Last updated: Feb. 14, 1997
Go to the Libretto Homepage

Die schoene Muellerin

Song Cycle

Music by Franz Schubert (1797-1828)
(after poems by Wilhelm Mueller)
D 795, op. 25
Date of composition: 1823

Goto: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20


 

1. Das Wandern

Das Wandern ist des Muellers Lust, Das Wandern! Das muss ein schlechter Mueller sein, Dem niemals fiel das Wandern ein, Das Wandern. Vom Wasser haben wir's gelernt, Vom Wasser! Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht, Ist stets auf Wanderschaft bedacht, Das Wasser. Das sehn wir auch den Raedern ab, Den Raedern! Die gar nicht gerne stille stehn, Die sich mein Tag nicht muede drehn, Die Raeder. Die Steine selbst, so schwer sie sind, Die Steine! Sie tanzen mit den muntern Reihn Und wollen gar noch schneller sein, Die Steine. O Wandern, Wandern, meine Lust, O Wandern! Herr Meister und Frau Meisterin, Lasst mich in Frieden weiterziehn Und wandern.

2. Wohin?

Ich hoert ein Baechlein rauschen Wohl aus dem Felsenquell, Hinab zum Tale rauschen So frisch und wunderhell. Ich weiss nicht, wie mir wurde, Nicht, wer den Rat mir gab, Ich musste auch hinunter Mit meinem Wanderstab. Hinunter und immer weiter Und immer dem Bache nach, Und immer frischer rauschte Und immer heller der Bach. Ist das denn meine Strasse? O Baechlein, sprich, wohin? Du hast mit deinem Rauschen Mir ganz berauscht den Sinn. Was sag ich denn vom Rauschen? Das kann kein Rauschen sein: Es singen wohl die Nixen Tief unten ihren Reihn. Lass singen, Gesell, lass rauschen Und wandre froehlich nach! Es gehn ja Muehlenraeder In jedem klaren Bach.

3. Halt!

Eine Muehle seh ich blinken Aus den Erlen heraus, Durch Rauschen und Singen Bricht Raedergebraus. Ei willkommen, ei willkommen, Suesser Muehlengesang! Und das Haus, wie so traulich! Und die Fenster, wie blank! Und die Sonne, wie helle Vom Himmel sie scheint! Ei, Baechlein, liebes Baechlein, War es also gemeint?

4. Danksagung an den Bach

War es also gemeint, Mein rauschender Freund? Dein Singen, dein Klingen, War es also gemeint? Zur Muellerin hin! So lautet der Sinn. Gelt, hab' ich's verstanden? Zur Muellerin hin! Hat sie dich geschickt? Oder hast mich berueckt? Das moecht ich noch wissen, Ob sie dich geschickt. Nun wie's auch mag sein, Ich gebe mich drein: Was ich such, hab ich funden, Wie's immer mag sein. Nach Arbeit ich frug, Nun hab ich genug Fuer die Haende, fuers Herze Vollauf genug!

5. Am Feierabend

Haett ich tausend Arme zu ruehren! Koennt ich brausend Die Raeder fuehren! Koennt ich wehen Durch alle Haine! Koennt ich drehen Alle Steine! Dass die schoene Muellerin Merkte meinen treuen Sinn! Ach, wie ist mein Arm so schwach! Was ich hebe, was ich trage, Was ich schneide, was ich schlage, Jeder Knappe tut mir's nach. Und da sitz ich in der grossen Runde, In der stillen kuehlen Feierstunde, Und der Meister spricht zu allen: Euer Werk hat mir gefallen; Und das liebe Maedchen sagt Allen eine gute Nacht.

6. Der Neugierige

Ich frage keine Blume, Ich frage keinen Stern, Sie koennen mir alle nicht sagen, Was ich erfuehr so gern. Ich bin ja auch kein Gaertner, Die Sterne stehn zu hoch; Mein Baechlein will ich fragen, Ob mich mein Herz belog. O Baechlein meiner Liebe, Wie bist du heut so stumm? Will ja nur eines wissen, Ein Woertchen um und um. Ja heisst das eine Woertchen, Das andre heisset Nein, Die beiden Woertchen schliessen Die ganze Welt mir ein. O Baechlein meiner Liebe, Was bist du wunderlich! Will's ja nicht weitersagen, Sag, Baechlein, liebt sie mich?

7. Ungeduld

Ich schnitt es gern in alle Rinden ein, Ich grueb es gern in jeden Kieselstein, Ich moecht es sae'n auf jedes frische Beet Mit Kressensamen, der es schnell verraet, Auf jeden weissen Zettel moecht ich's schreiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Ich moecht mir ziehen einen jungen Star, Bis dass er spraech die Worte rein und klar, Bis er sie spraech mit meines Mundes Klang, Mit meines Herzens vollem, heissem Drang; Dann saeng er hell durch ihre Fensterscheiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Den Morgenwinden moecht ich's hauchen ein, Ich moecht es saeuseln durch den regen Hain; Oh, Leuchtet' es aus jedem Blumenstern! Trueg es der Duft zu ihr von nah und fern! Ihr Wogen, koennt ihr nichts als Raeder treiben? Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Ich meint, es muesst in meinen Augen stehn, Auf meinen Wangen muesst man's brennen sehn, Zu lesen waer's auf meinem stummen Mund, Ein jeder Atemzug gaeb's laut ihr kund, Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben.

8. Morgengruss

Guten Morgen, schoene Muellerin! Wo steckst du gleich das Koepfchen hin, Als waer dir was geschehen? Verdriesst dich denn mein Gruss so schwer? Verstoert dich denn mein Blick so sehr? So muss ich wieder gehen. O lass mich nur von ferne stehn, Nach deinem lieben Fenster sehn, Von ferne, ganz von ferne! Du blondes Koepfchen, komm hervor! Hervor aus eurem runden Tor, Ihr blauen Morgensterne! Ihr schlummertrunknen Aeugelein, Ihr taubetruebten Bluemelein, Was scheuet ihr die Sonne? Hat es die Nacht so gut gemeint, Dass ihr euch schliesst und bueckt und weint Nach ihrer stillen Wonne? Nun schuettelt ab der Traeume Flor Und hebt euch frisch und frei empor In Gottes hellen Morgen! Die Lerche wirbelt in der Luft, Und aus dem tiefen Herzen ruft Die Liebe Leid und Sorgen.

9. Des Muellers Blumen

Am Bach viel kleine Blumen stehn, Aus hellen blauen Augen sehn; Der Bach, der ist des Muellers Freund, Und hellblau Liebchens Auge scheint, Drum sind es meine Blumen. Dicht unter ihrem Fensterlein, Da will ich pflanzen die Blumen ein, Da ruft ihr zu, wenn alles schweigt, Wenn sich ihr Haupt zum Schlummer neigt, Ihr wisst ja, was ich meine. Und wenn sie taet die Aeuglein zu Und schlaeft in suesser, suesser Ruh, Dann lispelt als ein Traumgesicht Ihr zu: Vergiss, vergiss mein nicht! Das ist es, was ich meine. Und schliesst sie frueh die Laden auf, Dann schaut mit Liebesblick hinauf: Der Tau in euren Aeugelein, Das sollen meine Traenen sein, Die will ich auf euch weinen.

10. Traenenregen

Wir sassen so traulich beisammen Im kuehlen Erlendach, Wir schauten so traulich zusammen Hinab in den rieselnden Bach. Der Mond war auch gekommen, Die Sternlein hinterdrein, Und schauten so traulich zusammen In den silbernen Spiegel hinein. Ich sah nach kleinem Monde, Nach keinem Sternenschein, Ich schaute nach ihrem Bilde, Nach ihren Augen allein. Und sahe sie nicken und blicken Herauf aus dem seligen Bach, Die Bluemlein am Ufer, die blauen, Sie nickten und blickten ihr nach. Und in den Bach versunken Der ganze Himmel schien Und wollte mich mit hinunter In seine Tiefe ziehn. Und ueber den Wolken und Sternen, Da rieselte munter der Bach Und rief mit Singen und Klingen: Geselle, Geselle, mir nach! Da gingen die Augen mir ueber, Da ward es im Spiegel so kraus; Sie sprach: Es kommt ein Regen, Ade, ich geh nach Haus.

11. Mein!

Baechlein, lass dein Rauschen sein! Raeder, stellt eur Brausen ein! All ihr muntern Waldvoegelein, Gross und klein, Endet eure Melodein! Durch den Hain Aus und ein Schalle heut ein Reim allein: Die geliebte Muellerin ist mein! Mein! Fruehling, sind das alle deine Bluemelein? Sonne, hast due keinen hellern Schein? Ach, so muss ganz allein Mit dem seligen Worte mein Unverstanden in der weiten Schoepfung sein!

12. Pause

Meine Laute hab ich gehaengt an die Wand, Hab sie umschlungen mit einem gruenen Band - Ich kann nicht mehr singen, mein Herz ist zu voll, Weiss nicht, wie ich's in Reime zwingen soll. Meiner Sehnsucht allerheissesten Schmerz Durft ich aushauchen in Liederscherz, Und wie ich klagte so suess und fein, Glaubt ich doch, mein Leiden waer nicht klein. Ei, wie gross ist wohl meines Glueckes Last, Dass kein Klang auf Erden es in sich fasst? Nun, liebe Laute, ruh an dem Nagel hier! Und weht ein Lueftchen ueber die Saiten dir, Und streift eine Biene mit ihren Fluegeln dich, Da wird mir so bange, und es durchschauert mich. Warum liess ich das Band auch haengen so lang? Oft fliegt's um die Saiten mit seufszendem Klang. Ist es der Nachklang meiner Liebespein? Soll es das Vorspiel neuer Lieder sein?

13. Mit dem gruenen Lautenbande

,,Schad um das schoene gruene Band, Dass es verbleicht hier an der Wand, Ich hab das Gruen so gern!'' So sprachst du, Liebchen, heut zu mir; Gleich knuepf ich's ab und send es dir: Nun hab das Gruene gern! Ist auch dein ganzer Liebster weiss, Soll Gruen doch haben seinen Preis, Und ich auch hab es gern. Weil unsre Lieb ist immergruen, Weil gruen der Hoffnung Fernen bluehn, Drum haben wir es gern. Nun schlinge in die Locken dein Das gruene Band gefaellig ein, Du hast ja's Gruen so gern. Dann weiss ich, wo die Hoffnung wohnt, Dann weiss ich, wo die Liebe thront, Dann hab ich's Gruen erst gern.

14. Der Jaeger

Was sucht denn der Jaeger am Muehlbach hier? Bleib, trotziger Jaeger, in deinem Revier! Hier gibt es kein Wild zu jagen fuer dich, Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, fuer dich, Und willst du das zaertliche Rehlein sehn, So lass deine Buechsen im Walde stehn, Und lass deine klaffenden Hunde zu Haus, Und lass auf dem Horne den Saus und Braus, Und schere vom Kinne das struppige Haar, Sonst scheut sich im Garten das Rehlein fuerwahr. Doch besser, du bliebest im Walde dazu Und liessest die Muehlen und Mueller in Ruh. Was taugen die Fischlein im gruenen Gezweig? Was will den das Eichhorn im blaeulichen Teich? Drum bleibe, du trotziger Jaeger, im Hain, Und lass mich mit meinen drei Raedern allein; Und willst meinem Schaetzchen dich machen beliebt, So wisse, mein Freund, was ihr Herzchen betruebt: Die Eber, die kommen zur Nacht aus dem Hain Und brechen in ihren Kohlgarten ein Und treten und wuehlen herum in dem Feld: Die Eber, die schiess, du Jaegerheld!

15. Eifersucht und Stolz

Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach? Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jaeger nach? Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Muellerin Fuer ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn. Sahst du sie gestern abend nicht am Tore stehn, Mit langem Halse nach der grossen Strasse sehn? Wenn vom den Fang der Jaeger lustig zieht nach Haus, Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster 'naus. Geh, Baechlein, hin und sag ihr das; doch sag ihr nicht, Hoerst du, kein Wort von meinem traurigen Gesicht. Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif' aus Rohr Und blaest den Kindern schoene Taenz' und Lieder vor.

16. Die liebe Farbe

In Gruen will ich mich kleiden, In gruene Traenenweiden: Mein Schatz hat's Gruen so gern. Will suchen einen Zypressenhain, Eine Heide von gruenen Rosmarein: Mein Schatz hat's Gruen so gern. Wohlauf zum froehlichen Jagen! Wohlauf durch Heid' und Hagen! Mein Schatz hat's Jagen so gern. Das Wild, das ich jage, das ist der Tod; Die Heide, die heiss ich die Liebesnot: Mein Schatz hat's Jagen so gern. Grabt mir ein Grab im Wasen, Deckt mich mit gruenem Rasen: Mein Schatz hat's Gruen so gern. Kein Kreuzlein schwarz, kein Bluemlein bunt, Gruen, alles gruen so rings und rund! Mein Schatz hat's Gruen so gern.

17. Die boese Farbe

Ich moechte ziehn in die Welt hinaus, Hinaus in die weite Welt; Wenn's nur so gruen, so gruen nicht waer, Da draussen in Wald und Feld! Ich moechte die gruenen Blaetter all Pfluecken von jedem Zweig, Ich moechte die gruenen Graeser all Weinen ganz totenbleich. Ach Gruen, du boese Farbe du, Was siehst mich immer an So stolz, so keck, so schadenfroh, Mich armen weissen Mann? Ich moechte liegen vor ihrer Tuer In Sturm und Regen und Schnee. Und singen ganz leise bei Tag und Nacht Das eine Woertchen: Ade! Horch, wenn im Wald ein Jagdhorn schallt, Da klingt ihr Fensterlein! Und schaut sie auch nach mir nicht aus, Darf ich doch schauen hinein. O binde von der Stirn dir ab Das gruene, gruene Band; Ade, ade! Und reiche mir Zum Abschied deine Hand!

18. Trockne Blumen

Ihr Bluemlein alle, Die sie mir gab, Euch soll man legen Mit mir ins Grab. Wie seht ihr alle Mich an so weh, Als ob ihr wuesstet, Wie mir gescheh? Ihr Bluemlein alle, Wie welk, wie blass? Ihr Bluemlein alle, Wovon so nass? Ach, Traenen machen Nicht maiengruen, Machen tote Liebe Nicht wieder bluehn. Und Lenz wird kommen, Und Winter wird gehn, Und Bluemlein werden Im Grase stehn. Und Bluemlein liegen In meinem Grab, Die Bluemlein alle, Die sie mir gab. Und wenn sie wandelt Am Huegel vorbei Und denkt im Herzen: Der meint' es treu! Dann, Bluemlein alle, Heraus, heraus! Der Mai ist kommen, Der Winter ist aus.

19. Der Mueller und der Bach

Der Mueller
Wo ein treues Herze In Liebe vergeht, Da welken die Lilien Auf jedem Beet; Da muss in die Wolken Der Vollmond gehn, Damit seine Traenen Die Menschen nicht sehn; Da halten die Englein Die Augen sich zu Und schluchzen und singen Die Seele zur Ruh. Der Bach
Und wenn sich die Liebe Dem Schmerz entringt, Ein Sternlein, ein neues, Am Himmel erblinkt; Da springen drei Rosen, Halb rot und halb weiss, Die welken nicht wieder, Aus Dornenreis. Und die Engelein schneiden Die Fluegel sich ab Und gehn alle Morgen Zur Erde herab. Der Mueller
Ach Baechlein, liebes Baechlein, Du meinst es so gut: Ach Baechlein, aber weisst du, Wie Liebe tut? Ach unten, da unten Die kuehle Ruh! Ach Baechlein, liebes Baechlein, So singe nur zu.

20. Des Baches Wiegenlied

Gute Ruh, gute Ruh! Tu die Augen zu! Wandrer, du mueder, du bist zu Haus. Die Treu' ist hier, Sollst liegen bei mir, Bis das Meer will trinken die Baechlein aus. Will betten dich kuehl Auf weichem Pfuehl In dem blauen kristallenen Kaemmerlein. Heran, heran, Was wiegen kann, Woget und wieget den Knaben mir ein! Wenn ein Jagdhorn schallt Aus dem gruenen Wald, Will ich sausen und brausen wohl um dich her. Blickt nicht herein, Blaue Bluemelein! Ihr macht meinem Schlaefer die Traeume so schwer. Hinweg, hinweg Von dem Muehlensteg, Boeses Maegdelein, dass ihn dein Schatten nicht weckt! Wirf mir herein Dein Tuechlein fein, Dass ich die Augen ihm halte bedeckt! Gute Nacht, gute Nacht! Bis alles wacht, Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid! Der Vollmond steigt, Der Nebel weicht, Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

Input by: Emily Ezust, mindel@cs.mcgill.ca