit! Dritter Priester: Ist wohltätig? Sarastro: Wohltätig! Haltet ihr ihn für würdig, so folgt meinem Beispiele. (Sie blasen dreimal in die Hörner.) Gerührt über die Einigkeit eurer Herzen, dankt Sarastro euch im Namen der Menschheit. Mag immer das Vorurteil seinen Tadel über uns Eingeweihte auslassen! Jedoch, das böse Vorurteil soll schwinden; und es wird schwinden, sobald Tamino selbst die Größe unserer schweren Kunst besitzen wird. Pamina haben die Götter dem holden Jüngling bestimmt; dies ist der Grund, warum ich sie der stolzen Mutter entriß. Das Weib dünkt sich groß zu sein; hofft durch Blendwerk und Aberglauben das Volk zu berücken und unsern festen Tempelblau zu zerstören. Allein, das soll sie nicht. Tamino, der holde Jüngling, soll ihn mit uns befestigen und als Eingeweihter der Tugend Lohn, dem Laster aber Strafe sein. (Der dreimalige Akkord in den Hörnern wird von allen wiederholt.) Sprecher: Großer Sarastro, wird Tamino auch die harten Prüfungen, die seiner warten, bekämpfen? - Verzeih, daß ich so frei bin, dir meinen Zweifel zu eröffnen! Mich bangt es um den Jüngling - Er ist Prinz! Sarastro: Noch mehr! Er ist Mensch! Sprecher: Wenn es nur aber in seiner frühen Jugend leblos erblaßte? Sarastro: Dann ist er Osiris und Isis gegeben und wird der Götter Freuden früher fühlen als wir. (Der dreimalige Akkord wird wiederholt) Man führe Tamino mit seinem Reisegefährten in den Vorhof des Tempels ein.

10. Arie mit Chor [MIDI file by Bill King; alternate link]

Sarastro: O Isis und Osiris, schenket Der Weisheit Geist dem neuen Paarl Die ihr der Wand'rer Schritte lenket. Stärkt mit Geduld sie in Gefahr. Chor: Stärkt mit Geduld sie in Gefahr! Sarastro: Laßt sie der Prüfung Früchte sehen; Doch sollten sie zu Grabe gehen, So lohnt der Tugend kühnen Lauf, Nehmt sie in euren Wohnsitz auf. Chor: Nehmt sie in euren Wohnsitz auf. (Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach - ab.)

Scene 2

Nacht. Der Donner rollt von weitem. Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Vorhof des Tempels, wo man Reste von eingefallenen Säulen und Pyramiden sieht, nebst einigen Dornbüschen. An beiden Seiten stehen praktikable hohe, altägyptische Türen, welche mehr Seitengebäude vorstellen.

(Tamino und Papageno werden vom Sprecher und dem andern Priester hereingeführt. Die Priester lösen ihnen die Säcke ab und entfernen sich damit.)

Dialog

Tamino: Eine schreckliche Nacht! - Papageno, bist du noch bei mir? Papageno: Ja, freilich! Tamino: Wo denkst du, dass wir uns nun befinden? Papageno: Wo? Ja, wenn's nicht so finster wär, wollt' ich dir das schon sagen, aber so... Oh! (Donnerschlag.) O weh! Tamino: Was ist's? Papageno: Mir wird nicht wohl bei der Sache! Ich glaube, ich bekomme ein kleines Fieber. Tamino: Pfui, Papageno! Sei ein Mann! Papageno: Aber ich wollt', ich wär ein Mädchen! (Ein sehr starker Donnerschlag.) O! o! o! Das ist mein letzter Augenblick! (Der Sprecher und der Zweite Priester erscheinen mit Fackeln.) Sprecher: Ihr Fremdlinge, was sucht oder fordert ihr von uns? Was treibt euch an, in unsere Mauern zu dringen? Tamino: Freundschaft und Liebe. Sprecher: Bist du bereit, sie mit deinem Leben zu erkämpfen? Tamino: Ja! Sprecher: Prinz, noch ist's Zeit zu weichen - einen Schritt weiter, und es ist zu spät. Tamino: Weisheitslehre sei mein Sieg; Pamina, das holde Mädchen, mein Lohn! Sprecher: Du unterziehst dich jeder Prüfung dich? Tamino: Jeder! Sprecher: Reiche deine Hand mir! (Sie reichen sich die Hände) Zweiter Priester (zu Papageno): Willst auch du dir Weisheitsliebe erkämpfen? Papageno: Kämpfen ist meine Sache nicht. Ich verlang ja im Grunde auch gar keine Weisheit. Ich bin so ein Naturmensch, der sich mit Schlaf, Speise und Trank zufriedengibt. Und wenn es einmal sein könnte, daß ich mir ein hübsches Weibchen fange... Zweiter Priester: Die wirst du nie erhalten, wenn du dich nicht unseren Prüfungen unterziehst. Papageno: Und worin bestehen diese Prüfungen? Zweiter Priester: Dich allen unseren Gesetzen zu unterwerfen, selbst den Tod nicht zu scheuen. Papageno: Ich bleibe ledig! Zweiter Priester: Aber wenn du dir ein tugenhaftes, schönes Mädchen erwerben könntest? Papageno: Ich bleibe ledig! Zweiter Priester: Wenn nun aber Sarastro dir ein Mädchen aufbewahrt hätte, das an Farbe und Kleidung dir ganz gleich wäre? Papageno: Mir ganz gleich? Ist sie jung? Zweiter Priester: Jung und schön! Papageno: Und heißt? Zweiter Priester: Papagena. Papageno: Wie? Papa- Zweiter Priester: Papagena. Papageno: Papagen? - Haha, die möcht ich aus bloßer Neugierde schon sehen. Zweiter Priester: Sehen kannst du sie! Papageno: Aber wenn ich sie gesehen habe, hernach muß ich sterben? Zweiter Priester: Hmmmmmm... (Macht eine zweideutige Pantomime.) Papageno: - Ich bleibe ledig! Zweiter Priester: Sehen kannst du sie, aber bis zur verlaufenen Zeit kein Wort mit ihr sprechen; wird dein Geist so viel Standhaftigkeit besitzen, deine Zunge in Schranken zu halten? Papageno: O ja! Zweiter Priester: Deine Hand! Du sollst sie sehen. Sprecher (zu Tamino): Auch dir, Prinz, legen die Götter ein heilsames Stillschweigen auf; ohne dieses seid ihr beide verloren. Du wirst Pamina sehen, aber nie sie sprechen dürfen; dies ist der Anfang eurer Prüfungszeit.

11. Duett

Beide Priester: Bewahret euch vor Weibertücken: Dies ist des Bundes erste Pflicht. Manch weiser Mann ließ sich berücken, Er fehlte und versah sich's nicht. Verlassen sah er sich am Ende, Vergolten seine Treu' mit Hohn. Vergebens rang er seine Hände, Tod und Verzweiflung war sein Lohn. (Beide Priester ab. Plötzlich ist es dunkel.)

Dialog

Papageno: He, Lichter her! Lichter her! - Das ist doch wunderlich, so oft einen die Herrn verlassen, sieht man mit offenen Augen nichts. Tamino: Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist der Götter Wille. (Die Drei Damen kommen aus der Versenkung.)

12. Quintett

Drei Damen: Wie, wie, wie? Ihr an diesem Schreckensort? Nie, nie, nie Kommt ihr wieder glücklich fort! Tamino, dir ist Tod geschworen! Du, Papageno, bist verloren! Papageno: Nein, nein, das wär' zu viel. Tamino: Papageno, schweige still! Willst du dein Gelübde brechen, Nicht mit Weibern hier zu sprechen? Papageno: Du hörst ja, wir sind beide hin. Tamino: Stille, sag ich, schweige still! Papageno: Immer still, und immer still! Drei Damen: Ganz nah' ist euch die Königin! Sie drang im Tempel heimlich ein. Papageno: Wie? Was? Sie soll im Tempel sein? Tamino: Stille, sag' ich, schweige still! Wirst du immer so vermessen Deiner Eidespflicht vergessen? Drei Damen: Tamino, hör'! Du bist verloren! Gedenke an die Königin! Man zischelt viel sich in die Ohren Von dieser Priester falschem Sinn. Tamino (für sich): Ein Weiser prüft und achtet nicht, Was der gemeine Pöbel spricht. Drei Damen: Man zischelt viel sich in die Ohren Von dieser Priester falschem Sinn. Man sagt, wer ihrem Bunde schwört, Der fährt zur Höll' mit Haut und Haar. Papageno: Das wär', beim Teufel, unerhört! Sag' an, Tamino, ist das wahr? Tamino: Geschwätz, von Weibern nachgesagt, Von Heuchlern aber ausgedacht. Papageno: Doch sagt es auch die Königin. Tamino: Sie ist ein Weib, hat Weibersinn. Sei still, mein Wort sei dir genug: Denk' deiner Pflicht und handle klug. Drei Damen (zu Tamino): Warum bist du mit uns so spröde? (Tamino deutet bescheiden, daß er nicht sprechen darf.) Auch Papageno schweigt - so rede! Papageno: Ich möchte gerne - woll... Tamino: Still! Papageno: Ihr seht, daß ich nicht kann das Plaudern lassen, Ist wahrlich eine Schand' für mich! Tamino: Daß du nicht kannst das Plaudern lassen, Ist wahrlich eine Schand' für dich! Alle fünf: Wir/Sie müßen sie/uns mit Scham verlassen, Es plaudert keiner sicherlich. Von festem Geiste ist ein Mann, Er denket, was er sprechen kann. (Die Drei Damen wollen gehen, die Eingeweihten rufen von innen.) Priester: Entweiht ist die heilige Schwelle! Hinab mit den Weibern zur Hölle! (Ein schrecklicher Akkord mit allen Instrumenten, Donner, Blitz und Schlag, zugleich zwei starke Donner.) Drei Damen: O weh! O weh! O weh! (Sie stürzen in die Versenkung.) Papageno (fällt vor Schrecken zu Boden): O weh, o weh, o weh! (Der Sprecher und Priester treten mit Fackelnb ein.)

Dialog

Sprecher: Jüngling! Dein standhaft männliches Betragen hat gesiegt. Wir wollen also mit reinem Herzen unsere Wanderschaft weiter fortsetzen. (Er gibt ihm den Sack um.) So! Nun komm! (Er geht mit Tamino ab.) Zweiter Priester: Was seh ich, Freund! Stehe auf! Wie ist dir? Papageno: Ich lieg' in einer Ohnmacht! Zweiter Priester: Auf! Sammle dich, und sei ein Mann! Papageno (steht auf): Aber sagt mir nur, meine lieben Herren, warum muß ich denn alle diese Qualen und Schrecken empfinden? Wenn mir ja die Götter eine Papagena bestimmten, warum denn mit so viel Gefahren sie erringen? Zweiter Priester: Diese neugierige Frage mag deine Vernunfh dir beantworten. Komm! Meine Pflicht ist allein, dich weiterzuführen. (Er gibt ihm den Sack um.) Papageno: Bei so einer ewigen Wanderschaft, da möcht' einem wohl die Liebe auf immer vergehen. (Der Zweiter Priester geht mit ihm ab.)

Scene 3

Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens gesetzt sind; in der Mitte steht eine Laube von Blumen und Rosen, worin Pamina schläft. Der Mond beleuchtet ihr Gesicht. Ganz vor steht eine Rasenbank. (Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause.) Monostatos: Ha, da find' ich ja die spröde Schöne! Welcher Mensch würde bei so einem Anblick kalt und unempfindlich bleiben? Das Feuer, das in mir glimmt, wird mich noch verzehren! Wenn ich wüßte - daß ich so ganz allein und unbelauscht wäre - ich wagte es noch einmal. (Er macht sich Wind mit beiden Händen.) Das Mädchen wird noch um meinen Verstand mich bringen. (Er sieht sich allenthalben um.) Es ist doch eine verdammte närrische Sache um die Liebe! Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich entschuldigen.

13. Arie

Monostatos: Alles fühlt der Liebe Freuden, Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt; Und ich sollt' die Liebe meiden, Weil ein Schwarzer häßlich ist! Ist mir denn kein Herz gegeben? Bin ich nicht von Fleisch und Blut? Immer ohne Weibchen leben, Wäre wahrlich Höllenglut! Drum so will ich, weil ich lebe, Schnäbeln, küssen, zärtlich sein! Lieber guter Mond, vergebe, Eine Weiße nahm mich ein. Weiß ist schön! Ich muß sie küssen; Mond, verstecke dich dazu! Sollt' es dich zu sehr verdrießen, O so mach' die Augen zu! (Er schleicht langsam und leise hin. Die Königin der Nacht kommt unter Donner aus der mittleren Versenkung, und so, daß sie gerade vor Pamina zu stehen kommt.)

Dialog

Königin: Zurücke! Pamina (erwacht): Ihr Götter! Monostatos (prallt zurück): O weh! Das ist - die Göttin der Nacht! (steht ganz still) Pamina: Mutter! (Sie fällt ihr in die Arme) Monostatos: Mutter? Hm, das muß man von weitem belauschen. (Er schleicht ab.) Königin: Wo ist der Jüngling, den ich an dich sandte? Pamina: Er hat sich den Eingeweihten gewidmet. Königin: Unglückliche Tochter, nun bist du auf ewig mir entrissen. Pamina: Entrissen? O fliehen wir, liebe Mutter! Unter deinem Schutz trotz' ich jeder Gefahr. Königin: Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht mehr schützen. Mit deines Vaters Tod ging meine Macht zu Grabe. Übergab freiwillig den siebenfachen Sonnenkreis den Eingeweihten; diesen mächtigen Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust. (zieht einen Dolch hervor) Siehst du hier diesen Stahl? Er ist für Sarastro geschliffen. Du wirst ihn töten und den mächtigen Sonnenkreis mir überliefern. (Sie dringt ihr den Dolch auf.) Pamina: Aber, liebste Mutter! - Königin: Kein Wort!

14. Arie [MIDI file by Marty Weimer; MIDI file by E. Stéphan; MIDI by Bill King]

Königin: Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, Tod und Verzweiflung flammet um mich her! Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen, So bist du meine Tochter nimmermehr. Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig. Zertrümmert sei'n auf ewig alle Bande der Natur, Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen! Hört, Rachegötter, hört der Mutter Schwur! (Sie versinkt mitten in Donner und Blitz.) Pamina (mit dem Dolch in der Hand): Morden soll ich? - Götter, das kann ich nicht! Götter, was soll ich tun? Monostatos (kommt schnell, heimlich und freudig): Dich mir anvertrauen. Pamina: Ha! Monostatos: Warum zitterst du? Vor meiner schwarzen Farbe, oder vor dem ausgedachten Mord? Pamina (schüchtern): Du weißt also? - Monostatos: Alles. - Du hast also nur einen Weg, dich und deine Mutter zu retten. Pamina: Der wäre? Monostatos: Mich zu lieben! Ja oder nein? Pamina (entschlossen): Nein! Monostatos (voll Zorn): Nein? Liebe oder Tod! Pamina (entschlossen): Nie! (Sarastro tritt auf.) Monostatos (erhebt den Dolch): So fahre denn hin! Sarastro (hält ihn schnell ab): Monostatos! Monostatos: Herr, man hat deinen Tod geschworen, darum wollt' ich dich rächen. Sarastro: Ich weiß nur allzuviel. Ich weiß, daß deine Seele ebenso schwarz als dein Gesicht ist. Geh! Monostatos (im Abgehen): Jetzt such' ich die Mutter auf, weil mir die Tochter nicht beschieden ist. (Geht ab.) Pamina: Herr, strafe meine Mutter nicht! Der Schmerz über meine Abwesenheit... Sarastro: Ich weiß alles. - Weiß, daß sie in unterirdischen Gemächern des Tempels herumirrt und Rache über mich und die Menschheit kocht; allein, du sollst sehen, wie ich mich an deiner Mutter räche.

15. Arie [MIDI file by Bill King; alternate link]

Sarastro: In diesen heil'gen Hallen Kennt man die Rache nicht, Und ist ein Mensch gefallen, Führt Liebe ihn zur Pflicht. Dann wandelt er an Freundes Hand Vergnügt und froh in's bess're Land. In diesen heil'gen Mauern, Wo Mensch den Menschen liebt, Kann kein Verräter lauern, Weil man dem Feind vergibt. Wen solche Lehren nicht erfreun, Verdienet nicht ein Mensch zu sein. (Gehen beide ab.)

Scene 4

Das Theater verwandelt sich in eine Halle, wo das Flugwerk gehen kann. Das Flugwerk ist mit Rosen und Blumen umgeben, wo sich sodann eine Türe öffnet. Ganz vorne sind zwei Rasenbänke. (Tamino und Papageno werden ohne Säcke von den zwei Priestern hereingeführt.)

Dialog

Sprecher: Hier seid ihr euch beide allein überlassen. Sobald die Posaune tönt, dann nehmt ihr euren Weg dahin. Prinz, lebt wohl! Noch einmal, vergeßt das Wort nicht: Schweigen. (Geht ab.) Zweiter Priester: Papageno, wer an diesem Ort sein Stillschweigen bricht, den strafen die Götter durch Donner und Blitz. Leb wohl! (Geht ab.) (Tamino setzt sich auf eine Rasenbank.) Papageno (nach einer Pause): Tamino! Tamino (verweisend): St! Papageno: Das ist ein lustiges Leben! Wär' ich lieber in meiner Strohhütte, oder im Wald, da hör ich doch noch manchmal einen Vogel pfeifen. Tamino (verweisend): St! Papageno: Also, mit mir selber werd ich ja vielleicht noch reden dürfen; und auch wir zwei, wir können miteinander sprechen, wir sind ja Männer. La la la-la la la! Tamino (verweisend): St! Papageno (pfeift): Nicht einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bei diesen Leuten; viel weniger sonst was. (Ein altes häßliches Weib kommt aus der Versenkung, hält auf einer Tasse einen großen Becher Wasser.) Papageno (sieht sie lang an): Ist das für mich? Altes Weib: Ja, mein Engel! Papageno (sieht sie wieder an, trinkt): Wasser! Nicht mehr und nicht weniger als Wasser. - Sag du mir, du unbekannte Schöne, werden alle fremden Gäste auf diese Art bewirtet? Altes Weib: Freilich, mein Engel! Papageno: So, so! - Auf diese Art werden die Fremden auch nicht gar zu häufig kommen. Altes Weib: Sehr wenig. Papageno: Das kann ich mir denken. Geh, komm, Alte, setze dich ein bisser! her zu mir, mir ist die Zeit verdammt lang. Sag du mir, wie alt bist denn du? Altes Weib: Wie alt? Papageno: Ja! Altes Weib: Achtzehn Jahr und zwei Minuten. Papageno: Achtzig Jahr? Altes Weib: Achtzehn Jahr und zwei Minuten. Papageno: Achtzehn Jahr und zwei Minuten? Altes Weib: Ja! Papageno: Ha ha ha! - Ei, du junger Engel! Sag mal, hast du auch einen Geliebten? Altes Weib: Ei, freilich, mein Engel! Papageno: Ist er auch so jung wie du? Altes Weib: Nicht gar, er ist um zehn Jahre älter. Papageno: Was, um zehn Jahre ist der noch älter als du? Das muß ja eine feurige Liebe sein! Und wie nennt sich denn dein Liebhaber? Altes Weib: Papageno! Papageno: Papageno? Wo ist er denn, dieser Papageno? Altes Weib: Da sitzt er, mein Engel! Papageno: Was, ich wär dein Geliebter? Altes Weib: Ja, mein Engel! Papageno (nimmt schnell das Wasser und spritzt sie ins Gesicht): Sag du mir, wie heißt du denn? Altes Weib: Ich heiße - (Die Alte hint schnell ab) Papageno: Oh! (Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger.) Nun sprech' ich aber kein Wort mehr! (Die Drei Knaben kommen in einem mit Rosen bedeckten Flugwerk. In der Mitte steht ein schön gedeckter Tisch. Der eine hat die Flöte, der andere das Kätschen mit Glöckchen.)

16. Terzett

Drei Knaben: Seid uns zum zweitenmal willkommen, Ihr Männer, in Sarastros Reich, Er schickt, was man euch abgenommen, Die Flöte und die Glöckchen euch. Wollt ihr die Speisen nicht verschmähen, So esset, trinket froh davon. Wenn wir zum drittenmal uns sehen, Ist Freude eures Mutes Lohn. Tamino, Mut! Nah ist das Ziel. Du, Papageno, schweige still! (Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die Mitte und fliegen auf.)

Dialog

Papageno: Tamino, wollen wir nicht speisen? (Tamino bläst uaf seiner Flöte) Blase du nur fort auf deiner Flöte, ich will meine Brocken blasen. Herr Sarastro führt eine gute Küche. Auf die Art, ja, da will ich schon schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen bekomme. Nun, ich will sehen, ob auch der Keller so gut bestellt ist. (Er trinkt.) Ha! Das ist Götterwein! (Die Flöte schweigt.) Pamina (freudig eintretend): Du hier? Gütige Götter! Dank euch! Ich hörte deine Flöte - und so lief ich pfeilschnell dem Tone nach. Aber du bist traurig? Sprichst nicht eine Silbe mit deiner Tamino (seufzt) Ah! (Winkt ihr fortzugehen.) Pamina: Ich soll dich meiden? Ich soll dich fliehen, ohne zu wissen, warum? Tamino, liebst du mich nicht mehr? - Papageno, sage du mir, sag, was ist meinem Freund? (Papageno hat einen Brocken in dem Mund, hält mit beiden Händen die Speisen zu, winkt fortzugehen.) Pamina: Wie? Auch du schweigst? O, das ist mehr als Tod! Liebster, einziger Tamino!

17. Arie [MIDI file by Bill King; MIDI file by Fred Nachbaur]

Pamina: Ach, ich fühl's, es ist verschwunden, Ewig hin der Liebe Glück! Nimmer kommt ihr Wonnestunden Meinem Herzen mehr zurück! Sieh', Tamino, diese Tränen, Fließen, Trauter, dir allein! Fühlst du nicht der Liebe Sehnen, So wird Ruh' im Tode sein! (Sie geht traurig ab.) Papageno (ißt hastig): Nicht wahr, Tamino, ich kann auch schweigen, wenn's sein muß. - Ja; bei so einem Unternehmen, da bin ich ein Mann. (Er trinkt.) Der Koch und der Kellermeister sollen leben. (Dreimaliger Posaunenton. Tamino winkt Papageno, daß er gehen soll.) Geh du nur voraus, ich komm dann schon nach. (Tamino will ihn mit Gewalt fortführen.) Nein! Der Stärkere bleibt da! (dreimaliger Posaunenton) Aha, das geht uns an. (ruft) Wir kommen schon. - Aber hör mal, Tamino, was wird denn noch alles mit uns werden? (Tamino deutet gen Himmel.) Ach, du meinst, die Götter soll ich fragen? (Tamino deutet ja.) Ja, die könnten uns freilich mehr sagen, als wir wissen! (Dreimaliger Posaunenton. Tamino reißt ihn mit Gewalt fort.) Wile nur nicht so, wir kommen noch immer zeitlich genug, um uns braten zu lassen. (Ab.)

Scene 5

Das Theater verwandelt sich in das Gewölbe von Pyramiden. (Der Sprecher und einige Priester treten auf. Zwei Priester tragen eine erleuchtete Pyramide auf den Schultern; jeder Priester hat eine transparente Pyramide in der Größe einer Laterne in der Hand. Achtzehn Priester in Form eines Dreiecks zu je 6 aufgestellt.)

18. Chor [MIDI by Bill King]

Chor der Priester: O Isis und Osiris, welche Wonne! Die düst're Nacht verscheucht der Glanz der Sonne. Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben: Bald ist er unserm Dienste ganz ergeben. Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein, Bald wird er unser würdig sein. (Tamino wird hereingeführt.)

Dialog

Sarastro: Prinz, dein Betragen war bis hierher männlich und gelassen; nun hast du noch zwei gefährliche Wege zu wandern. Schlägt dein Herz noch ebenso warm für Pamina, und wünschest du einst als ein weiser Fürst zu regieren, so mögen die Götter dich ferner begleiten. - Deine Hand. - Man bringe Pamina! (Eine Stille herrscht bei allen Priestern; Pamina wird mit eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten bedeckt, hereingeführt; Sarastro löst die Bande am Sacke auf.) Pamina: Wo bin ich? - Welch eine fürchterliche Stille! - Wo ist Tamino? Sarastro: Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl zu sagen. Pamina: Das letzte Lebewohl? O wo ist er? Sarastro: Hier! Pamina: Tamino! Tamino: Zurück!

19. Terzett

Pamina: Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh'n? Sarastro: Ihr werdet froh euch wiedersehn! Pamina: Dein warten tödliche Gefahren! Tamino: Die Götter mögen mich bewahren! Pamina: Dein warten tödliche Gefahren! Tamino, Sarastro: Die Götter mögen mich/ihn bewahren! Pamina: Du wirst dem Tode nicht entgehen, Mir flüstert dieses Ahnung ein. Tamino, Sarastro: Der Götter Wille mag geschehen, Ihr Wink soll mir/ihm Gesetze sein! Pamina: O liebtest du, wie ich dich liebe, Du würdest nicht so ruhig sein. Tamino, Sarastro: Glaub mir, ich/er fühle/fühlet gleiche Triebe, Werd'/Wird ewig dein Getreuer sein. Sarastro: Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden! Pamina, Tamino: Wie bitter sind der Trennung Leiden! Sarastro: Tamino muß nun wieder fort. Tamino: Pamina, ich muß wirklich fort! Pamina: Tamino muß nun wirklich fort? Sarastro: Nun muß er fort! Tamino: Nun muß ich fort. Pamina: So mußt du fort! Tamino: Pamina, lebe wohl! Pamina: Tamino, lebe wohl! Sarastro: Nun eile fort. Dich ruft dein Wort. Die Stunde schlägt, wir sehn uns wieder! Tamino, Pamina: Ach, gold'ne Ruhe, kehre wieder! Lebe wohl! Lebe wohl! (Entfernen sich)

Scene 6

Das Theater verwandelt sich in einen Saal mit vielen Türen.

Dialog

Papageno (von aussen): Tamino! Tamino! Willst du mich denn gänzlich verlassen? (Er sucht herein.) Wenn ich nur wenigstens wüßte, wo ich wäre. - Tamino! Tamino, solang ich lebe, geh' ich nicht mehr von dir! Aber dies einmal verlaß mich armen Reisegefährten nicht! (Er kommt an die Türe, wo Tamino abgeführt worden ist.) Eine Stimme (ruft): Zurück! Papageno: Barmherzige Götter! Wo wend' ich mich hin! Wenn ich nur wüßte, wo ich hereinkam. Tamino! (Er kommt an die Türe, wo er hereinkam) Die Stimme: Zurück! Papageno: Nun kann ich weder vorwärts noch zurück! (weint) Und muß am Ende gar verhungern. - Geschieht mir schon recht! - Warum bin ich denn auch mitgereist? (Der Sprecher tritt ihm entgegen) Sprecher: Mensch! Du hättest verdient, auf immer in finsteren Klüften der Erde zu wandern; die gütigen Götter aber entlassen dich der Strafe dich. Dafür aber wirst du das himmlische Vergnügen der Eingeweihten nie fühlen. Papageno: Je nun, es gibt ja noch andere Leute meinesgleichen! - Mir wäre jetzt ein gutes Glas Wein das größte Vergnügen. Der Sprecher: Sonst hast du keinen Wunsch in dieser Welt? Papageno: Bis jetzt nicht. Der Sprecher: Man wird dich damit bedienen! (Ab. Sogleich kommt ein großer Becher, mit rotem Weln angefüllt, aus der Erde.) Papageno: Ach! Da ist er ja schon! (trinkt) Herrlich! Himmlisch! Göttlich! - Ha! Ich bin jetzt so vergnügt, daß ich bis zur Sonne fliegen könnte, wenn ich Flügel hätte! Ha! Mir wird so wunderlich ums Herz! Ich möchte - ich wünschte - ja, was denn?

20. Arie [MIDI file by Bill King; alternate link]

Papageno (schlägt sein Glockenspiel): Ein Mädchen oder Weibchen Wünscht Papageno sich! O so ein sanftes Täubchen Wär' Seligkeit für mich! Dann schmeckte mir Trinken und Essen, Dann könnt' ich mit Fürsten mich messen, Des Lebens als Weiser mich freun, Und wie im Elysium sein! Ein Mädchen oder Weibchen Wünscht Papageno sich! O so ein sanftes Täubchen Wär' Seligkeit für mich! Ach, kann ich denn keiner von allen Den reizenden Mädchen gefallen? Helf' eine mir nur aus der Not, Sonst gräm' ich mich wahrlich zu Tod! Ein Mädchen oder Weibchen Wünscht Papageno sich! O so ein sanftes Täubchen Wär' Seligkeit für mich! Wird keine mir Liebe gewähren, So muß mich die Flamme verzehren! Doch küßt mich ein weiblicher Mund, So bin ich schon wieder gesund! (Die Alte, tanzend und auf ihren Stock dabei sich stützend, kommt herein.)

Dialog

Altes Wbib: Da bin ich schon, mein Engel! Papageno: Was, du hast dich meiner erbarmt? Altes Wbib: Ja, mein Engel! Papageno: Na, das ist ein Glück! Altes Wbib: Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu bleiben, dann sollst du sehen, wie zärtlich dein Weibchen dich lieben wird. Papageno: Ei, du zärtliches Närrchen! Altes Weib: O. wie will ich dich umarmen, dich liebkosen, dich an mein Herz drücken! Papageno: Auch ans Herz drücken? Altes Weib: Komm, reich mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand! Papageno: Nur nicht so hastig, mein lieber Engel! So ein Bündnis braucht doch auch seine Überlegung. Altes Weib: Papageno, ich rate dir, zaudre nicht! - Deine Hand, oder du bist auf immer hier eingekerkert. Papageno: Eingekerkert? Altes Weib: Wasser und Brot wird deine tägliche Kost sein. Ohne Freund, ohne Freundin mußt du leben, und der Welt auf immer entsagen. Papageno: Wasser trinken? Der Welt entsagen? Nein, da will ich doch lieber eine Alte nehmen, als gar keine. - Also gut, da hast du meine Hand mit der Versicherung, daß ich dir immer getreu bleibe. (für sich) solang ich keine Schönere sehe. Altes Weib: Das schwörst du? Papageno: Ja, das schwör' ich! (Das Weib verwandelt sich in ein junges Weib, welches ebenso gekleidet ist, wie Papageno). Papagena: Papageno! Papageno: Papagena! - (Er will sie umarmen.) Sprecher (kommt und nimmt sie hastig bei der Hand): Fort mit dir, junges Weib! Er ist deiner noch nicht würdig! Zurückl sag ich. Papageno: Was heißt, bitte... Sprecher (Er schleppt sie hinein, Papageno will ihr nach) Zurück, sag ich! Oder zittre! Papageno: So ich mich zurückziehe, soll mich doch die Erde verschlingen. (Er sinkf hinab.) Oh!

Scene 7

Das Theater verwandelt sich in einer kurzen Garten. (Die Drei Knaben fahren herunter.)

21. Finale

Drei Knaben: Bald prangt, den Morgen zu verkünden, Die Sonn auf goldner Bahn. Bald soll der Aberglaube schwinden, Bald siegt der weise Mann. O holde Ruhe, steig' hernieder, Kehr' in der Menschen Herzen wieder; Dann ist die Erd' ein Himmelreich, Und Sterbliche den Göttern gleich. Erster Knabe: Doch seht, Verzweiflung quält Paminen! Zweiter Knabe, Dritter Knabe: Wo ist sie denn? Erster Knabe: Sie ist von Sinnen! Drei Knaben: Sie quält verschmähter Liebe Leiden. Laßt uns der Armen Trost bereiten! Fürwahr, ihr Schicksal geht uns nah! O wäre nur ihr Jüngling da! Sie kommt, laßt uns beiseite gehn, Damit wir, was sie mache, sehn. (Sie gehen beiseite. Pamina kommt, halb wahnwitzig, mit einem Dolch in der Hand.) Pamina (zum Dolch): Du also bist mein Bräutigam? Durch dich vollend' ich meinen Gram. Drei Knaben (beiseite): Welch dunkle Worte sprach sie da? Die Arme ist dem Wahnsinn nah. Pamina: Geduld, mein Trauter, ich bin dein; Bald werden wir vermählet sein. Drei Knaben: Wahnsinn tobt ihr im Gehirne; Selbstmord steht auf ihrer Stirne. (zu Pamina) Holdes Mädchen, sieh uns an! Pamina: Sterben will ich, weil der Mann, Den ich nimmermehr kann hassen, Sein Traute kann verlassen. (auf den Dolch zeigend) Dies gab meine Mutter mir. Drei Rnaben: Selbstmord strafet Gott an dir! Pamina: Lieber durch dies Eisen sterben, Als durch Liebesgram verderben! Mutter, durch dich leide ich, Und dein Fluch verfolget mich! Drei Knabbn: Mädchen, willst du mit uns gehn? Pamina: Ha, des Jammers Maß ist voll! Falscher Jüngling, lebe wohl! Sieh, Pamina, ach! stirbt durch dich, Dieses Eisen töte mich! (Sie holt mit der Hand aus, um sich zu erstechen.) Drei Knaben (halten ihr den Arm): Ha, Unglückliche, halt ein! Sollte dies dein Jüngling sehen, Würde er vor Gram vergehen; Denn er liebet dich allein. Pamina (erholt sich): Was? Er fühlte Gegenliebe, Und verbarg mir seine Triebe, Wandte sein Gesicht vor mir? Warum sprach er nicht mit mir? Drei Knaben: Dieses müßen wir verschweigen, Doch wir wollen dir ihn zeigen! Und du wirst mit Staunen sehn, Daß er dir sein Herz geweiht, Und den Tod für dich nicht scheut. Komm, wir wollen zu ihm gehen. Pamina: Führt mich hin, ich möcht' ihn seh'n! Alle: Zwei Herzen, die von Liebe brennen, Kann Menschenohnmacht niemals trennen. Verloren ist der Feinde Müh', Die Götter selbst schützen sie. (Gehen alle ab.)

Scene 8

Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in dem einen ein Wasserfall, worin man Sausen und Brausen hört; der andere speit Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muß der Horizont hellrot sein, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Szenen sind Felsen, jede Szene schließt sich mit einer eisernen Tür. (Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei schwarzgeharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer; sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht, diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höohe, nahe dem Gitter.)

[MIDI file by Bill King of this duet]

Die zwei Geharnischten: Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden, Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden; Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann, Schwingt er sich aus der Erde himmelan. Erleuchtet wird er dann im Stande sein, Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n. Tamino: Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln, Den Weg der Tugend fortzuwandeln. Schließt mir die Schreckenspforten auf, Ich wage froh den kühnen Lauf. Pamina (von innen): Tamino, halt! Ich muß dich sehn. Tamino: Was hör ich? Paminens Stimme? Die Geharnischten: Ja, ja, das ist Paminens Stimme. Alle: Wohl mir/dir, nun kann sie mit mir/dir geh'n, Nun trennet uns/euch kein Schicksal mehr, Wenn auch der Tod beschieden wär! Tamino: Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen? Die Geharnischten: Dir ist erlaubt, mit ihr zu sprechen. Alle: Welch Glück, wenn wir uns/euch wiederseh'n. Froh Hand in Hand in Tempel geh'n! Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut, Ist würdig und wird eingeweiht. (Die Tür wird aufgemacht; Tamino und Pamina umarmen sich.) Pamina: Tamino mein! O welch ein Glück! Tamino: Pamina mein! O welch ein Glück! Hier sind die Schreckenspforten, Die Not und Tod mir dräu'n. Pamina: Ich werde aller Orten An deiner Seite sein; Ich selbsten führe dich, Die Liebe leitet mich! (Sie nimmt ihn bei der Hand.) Sie mag den Weg mit Rosen streun, Weil Rosen stets bei Dornen sein. Spiel du die Zauberflöte an; Sie schütze uns auf uns'rer Bahn. Es schnitt in einer Zauberstunde Mein Vater sie aus tiefstem Grunde Der tausendjähr'gen Eiche aus, Bei Blitz und Donner, Sturm und Braus. Nun komm und spiel' die Flöte an, Sie leite uns auf grauser Bahn. Alle: Wir wandeln (Ihr wandelt) durch des Tones Macht Froh durch des Todes düstre Nacht. (Die Türen werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht Tamino und Pamina wandern; man hört Feuergeprassel und Windgeheul, manchmal auch den Ton dumpfen Donners und Wassergeräusch. Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Pauken akkompagnieren manchmal darunter. Sobald sie vom Feuer herauskommen, umarmen sie sich und bleiben in der Mitte.) Pamina, Tamino: Wir wandelten durch Feuersgluten, Bekämpften mutig die Gefahr. Dein Ton sei Schutz in Wasserfluten, So wie er es im Feuer war. (Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen und nach einiger Zeit wieder heraufkommen; sogleich öffnet sich eine Türe; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist. Eine feierliche Stille. Dieser Anblick muß den vollkommensten Glanz darstellen. Sogleich fällt der Chor mit Pauken und Trompeten ein. Zuvor aber Tamino und Pamina.) Pamina, Tamino: Ihr Götter, welch ein Augenblick! Gewähret ist uns Isis' Glück! Chor (von innen): Triumph! Triumph! Du edles Paar! Besieget hast du die Gefahr! Der Isis Weihe ist nun dein! Kommt, tretet in den Tempel ein! (Alle ab.)

Scene 9

Das Theater verwandelt sich wieder in den vorigen Garten. (Papageno kommt, dann die drei Knaben, zuletzt Papagena.) Papageno: Papagena! Papagena! Papagena! Weibchen! Täubchen! meine Schöne! Vergebens! Ach, sie ist verloren! Ich bin zum Unglück schon geboren! Ich plauderte - und das war schlecht, Und drum geschieht es mir schon recht! Seit ich gekostet diesen Wein, Seit ich das schöne Weibchen sah, So brennt's im Herzenskämmerlein, So zwickt's hier, so zwickt's da. Papagena! Herzensweibchen! Papagena, liebes Täubchen! 's ist umsonst, es ist vergebens! Müde bin ich meines Lebens! Sterben macht der Lieb' ein End', Wenn's im Herzen noch so brennt. (Er den Strick von seiner Mitte) Diesen Baum da will ich zieren, Mir an ihm den Hals zuschnüren, Weil das Leben mir mißfällt; Gute Nacht, du falsche Welt. Weil du böse an mir handelst, Mir kein schönes Kind zubandelst, So ist's aus, so sterbe ich; Schöne Mädchen, denkt an mich, - Will sich eine um mich Armen, Eh' ich hänge, noch erbarmen, Nun, so laß ich's diesmal sein! Rufet nur, ja oder nein. - (Sieht sich um.) Keine hört mich; alles stille! Also ist es euer Wille? Papageno, frisch hinauf! Ende deinen Lebenslauf! (Sieht sich um.) Nun, ich warte noch, es sei, Bis man zählet: eins, zwei, drei. (Pfeift.) Eins! (Sieht sich um, pfeift) Zwei! (Sieht sich um, pfeift) Drei! (Sieht sich um) Nun, wohlan, es bleibt dabei, Weil mich nichts zurücke hält, Gute Nacht, du falsche Welt! (Will sich hängen.) Drei Knaben (fahren herunter): Halt ein, o Papageno! und sei klug, Man lebt nur einmal, dies sei dir genug! Papageno: Ihr habt gut reden, habt gut scherzen; Doch brennt' es euch, wie mich im Herzen, Ihr würdet auch nach Mädchen gehn. Drei Knaben: So lasse deine Glöckchen klingen, Dies wird dein Weibchen zu dir bringen. Papageno: Ich Narr vergaß der Zauberdinge! Erklinge, Glockenspiel, erklinge! Ich muß mein liebes Mädchen seh'n. Klinget, Glöckchen, klinget, Schafft mein Mädchen her! Klinget, Glöckchen, klinget! Bringt mein Weibchen her. (Unter diesem Schlagen laufen die Drei Knaben zu ihrem Flugwerk und bringen das Weib heraus.) Drei Knaben: Nun, Papageno, sieh dich um! (Papageno sieht sich um; beide haben unter dem Ritornell komisches Spiel.)

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Papageno: Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papagena! Papagena: Pa-pa-pa-pa-pa-pa-Papageno! Papageno: Bist du mir nun ganz gegeben? Papagena: Nun, bin ich dir ganz gegeben! Papageno: Nun, so sei mein liebes Weibchen! Papagena: Nun, so sei mein Herzenstäubchen! Beide: Welche Freude wird das sein, Wenn die Götter uns bedenken, Unsrer Liebe Kinder schenken, So liebe, kleine Kinderlein! Papageno: Erst einen kleinen Papageno- Papagena: Dann eine kleine Papagena- Papageno: Dann wieder einen Papageno- Papagena: Dann wieder eine Papagena- Papageno: Papageno! Papagena: Papagena! Papageno: Es ist das höchste der Gefühle, Wenn viele, viele Papageno, Der Eltern Segen werden sein. Papagena: Es ist das höchste der Gefühle, Wenn viele, viele Papagena, Der Eltern Segen werden sein. (Sie gehen ab.)

Scene 10

(Monostatos kommt. Die Königin und die Drei Damen kommen von beiden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand.) Monostatos: Nur stille, stille, stille, Bald dringen wir im Tempel ein. Alle: Nur stille, stille, stille, Bald dringen wir im Tempel ein. Monostatos: Doch, Fürstin, halte Wort! Erfülle - dein Kind muß meine Gattin sein. Königin: Ich halte Wort; es ist mein Wille, Mein Kind soll deine Gattin sein. Drei Damen: Ihr Kind soll deine Gattin sein. (Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser.) Monostatos: Doch still, ich höre schrecklich Rauschen, Wie Donnerton und Wasserfall. Königin, die Damen: Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen, Wie fernen Donners Widerhall! Monostatos: Nun sind sie in des Tempels Hallen. Alle: Dort wollen wir sie überfallen - die Frömmler tilgen von der Erd' Mit Feuersglut und mächt'gem Schwert. Drei Damen, Monostatos: Dir, große Königin der Nacht, sei uns'rer Rache Opfer gebracht. (Man hört der stärksten Akkord, Donner, Blitz, Sturm.) Alle: Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht, Wir alle gestürzt in ewige Nacht! (Sie versinken. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beiden Seiten. Die Drei Knaben halten Blumen.) Sarastro: Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht, Zernichten der Heuchler erschlichene Macht. Chor: Heil sei euch Geweihten! Ihr dränget durch Nacht. Dank sei dir, Osiris, Dank dir, Isis, gebracht! Es siegte die Stärke Und krönet zum Lohn Die Schönheit und Weisheit Mit ewiger Kron'.

Ende



Originally input by Emily Ezust, <mindel@recmusic.org>; MIDI links added by Lyle K. Neff, <lneff@indiana.edu>