Last updated: Feb. 14, 1997
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GOTT UND DIE NATUR
Eine lyrische Rhapsodie von Aloys Schreiber

Musik von Jakob Meyerbeer

N.1 Chor
Dem Herrn sei Lob und Dank und Preis,
der über Sternen waltet,
dem herrlich hat auf sein Geheiß
die Erde sich gestaltet.

Der Aufgang und der Niedergang
verkünden ihn im Sphärenklang.
Es geht der Tag, es geht das Jahr;
er ist und bleib[e]t immerdar.

N.2  Recitativo.
Ödes Dunkel herrschte und Schweigen
und der Sterne schöner Reigen
wandelte noch an dem Himmel nicht.
Da winket er dem Licht
und es schwebte hernieder;
da reißt die Erde sich los
von der Nacht, die sie gebunden,
und blicket auf zur Sonne.
Da kommen die Stunden mit Rosen bekränzt
und aus der Mutter Schoß
ringen tausend Wesen sich los
zum herrlichen Leben,
zum Lichte zu streben,
und die Erde jauchzt und der Morgenstern
und alle Welten singen und preisen den Herrn.

N.3  Cavatina
Mit dem Lichte kam das Leben,
kam der Odem in die Brust;
selbst der Erde Tiefen beben
in des Lebens neuer Lust,
und im fröhlichen Gewimmel,
wo der Frühlingsodem weht,
steht der Mensch und schaut gen Himmel
und sein Staunen ist Gebet.


N.4  Recitativo
Aller Wesen große Kette
schließt sich an den Thron der Gottheit:
von dem Würmchen in des Mooses Bette
von den rauschenden Ozeanen,
von dem Angelstern und Wagen
bis zu ihm, den die Seraphin
auf den Flammen schwingend tragen.

N. 5 Arie
Den Blumen schmückest du ihr Gewand
mit Regenbogen-Farben,
du schenkest auch in dürren Sand
dem Schnitter gold’ne Garben.
Wer aufwärts schaut und dir vertraut
wird nie des Trostes darben.

N. 6  Chor der Blumen
Still ist unser Leben,
kindlich unser Sinn,
und zum Lichte streben
wir so gerne hin.

Geschwind vergehen
müssen wir im Licht,
doch werden auferstehen
und die Sonne wiedersehen;
der Tod bezwingt die Liebe nicht.

N. 7  Arie
Es geht aus seinem Strahlenthor
der Tag in freudiger Kraft hervor,
und alles regt sich in Lob und Lust,
und Freude schwellet jede Brust.

Die Sonne sinkt,
des Lebens Laut  verklingt,
es kommt die Nacht im Sternenschein
und wiegt zum Schlummer die Müden ein.

Sein ist der Tag, sein ist die Nacht,
sein ist die Herrlichkeit und Pracht.

 N. 8  Chor der 4 Elemente
[Die Erde:]
Mit des Lebens reichen Blüten
statt’ ich meine Kinder aus;
führe zu der Ruh die Müden
leise in mein dunkles Haus.

Wir gingen hervor aus Gottes Hand,
der alles Irdische an uns band.

[Das Wasser:]
Ewig wandl' ich auf und ab,
immer lebendig, immer ins Grab.
Ich umfange die Flur mit Liebens Armen,
zerstöre das Leben ohn' Erbarmen.

Wir gingen hervor etc.

[Die Luft:]
Ich umgebe die Erd’, ich umgebe das Meer,
ich bringe das Licht vom Himmel her.
Ich lege den Schlag in des Menschen Herz,
ich lehre die Rede das tote Erz.

Wir gingen hervor etc.

[Das Feuer:]
Meine Kraft ist still und rein,
kann in Reinen nur bestehen;
schnell muß Irdisches vergehen
wenn es mich berühren will.

Wir gingen hervor etc.

N.9  Recitativo
Wunderbar ist die verborg’ne Kraft
in den Tiefen der Natur,
wie die Unsichtbare wirkt und schafft
birgt sie ewig vor des Tages Spur.
Fruchtlos wagt der Mensch im harten Sinn
ihren Schleier aufzuheben,
Schaut er in den eignen hin
dann erkennt er das reine Leben.


N.10  Chor
Er war, er ist und er wird sein,
von ihm kommt alles Leben.
Er lehrt den Wurm im Sonnenschein
sein Seiden-Kleid sich weben;
dem Menschen, der auf ihn vertraut
und frei dem Tod ins Antlitz schaut,
gibt er das hohe Streben.
Ein täglich Mahl bereitet er
den Reichen und den Armen,
denn groß und gut ist unser Herr,
sein Name heißt Erbarmen.

N.11  Duetto mit untermischtem Chor

Der Zweifler:
Wo soll das Gemüth sich halten?
Blinde Kräfte seh’ ich walten,
feindlich haßt sich jedes Streben
und in Nacht versinkt das Leben.

Der Gottes Lügner:
Keiner hört des Menschen Klage,
keiner hält die Richterwa[a]ge.

Chor:
Ungehört bleibt keine Klage,
der im Himmel hält die Wa[a]ge.

N.12  Larghetto
Hörst du die Posaun' erklingen
aus des Himmels Flammenchor ?
Sieh des Grabes Riegel springen
und die Toten geh'n hervor
und des Donners Stimme tönt
und des Erdballs Achse dröhnt;
von dem Sturm geschlagen
heult das dunkle Meer.
Von den Wetter-Wolken getragen
schwebt Jehowa umher
und den Frevler faßt ein Zagen.
Jehova spricht
und es verlöscht der Sonne Licht.
Dumpfe Donner hallen,
alle Sterne fallen,
es lebt, was geboren war.
Dem Tode wird sein Geschoß genommen,
herrlich schweben zum Himmel die Frommen,
zum Abgrund sinkt die verworf’ne Schaar.

N. 13 Schluß-Chor
Im Tod ist Sieg, im Grab ist Licht;
das Wort des Herrn, es trüget nicht.
Verrinnen muß der Strom der Zeit,
doch er, er bleibt in Ewigkeit.

				Ende

Initial input by Carlo Vitali, HTML coding by Lyle Neff