GOTT UND DIE NATUR Eine lyrische Rhapsodie von Aloys Schreiber Musik von Jakob Meyerbeer N.1 Chor Dem Herrn sei Lob und Dank und Preis, der über Sternen waltet, dem herrlich hat auf sein Geheiß die Erde sich gestaltet. Der Aufgang und der Niedergang verkünden ihn im Sphärenklang. Es geht der Tag, es geht das Jahr; er ist und bleib[e]t immerdar. N.2 Recitativo. Ödes Dunkel herrschte und Schweigen und der Sterne schöner Reigen wandelte noch an dem Himmel nicht. Da winket er dem Licht und es schwebte hernieder; da reißt die Erde sich los von der Nacht, die sie gebunden, und blicket auf zur Sonne. Da kommen die Stunden mit Rosen bekränzt und aus der Mutter Schoß ringen tausend Wesen sich los zum herrlichen Leben, zum Lichte zu streben, und die Erde jauchzt und der Morgenstern und alle Welten singen und preisen den Herrn. N.3 Cavatina Mit dem Lichte kam das Leben, kam der Odem in die Brust; selbst der Erde Tiefen beben in des Lebens neuer Lust, und im fröhlichen Gewimmel, wo der Frühlingsodem weht, steht der Mensch und schaut gen Himmel und sein Staunen ist Gebet. N.4 Recitativo Aller Wesen große Kette schließt sich an den Thron der Gottheit: von dem Würmchen in des Mooses Bette von den rauschenden Ozeanen, von dem Angelstern und Wagen bis zu ihm, den die Seraphin auf den Flammen schwingend tragen. N. 5 Arie Den Blumen schmückest du ihr Gewand mit Regenbogen-Farben, du schenkest auch in dürren Sand dem Schnitter gold’ne Garben. Wer aufwärts schaut und dir vertraut wird nie des Trostes darben. N. 6 Chor der Blumen Still ist unser Leben, kindlich unser Sinn, und zum Lichte streben wir so gerne hin. Geschwind vergehen müssen wir im Licht, doch werden auferstehen und die Sonne wiedersehen; der Tod bezwingt die Liebe nicht. N. 7 Arie Es geht aus seinem Strahlenthor der Tag in freudiger Kraft hervor, und alles regt sich in Lob und Lust, und Freude schwellet jede Brust. Die Sonne sinkt, des Lebens Laut verklingt, es kommt die Nacht im Sternenschein und wiegt zum Schlummer die Müden ein. Sein ist der Tag, sein ist die Nacht, sein ist die Herrlichkeit und Pracht. N. 8 Chor der 4 Elemente [Die Erde:] Mit des Lebens reichen Blüten statt’ ich meine Kinder aus; führe zu der Ruh die Müden leise in mein dunkles Haus. Wir gingen hervor aus Gottes Hand, der alles Irdische an uns band. [Das Wasser:] Ewig wandl' ich auf und ab, immer lebendig, immer ins Grab. Ich umfange die Flur mit Liebens Armen, zerstöre das Leben ohn' Erbarmen. Wir gingen hervor etc. [Die Luft:] Ich umgebe die Erd’, ich umgebe das Meer, ich bringe das Licht vom Himmel her. Ich lege den Schlag in des Menschen Herz, ich lehre die Rede das tote Erz. Wir gingen hervor etc. [Das Feuer:] Meine Kraft ist still und rein, kann in Reinen nur bestehen; schnell muß Irdisches vergehen wenn es mich berühren will. Wir gingen hervor etc. N.9 Recitativo Wunderbar ist die verborg’ne Kraft in den Tiefen der Natur, wie die Unsichtbare wirkt und schafft birgt sie ewig vor des Tages Spur. Fruchtlos wagt der Mensch im harten Sinn ihren Schleier aufzuheben, Schaut er in den eignen hin dann erkennt er das reine Leben. N.10 Chor Er war, er ist und er wird sein, von ihm kommt alles Leben. Er lehrt den Wurm im Sonnenschein sein Seiden-Kleid sich weben; dem Menschen, der auf ihn vertraut und frei dem Tod ins Antlitz schaut, gibt er das hohe Streben. Ein täglich Mahl bereitet er den Reichen und den Armen, denn groß und gut ist unser Herr, sein Name heißt Erbarmen. N.11 Duetto mit untermischtem Chor Der Zweifler: Wo soll das Gemüth sich halten? Blinde Kräfte seh’ ich walten, feindlich haßt sich jedes Streben und in Nacht versinkt das Leben. Der Gottes Lügner: Keiner hört des Menschen Klage, keiner hält die Richterwa[a]ge. Chor: Ungehört bleibt keine Klage, der im Himmel hält die Wa[a]ge. N.12 Larghetto Hörst du die Posaun' erklingen aus des Himmels Flammenchor ? Sieh des Grabes Riegel springen und die Toten geh'n hervor und des Donners Stimme tönt und des Erdballs Achse dröhnt; von dem Sturm geschlagen heult das dunkle Meer. Von den Wetter-Wolken getragen schwebt Jehowa umher und den Frevler faßt ein Zagen. Jehova spricht und es verlöscht der Sonne Licht. Dumpfe Donner hallen, alle Sterne fallen, es lebt, was geboren war. Dem Tode wird sein Geschoß genommen, herrlich schweben zum Himmel die Frommen, zum Abgrund sinkt die verworf’ne Schaar. N. 13 Schluß-Chor Im Tod ist Sieg, im Grab ist Licht; das Wort des Herrn, es trüget nicht. Verrinnen muß der Strom der Zeit, doch er, er bleibt in Ewigkeit. Ende