Last updated: Feb. 14, 1997
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Schwanengesang

Song Cycle

14 Lieder by Franz Schubert (1797-1828)
(nach Gedichten von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Johann Gabriel Seidl)
D 957 op. posth.
Date of composition: 1828

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1. Liebesbotschaft

(Ludwig Rellstab) Rauschendes Baechlein, So silbern und hell, Eilst zur Geliebten So munter und schnell? Ach, trautes Baechlein, Mein Bote sei du; Bringe die Gruesse Des Fernen ihr zu. All ihre Blumen, Im Garten gepflegt, Die sie so lieblich Am Busen traegt, Und ihre Rosen In purpurner Glut, Baechlein, erquicke Mit kuehlender Flut. Wenn sie am Ufer, In Traeume versenkt, Meiner gedenkend Das Koepfchen haengt, Troeste die Suesse Mit freundlichem Blick, Denn der Geliebte Kehrt bald zurueck. Neigt sich die Sonne Mit roetlichem Schein, Wiege das Liebchen In Schlummer ein. Rausche sie murmelnd In suesse Ruh, Fluestre ihr Traeume Der Liebe zu.

2. Kriegers Ahnung

(Ludwig Rellstab) In tiefer Ruh liegt um mich her Der Waffenbrueder Kreis; Mir ist das Herz so bang und schwer, Von Sehnsucht mir so heiss. Wie hab ich oft so suess getraeumt An ihrem Busen warm! Wie freundlich schien des Herdes Glut, Lag sie in meinem Arm! Hier, wo der Flammen duestrer Schein Ach! nur auf Waffen spielt, Hier fuehlt die Brust sich ganz allein, Der Wehmut Traene quillt. Herz! Dass der Trost dich nicht verlaesst! Es ruft noch manche Schlacht. Bald ruh ich wohl und schlafe fest, Herzliebste - gute Nacht!

3. Fruehlingssehnsucht

(Ludwig Rellstab) Saeuselnde Luefte Wehend so mild, Blumiger Duefte Atmend erfuellt! Wie haucht ihr mich wonnig begruessend an! Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan? Es moechte euch folgen auf luftiger Bahn! Wohin? Baechlein, so munter Rauschend zumal, Wollen hinunter Silbern ins Tal. Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin! Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin. Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn, Hinab? Gruessender Sonne Spielendes Gold, Hoffende Wonne Bringest du hold! Wie labt mich dein selig begruessendes Bild! Es laechelt am tiefblauen Himmel so mild Und hat mir das Auge mit Traenen gefuellt! Warum? Gruenend umkraenzet Waelder und Hoeh'! Schimmernd erglaenzet Bluetenschnee! So draenget sich alles zum braeutlichen Licht; Es schwellen die Keime, die Knospe bricht; Sie haben gefunden, was ihnen gebricht: Und du? Rastloses Sehnen! Wuenschendes Herz, Immer nur Traenen, Klage und Schmerz? Auch ich bin mir schwellender Triebe bewusst! Wer stillet mir endlich die draengende Lust? Nur du befreist den Lenz in der Brust, Nur du!

4. Staendchen

(Ludwig Rellstab) Leise flehen meine Lieder Durch die Nacht zu dir; In den stillen Hain hernieder, Liebchen, komm zu mir! Fluesternd schlanke Wipfel rauschen In des Mondes Licht; Des Verraeters feindlich Lauschen Fuerchte, Holde, nicht. Hoerst die Nachtigallen schlagen? Ach! sie flehen dich, Mit der Toene suessen Klagen Flehen sie fuer mich. Sie verstehn des Busens Sehnen, Kennen Liebesschmerz, Ruehren mit den Silbertoenen Jedes weiche Herz. Lass auch dir die Brust bewegen, Liebchen, hoere mich! Bebend harr' ich dir entgegen! Komm, begluecke mich!

5. Aufenthalt

(Ludwig Rellstab) Rauschender Strom, Brausender Wald, Starrender Fels Mein Aufenthalt. Wie sich die Welle An Welle reiht, Fliessen die Traenen Mir ewig erneut. Hoch in den Kronen Wogend sich's regt, So unaufhoerlich Mein Herze schlaegt. Und wie des Felsen Uraltes Erz, Ewig derselbe Bleibet mein Schmerz.

6. In der Ferne

(Ludwig Rellstab) Wehe dem Fliehenden, Welt hinaus ziehenden! - Fremde durchmessenden, Heimat vergessenden, Mutterhaus hassenden, Freunde verlassenden Folget kein Segen, ach! Auf ihren Wegen nach! Herze, das sehnende, Auge, das traenende, Sehnsucht, nie endende, Heimwaerts sich wendende! Busen, der wallende, Klage, verhallende, Abendstern, blinkender, Hoffnungslos sinkender! Luefte, ihr saeuselnden, Wellen sanft kraeuselnden, Sonnenstrahl, eilender, Nirgend verweilender: Die mir mit Schmerze, ach! Dies treue Herze brach - Gruesst von dem Fliehenden, Welt hinaus ziehenden!

7. Abschied

(Ludwig Rellstab) Ade! du muntre, du froehliche Stadt, ade! Schon scharret mein Roesslein mit lustigen Fuss; Jetzt nimm noch den letzten, den scheidenden Gruss. Du hast mich wohl niemals noch traurig gesehn, So kann es auch jetzt nicht beim Abschied geschehn. Ade, ihr Baeume, ihr Gaerten so gruen, ade! Nun reit ich am silbernen Strome entlang. Weit schallend ertoenet mein Abschiedsgesang; Nie habt ihr ein trauriges Lied gehoert, So wird euch auch keines beim Scheiden beschert! Ade, ihr freundlichen Maegdlein dort, ade! Was schaut ihr aus blumenumduftetem Haus Mit schelmischen, lockenden Blicken heraus? Wie sonst, so gruess ich und schaue mich um, Doch nimmer wend ich mein Roesslein um. Ade, liebe Sonne, so gehst du zur Ruh, ade! Nun schimmert der blinkenden Sterne Gold. Wie bin ich euch Sternlein am Himmel so hold; Durchziehn wir die Welt auch weit und breit, Ihr gebt ueberall uns das treue Geleit. Ade! du schimmerndes Fensterlein hell, ade! Du glaenzest so traulich mit daemmerndem Schein Und ladest so freundlich ins Huettchen uns ein. Vorueber, ach, ritt ich so manches Mal, Und waer es denn heute zum letzten Mal? Ade, ihr Sterne, verhuellet euch grau! Ade! Des Fensterlein truebes, verschimmerndes Licht Ersetzt ihr unzaehligen Sterne mir nicht, Darf ich hier nicht weilen, muss hier vorbei, Was hilft es, folgt ihr mir noch so treu!

8. Der Atlas

(Heinrich Heine) Ich ungluecksel'ger Atlas! Eine Welt, Die ganze Welt der Schmerzen muss ich tragen, Ich trage Unertraegliches, und brechen Will mir das Herz im Leibe. Du stolzes Herz, du hast es ja gewollt! Du wolltest gluecklich sein, unendlich gluecklich, Oder unendlich elend, stolzes Herz, Und jetzo bist du elend.

9. Ihr Bild

(Heinrich Heine) Ich stand in dunkeln Traeumen Und starrt' ihr Bildnis an, Und das geliebte Antlitz Heimlich zu leben begann. Um ihre Lippen zog sich Ein Laecheln wunderbar, Und wie von Wehmutstraenen Erglaenzte ihr Augenpaar. Auch meine Traenen flossen Mir von den Wangen herab - Und ach, ich kann es nicht glauben, Dass ich dich verloren hab!

10. Das Fischermaedchen

(Heinrich Heine) Du schoenes Fischermaedchen, Treibe den Kahn ans Land; Komm zu mir und setze dich nieder, Wir kosen Hand in Hand. Leg an mein Herz dein Koepchen Und fuerchte dich nicht zu sehr; Vertraust du dich doch sorglos Taeglich dem wilden Meer. Mein Herz gleicht ganz dem Meere, Hat Sturm und Ebb' und Flut, Und manche schoene Perle In seiner Tiefe ruht.

11. Die Stadt

(Heinrich Heine) Am fernen Horizonte Erscheint, wie ein Nebelbild, Die Stadt mit ihren Tuermen, In Abenddaemmrung gehuellt. Ein feuchter Windzug kraeuselt Die graue Wasserbahn; Mit traurigem Takte rudert Der Schiffer in meinem Kahn. Die Sonne hebt sich noch einmal Leuchtend vom Boden empor Und zeigt mir jene Stelle, Wo ich das Liebste verlor.

12. Am Meer

(Heinrich Heine) Das Meer erglaenzte weit hinaus Im letzten Abendscheine; Wir sassen am einsamen Fischerhaus, Wir sassen stumm und alleine. Der Nebel stieg, das Wasser schwoll, Die Moewe flog hin und wieder; Aus deinen Augen liebevoll Fielen die Traenen nieder. Ich sah sie fallen auf deine Hand Und bin aufs Knie gesunken; Ich hab von deiner weissen Hand Die Traenen fortgetrunken. Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib, Die Seele stirbt vor Sehnen; Mich hat das ungluecksel'ge Weib Vergiftet mit ihren Traenen.

13. Der Doppelgaenger

(Heinrich Heine) Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen, In diesem Hause wohnte mein Schatz; Sie hat schon laengst die Stadt verlassen, Doch steht noch das Haus auf demselben Platz. Da steht auch ein Mensch und starrt in die Hoehe Und ringt die Haende vor Schmerzensgewalt; Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe - Der mond zeigt mir meine eigne Gestalt. Du Doppelgaenger, du bleicher Geselle! Was aeffst du nach mein Liebesleid, Das mich gequaelt auf dieser Stelle So manche Nacht, in alter Zeit?

14. Die Taubenpost

(Johann Gabriel Seidl) Ich hab eine Brieftaub' in meinem Sold, Die ist gar ergeben und treu, Sie nimmt mir nie das Ziel zu kurz Und fliegt auch nie vorbei. Ich sende sie viel tausendmal Auf Kundschaft taeglich hinaus, Vorbei an manchem lieben Ort, Bis zu der Liebsten Haus. Dort schaut sie zum Fenster heimlich hinein, Belauscht ihren Blick und Schritt, Gibt meine Gruesse scherzend ab Und nimmt die ihren mit. Kein Briefchen brauch ich zu schreiben mehr, Die Traene selbst geb ich ihr, Oh, sie vertraegt sie sicher nicht, Gar eifrig dient sie mir. Bei Tag, bei Nacht, im Wachen, im Traum, Ihr gilt das alles gleich, Wenn sie nur wandern, wandern kann, Dann ist sie ueberreich! Sie wird nicht mued, sie wird nicht matt, Der Weg ist stets ihr neu; Sie braucht nicht Lockung, braucht nicht Lohn, Die Taub' ist so mir treu! Drum heg ich sie auch so treu an der Brust, Versichert des schoensten Gewinns; Sie heisst - die Sehnsucht! Kennt ihr sie? - Die Botin treuen Sinns.

Input by: Emily Ezust, mindel@cs.mcgill.ca