Last updated: Feb. 14, 1997
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Zwoelf Lieder

Song Cycle

Music by Robert Schumann (1810-1856)
Text by Justinus Kerner
Date of composition: 1840

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1. Lust der Sturmnacht

Wenn durch Berg und Tale draussen Regen schauert, Stuerme brausen, Schild und Fenster hell erklirren, Und in Nacht die Wandrer irren, Ruht es sich so suess hier innen, Aufgeloest in sel'ges Minnen; All der goldne Himmelsschimmer Flieht herein ins stille Zimmer: Reiches Leben, hab Erbarmen! Halt mich fest in linden Armen! Lenzesblumen aufwaerts dringen, Woelklein ziehn und Voeglein singen. Ende nie, du Sturmnacht, wilde! Klirrt, ihr Fenster, schwankt, ihr Schilde, Baeumt euch, Waelder, braus, o Welle, Mich umfaengt des Himmels Helle!

2. Stirb, Lieb' und Freud'

Zu Augsburg steht ein hohes Haus, Nah bei dem alten Dom, Da tritt am hellen Morgen aus Ein Maegdelein gar fromm; Gesang erschallt, Zum Dome wallt Die liebe Gestalt. Dort vor Marias heilig' Bild Sie betend niederkniet, Der Himmel hat ihr Herz erfuellt, Und alle Weltlust flieht: ,,O Jungfrau rein! Lass mich allein Dein eigen sein!'' Alsbald der Glocke dumpfer Klang Die Betenden erweckt, Das Maegdlein wallt die Hall' entlang, Es weiss nicht, was es traegt; Am Haupte ganz Von Himmelsglanz Einen Lilienkranz. Mit Staunen schauen all' die Leut' Dies Kraenzlein licht im Haar, Das Maegdlein aber wallt nicht weit, Tritt vor den Hochaltar: ,,Zur Nonne weiht Mich arme Maid! Stirb, Lieb' und Freud'!'' Gott, gib, dass dieses Maegdelein Ihr Kraenzlein friedlich trag', Es ist die Herzallerliebste mein, Bleibt's bis zum juengsten Tag. Sie weiss es nicht, Mein Herz zerbricht, Stirb, Lieb' und Licht!

3. Wanderlied

Wohlauf! noch getrunken den funkelnden Wein! Ade nun, ihr Lieben! geschieden muss sein. Ade nun, ihr Berge, du vaeterlich' Haus! Es treibt in die Ferne mich maechtig hinaus. Die Sonne, sie bleibet am Himmel nicht stehn, Es treibt sie, durch Laender und Meere zu gehn. Die Woge nicht haftet am einsamen Strand, Die Stuerme, sie brausen mit Macht durch das Land. Mit eilenden Wolken der Vogel dort zieht Und singt in der Ferne ein heimatlich' Lied, So treibt es den Burschen durch Waelder und Feld, Zu gleich der Mutter, der wandernden Welt. Da gruessen ihn Voegel bekannt ueberm Meer, Sie flogen von Fluren der Heimat hierher; Da duften die Blumen vertraulich um ihn, Sie trieben vom Lande die Luefte dahin. Die Voegel, die kennen sein vaeterlich' Haus, Die Blumen, die pflanzt er der Liebe zum Strauss, Und Liebe, die folgt ihm, sie geht ihm zur Hand: So wird ihm zur Heimt das ferneste Land.

4. Erstes Gruen

Du junges Gruen, du frisches Gras! Wie manches Herz durch dich genas, Das von des Winters Schnee erkrankt, Oh wie mein Herz nach dir verlangt! Schon waechst du aus der Erde Nacht, Wie dir mein Aug' entgegen lacht! Hier in des Waldes stillem Grund Drueckt' ich dich, Gruen, an Herz und Mund. Wie treibt's mich von den Menschen fort! Mein Leid, das hebt kein Menschenwort, Nur junges Gruen ans Herz gelegt, Macht, dass mein Herze stiller schlaegt.

5. Sehnsucht nach der Waldgegend

Waer' ich nie aus euch gegangen, Waelder, hehr und wunderbar! Hieltet liebend mich umfangen Doch so lange, lange Jahr'. Wo in euren Daemmerungen Vogelsang und Silberquell, Ist auch manches Lied entsprungen Meinem Busen, frisch und hell. Euer Wogen, euer Hallen, Euer Saeuseln nimmer mued', Eure Melodien alle Weckten in der Brust das Lied. Hier in diesen weiten Triften Ist mir alles oed' und stumm, Und ich schau' in blauen Lueften Mich nach Wolkenbildern um Wenn ihr's in den Busen zwinget, Regt sich selten nur das Lied: Wie der Vogel halb nur singet, Den von Baum und Blatt man schied.

6. Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes

Du herrlich Glas, nun stehst du leer, Glas, das er oft mit Lust gehoben; Die Spinne hat rings um dich her Indes den duestren Flor gewoben. Jetzt sollst du mir gefuellet sein Mondhell mit Gold der deutschen Reben! In deiner Tiefe heil'gen Schein Schau' ich hinab mit frommem Beben. Was ich erschau' in deinem Grund Ist nicht Gewoehnlichen zu nennen. Doch wird mir klar zu dieser Stund', Wie nichts den Freund vom Freund kann trennen. Auf diesen Glauben, Glas so hold! Trink' ich dich aus mit hohem Mute. Klar spiegelt sich der Sterne Gold, Pokal, in deinem teuren Blute! Still geht der Mond das Tal entlang, Ernst toent die mitternaecht'ge Stunde. Leer steht das Glas! Der heil'ge Klang Toent nach in dem kristallnen Grunde.

7. Wanderung

Wohlauf und frisch gewandert ins unbekannte Land! Zerrissen, ach zerrissen, ist manches teure Band. Ihr heimatlichen Kreuze, wo ich oft betend lag, Ihr Baeume, ach, ihr Huegel, oh blickt mir segnend nach. Noch schlaeft die weite Erde, kein Vogel weckt den Hain, Doch bin ich nicht verlassen, doch bin ich nicht allein, Denn, ach, auf meinem Herzen trag' ich ihr teures Band, Ich fuehl's, und Erd und Himmel sind innig mir verwandt.

8. Stille Liebe

Koennt' ich dich in Liedern preisen, Saeng' ich dir das laengste Lied. Ja, ich wuerd' in allen Weisen Dich zu singen nimmer mued'! Doch was immer mich betruebte, Ist, dass ich nur immer stumm Tragen kkann dich, Herzgeliebte, In des Busens Heiligtum. Dieser Schmerz hat mich bezwungen, Dass ich sang dies kleine Lied, Doch von bitterm Leid durchdrungen, Dass noch keins auf dich geriet.

9. Frage

Waerst du nicht, heil'ger Abendschein! Waerst du nicht, sternerhellte Nacht! Du Bluetenschmuck! Du uepp'ger Hain! Und du, Gebirg', voll ernster Pracht! Du Vogelsang aus Himmeln hoch! Du Lied aus voller Menschenbrust! Waerst du nicht, ach, was fuellte noch In arger Zeit ein Herz mit Lust?

10. Stille Traenen

Du bist vom Schlaf erstanden Und wandelst durch die Au. Da liegt ob allen Landen Der Himmel wunderblau. So lang du ohne Sorgen Geschlummert schmerzenlos, Der Himmel bis zum Morgen Viel Traenen niedergoss. In stillen Naechten weinet Oft mancher aus dem Schmerz, Und morgens dann ihr meinet, Stets froehlich sei sein Herz.

11. Wer machte dich so krank?

Dass du so krank geworden, Wer hat es denn gemacht? Kein kuehler Hauch aus Norden Und keine Sternennacht. Kein Schatten unter Baeumen, Nicht Glut des Sonnenstrahls, Kein Schlummern und kein Traeumen Im Bluetenbett des Tals. Dass ich trag' Todeswunden, Das ist der Menschen Tun; Natur liess mich gesunden, Sie lassen mich nicht ruhn.

12. Alte Laute

Hoerst du den Vogel singen? Siehst du den Bluetenbaum? Herz! kann dich das nicht bringen Aus deinem bangen Traum? Was hoer' ich? Alte Laute Wehmuet'ger Juenglingsbrust, Der Zeit, als ich vertraute Der Welt und ihrer Lust. Die Tage sind vergangen, Mich heilt kein Kraut der Flur; Und aus dem Traum, dem bangen, Weckt mich ein Engel nur.

Input by: Emily Ezust, mindel@cs.mcgill.ca