JOHANNES BRAHMS SCHICKSALSLIED VON FRIEDRICH HOELDERLIN FUER CHOR UND ORCHESTER Opus 54 (1871) Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glaenzende Goetterluefte Ruehren euch leicht, Wie die Finger der Kuenstlerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Saeugling, atmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidener Knospe Bluehet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller, Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Staette zu ruhn, Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahr lang ins Ungewisse hinab.