Last updated: Feb. 14, 1997
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     JOHANNES BRAHMS
     
     SCHICKSALSLIED VON FRIEDRICH HOELDERLIN
     
     FUER CHOR UND ORCHESTER
     
     Opus 54 (1871)
     
     
     Ihr wandelt droben im Licht
       Auf weichem Boden, selige Genien!
         Glaenzende Goetterluefte
           Ruehren euch leicht,
             Wie die Finger der Kuenstlerin
               Heilige Saiten.
     
     Schicksallos, wie der schlafende
       Saeugling, atmen die Himmlischen;
         Keusch bewahrt
           In bescheidener Knospe
             Bluehet ewig
               Ihnen der Geist,
                 Und die seligen Augen
                   Blicken in stiller,
                     Ewiger Klarheit.
     
     Doch uns ist gegeben,
       Auf keiner Staette zu ruhn,
         Es schwinden, es fallen
           Die leidenden Menschen
             Blindlings von einer
               Stunde zur andern,
                 Wie Wasser von Klippe
                   Zu Klippe geworfen,
                     Jahr lang ins Ungewisse hinab.