Music by Gustav Mahler (1860-1911)
Text by Friedrich Rueckert
Dates of composition: 1901-2
1. Ich atmet' einen linden Duft!
Ich atmet' einen linden Duft! Im Zimmer stand Ein Zweig der Linde, Ein Angebinde Von lieber Hand. Wie lieblich war der Lindenduft! Wie lieblich ist der Lindenduft! Das Lindenreis Brachst du gelinde! Ich atme leis Im Duft der Linde Der Liebe linden Duft.2. Liebst du um Schoenheit
Liebst du um Schoenheit, o nicht mich liebe! Liebe die Sonne, sie traegt ein goldnes Haar! Liebst du um Jugend, o nicht mich liebe! Liebe der Fruehling, der jung ist jedes Jahr! Liebst du um Schaetze, o nicht mich liebe! Liebe die Meerfrau, sie hat viel Perlen klar! Liebst du um Liebe, o ja, mich liebe! Liebe mich immer, dich lieb' ich immerdar.3. Blicke mir nicht in die Lieder
Blicke mir nicht in die Lieder! Meine Augen schlag' ich nieder, Wie ertappt auf boeser Tat. Selber darf ich nicht getrauen, Ihrem Wachsen zuzuschauen. Deine Neugier ist Verrat! Bienen, wenn sie Zellen bauen, Lassen auch nicht zu sich schauen, Schauen selbst auch nicht zu. Wenn die reichen Honigwaben Sie zu Tag gefoerdert haben, Dann vor allen nasche du!4. Ich bin der Welt abhanden gekommen
Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich fuer gestorben haelt, Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt. Ich bin gestorben dem Weltgetuemmel, Und ruh' in einem stillen Gebiet! Ich leb' allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied!5. Um Mitternacht
Um Mitternacht Hab' ich gewacht Und aufgeblickt zum Himmel; Kein Stern vom Sterngewimmel Hat mir gelacht Um Mitternacht. Um Mitternacht Hab' ich gedacht Hinaus in dunkle Schranken. Es hat kein Lichtgedanken Mir Trost gebracht Um Mitternacht. Um Mitternacht Nahm ich in acht Die Schlaege meines Herzens; Ein einz'ger Puls des Schmerzes War angefacht Um Mitternacht. Um Mitternacht Kaempft' ich die Schlacht, O Menschheit, deiner Leiden; Nicht konnt' ich sie entscheiden Mit meiner Macht Um Mitternacht. Um Mitternacht Hab' ich die Macht In deine Hand gegeben! Herr! Ueber Tod und Leben Du haelst die Wacht Um Mitternacht!