Last Updated: Dec. 7, 1997
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DIE FLEDERMAUS (1874)

Johann Strauss (1825-1899)

(without dialog)

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  • Act I
  • Act II
  • Act III
  • End
  • ERSTER  AKT
    
    
    
    ALFRED
    Täubchen, das entflattert ist,
    stille mein Verlangen.
    Täubchen, das ich oft geküßt,
    Laß dich wieder fangen!
    Täubchen, holdes Täubchen mein,
    komm, o komm geschwinde;
    sehnsuchtsvoll gedenk ich dein,
    holde Rosalinde!
    
    ADELE
    Da schreibt meine Schwester Ida...
    Die ist nämlich beim Ballett.....
    (lesend)
    "Wir sind heut auf einer Villa,
    wo es hergeht flott und nett.
    Prinz Orlofsky, der reiche Suitier, petimetre,
    gibt heute Abend dort ein grand Souper.
    Kannst du eine Toilette
    von deiner Gnäd'gen annektieren
    und elegant dich präsentieren,
    so will ich gern dich ein dort führen.
    Mach dich frei nur, und ich wette,apuesto
    daß wir gut uns amüsieren;
    Langeweile gibt es nie da!"
    So schreibt meine Schwester Ida!
    Ach, ich glaub's, ich zweifle nicht.
    Wär gar zu gern von der Partie;
    Aber schwierig ist die G'schicht!...
    Wie ich komm' fort, wüsst' ich nur wie...
    Ach! Wenn ich jenes Täubchen wär',
    fliegen könnte hin und her,
    mich in Wonne und Vergnügen
    in dem blauen Ather wiegen!
    Ach, warum schufst du, Natur,
    mich zur Kammerjungfer nur?
    
    ALFRED
    Täubchen, das entflattert ist,
    stille mein Verlangen....
    
    ADELE
    Was ist denn das für ein Gewinsel?
    Also nicht eine Minute kann man
    ruhig nachdenken.
    
    ALFRED
    Täubchen, das ich oft geküßt,
    Laß dich wieder fangen!
    
    ADELE
    Ich muß ihm nur a Sechserl
    spendieren, sonst hört der
    Kammersänger net auf!
    
    ALFRED
    Täubchen, holdes Täubchen mein,
    Komm, o komm geschwinde;
    sehnsuchtsvoll gedenk' ich dein,
    Holde Rosalinde!
    
    ADELE
    Was, Rosalinde? Das ist ja gar kein
    Strassentenor sondern ein Verehrer
    und net einmal von mir, sondern
    von meiner Gnädigen!
    
    Eine Adele ist hier und keine
    Rosalinde, wenigstens nicht für Sie!
    verlassen Sie augenblicklich unseren
    Garten.
    
    (geht ab)
    
    ROSALINDE
    (Tritt)
    Er ist's! Alfred, er der mich vor
    vier Jahren anbetete.
    
    ADELE
    (Tritt)
    Gnä' Frau meine arme Tante ist so
    krank!
    
    ROSALINDE
    Wer ist krank?
    
    ADELE
    Meine Tante! Und ich möchte Sie
    recht schönbitten, gnä' Frau, ich
    möcht einen freien Ausgang haben.
    
    ROSALINDE
    Unmöglich
    
    ADELE
    Gnä' Frau!
    
    ROSALINDE
    Unmöglich! Hast du denn vergessen,
    daß meinMann seine fünftägige
    Arreststrafe antreten muß?
    Eben ist er mit seinem Advokaten
    bei Gericht und versucht Aufschub
    zu bekommen. Ich kann dich keinen e
    Moment entbehren. Basta!
    
    ADELE
    O meine arme, arme Tante!
    Ach, ich darf nicht hin zu dir,
    Und du sehnst dich so nach mir r
    Nach der heissgeliebten Nichte;
    Gar zu traurig ist die G'schichte!
    Ach, warumschuf die Natur usw.
    
    ROSALINDE
    Du darfst heut nicht zu ihr,
    und wenn sie sich auch sehnt nach dir!verte!
    Wohl traurig klingt die G'schichte
    von der geliebten Nichte.
    Ja, warum schuf die Natur
    dich zur Kammerjungfer nur!
    
    (Adele geht ab)
    
    ROSALINDE
    
    Wie glücklich die alte Tante ist, eine
    so 1iebevolle Nichte zuhaben! Aber
    ich kann ja Adele nicht entbehren,
    wenn meinMann seine Strafe
    antreten muß.
    
    ALFRED
    Täubchen, das entf1attert ist usw.
    
    ROSALINDE
    Die Stimme! Natürlich......as ist Alfred.
    
    ALFRED
    (Tritt)
    Ich bin's
    
    ROSALINDE
    Mein Herr, ich bin verheiratet.
    
    ALFRED
    Das stört mich nicht.
    
    ROSALINDE
    Aber mich. Ich beschwören Sie,
    ich bitte Sie, gehen Sie,
    verlassen Sie mich!
    
    ALFRED
    Ich verlasse Sie, aber schwören Sie,
    daß ich wiederkommen darf! Giura! 
    
    ROSALINDE
    Es sei! Ich schwöre. Giuro!
    
    ALFRED
    Arrivederci.
    
    (geht ab)
    
    ROSALINDE
    Ach, wenn er nur nicht singen wollte!
    Seinem Dialog bin ich noch allenfalls
    gewachsen, aber vor seinem hohen B
    schmilzt meine ganze Kraft dahin! Da
    kommt ja mein Mann mit seinem
    Advokaten. Das ist einböses Zeichen.
    
    (Eisenstein und Blind treten.)
    
    EISENSTEIN
    Nein, mit solchen Advokaten
    ist verkauft man und verraten,
    da verliert man die Geduld!
    
    ROSALINDE
    Nur Geduld!
    
    BLIND
    Nur Geduld!
    
    EISENSTEIN
    Statt daß jetzt die Sach' beendet,
    hat's noch schlimmer sich gewendet,
    und daran ist der nur schuld!
    
    BLIND
    Wer ist schuld?
    
    ROSALINDE
    Der ist schuld? Der wäre
    schuld?
    
    EISENSTEIN
    Ja, der ist ganz alleinzur schuld!
    
    ROSALINDE
    Der Herr Notar?
    
    BLIND
    Das ist nicht wahr!
    
    EISENSTEIN
    Du wirt's schon seh'n!
    
    ROSALINDE
    Was ist gescheh'n?
    Erkläre dich!
    
    EISENSTEIN
    So höre mich!
    
    BLIND
    Nein, erst will ich verteid'gen mich!
    
    EISENSTEIN
    Ersparen Sie sich diese Müh.
    So etwas ist nicht zu verteid'gen!
    
    BLIND
    Mir scheint, Sie wollenmich
    beleid'gen!
    
    ROSALINDE
    Nur ruhig Blut,
    Warum die Wut?
    
    EISENSTEIN
    Der Herr Notar schwatzt wie ein Star!
    
    BLIND
    Herr Eisenstein fing an zu
    schrei'n!
    
    EISENSTEIN
    Sie stottern ja bei jedem Wort!
    
    BLIND
    Sie schimpfen ja in einem fort!
    
    EISENSTEIN
    Sie krähen wie ein Hahn!
    
    BLIND
    Sie sind einDummrian!
    
    EISENSTEIN
    Sie sind ein Blödrian!
    
    BLIND
    Sie sind sehr inhuman!
    
    EISENSTEIN
    Sie reden lauter Lebertran
    und dreh'n sich wie ein Wetterhahn!
    
    BLIND
    Sie rasen wie im Fieberwahn
    und kollern wie ein Puterhahn!
    
    ROSALINDE
    Doch schone dein Organ
    Es sei nun abgetan!
    (Zu Blind)
    Das beste wär, Sie geh'n hinaus,
    sonst wird noch ein Skandal daraus!
    
    EISENSTEIN
    Ja. sie hat recht,...
    
    BLIND
    Nein, diesen Ton.....
    
    EISENSTEIN
    ...geh'n Sie hinaus,....
    
    ROSALINDE
    Das beste ist, Sie geh'n hinaus usw.
    
    EISENSTEIN
    ...sonst wird noch ein Skandal daraus!
    Ja, gehen Sie, da ist die Tür, hinaus,
    hinaus!
    
    BLIND
    ...hält man nicht aus.
    Ich gehe hinaus! Ich gehe schon,
    Ja, ja, ich geh aus diesem Haus!....
    ....Beleidigend!
    
    (geht ab)
    
    ROSALINDE
    Beruh'ge endlich diese Wut,
    verurteilt bist du, nun denn, gut!
    ergib dich drein. und nach fünf Tagen,
    Schon nach fünf Tagen, ist die
    G'schichte abgemacht!
    
    EISENSTEIN
    Fünf Tage, sagst du? Jetzt sind's gar acht!
    Man hat mir drei dazu geschlagen....
    So weit hat's dieser Mensch gebracht;
    noch heute soll ich stellen mich
    und komm ich nicht, so holt man mich.
    
    ROSALINDE
    Das ist zu stark, das muß ich sagen!
    
    EISENSTEIN
    Nicht wahr?
    
    ROSALINDE
    Ach, mein armer, armer Mann.
    Noch heute also mußt du dran?
    Was kann ich dir zum Troste sagen?
    Wie soll ich das ertragen?
    
    EISENSTEIN
    Ach, mit solchen Advokaten usw.
    
    ROSALINDE
    Und daran ist der nur schuld!
    
    BLIND
    Wer ist schuld?
    
    ROSALINDE
    Sie sind schuld!
    
    EISENSTEIN
    Der ist ganz allein nur schuld!
    
    BLIND
    Wenn Sie nur erst wieder frei,
    prozessieren wir auf's neu,
    und ich werde Ihnen dann
    schon zeigen was ich kann!
    
    EISENSTEIN
    Ja, was können Sie denn schon?
    
    BLIND
    Rekurrieren, appellieren,
    reklamieren, revidieren,
    rezipieren, subvertieren,
    devolvieren, involvieren,
    protestieren, liquidieren,
    exzerpieren, extorquieren,
    arbitrieren, resümieren,....
    
    EISENSTEIN
    Hör'n Sie auf,......
    
    BLIND
    ...exkulpieren,....
    
    EISENSTEIN
    ...'s ist genug!
    
    BLIND
    ...inkulpieren....
    
    ROSALINDE
    Hör'n Sie auf,...
    
    BLIND
    ...kalkulieren,....
    
    ROSALINDE
    ...'s ist genug....
    
    BLIND
    ....konzipieren,...
    
    ROSALINDE
    ...hör'n Sie auf...
    
    BLIND
    ...und Sie müssen triumphieren!
    
    ROSALINDE
    ...es ist genug!
    
    ...Ob Sie Berge von Papieren
    auch dabei zusammenschmieren,
    doch Sie werden schließlich sich
    blamieren,
    Ja, ach ja, blamieren!
    Ach, mit solchen Advokaten
    ist man übel oft beraten,
    und fürwahr, man braucht Geduld,
    ja Geduld!
    
    EISENSTEIN
    Wenn Sie jetzt nicht retirieren,
    muß ich Sie hinausbugsieren
    und vielleicht noch schließlich
    attackieren.
    Muß ich Sie hinausbugsieren, ja,
    hinausbugsieren!
    Nein, mit solchen Advokaten
    ist verkauft man und verraten,
    und verliert man die Geduld!
    
    BLIND
    Rekurrieren, appellieren usw.
    Ja, Sie werden triumphieren,
    triumphieren sicherlich!
    Ach, wir armen Advokaten
    sollen immer helfen, raten,
    dazu braucht man viel Geduld!
    
    ROSALINDE, EISENSTEIN, BLIND
    Statt daß jetzt die Sach' beendet,
    hat's noch schlimmer sich gewendet,....
    
    ROSALINDE
    ...und nur der allein ist schuld, der ist
    schuld!
    
    EISENSTEIN
    ..und daran ist der nur schuld, der ist
    schuld!.
    
    BLIND
    ...und daran sind Sie nur schuld, Sie
    sind schuld!
    
    BLIND
    (Stotternd)
    Und daran sind Sie nur schuld!
    
    ROSALINDE
    Also noch verschärft die Strafe?
    
    EISENSTEIN
    Diese Zulage habe ich diesem Dr.
    Stotterbock zu verdanken.
    
    BLIND
    Rei-rei... reizen Sie mich nicht! Sie
    allein haben durch Ihr Benehmen die
    Richter erbittert und obendrein ko...
    ko... konfus gemacht. Wenn Sie
    wieder einmal mit einem Amtsdiener
    einen Konflikt haben sollten, genieren
    Sie sich nicht... Das nächste Mal
    arbeite ich Sie ganz sicher heraus!
    
    EISENSTEIN
    Donnerwetter! Hinaus!
    
    BLIND
    Ihr Diener!
    
    (geht ab)
    
    ROSALINDE
    Meinarmer Gabriel! Acht lange
    Tage... und heute noch!
    
    EISENSTEIN
    Ja, heute noch!
    
    ADELE
    (an der Tür)
    Herr Dr. Falke.
    
    FALKE
    (Tritt)
    Ah, da ist er noch MeinKompliment,
    schönste aller Frauen! Ich gratuliere
    von Herzen, daß Sie den Tyrannen
    auf acht Tage loswerden.
    
    ROSALINDE
    Ach, lieber Doktor, versuchen Sie
    doch, unseren armen Arrestaten ein
    wenig aufzuheitern.
    Ich richte inzwischen das Souper.
    
    (geht ab)
    
    FALKE
    Freilich, ihn zu zerstreuen und
    aufzuheitern bin ich ja da, schönste
    Frau
    (Zu Eisenstein)
    Du, ich komme, dich zu einem
    fürstlichen Souper mit den 
    reizendsten Koryphäen der Oper
    einzuladen.
    
    EISENSTEIN
    Sage mal, bist du toll? Ich muß doch
    binnen einer Stunde meine
    Arrest antreten.
    
    FALKE
    Den Arrest kannst du doch morgen in
    aller Frühe antreten. Heute kommst y
    du mit mir in die Villa der Prinzen
    Orlofsky. Damen findest du dort!
    Damen, sag ich dir!
    
    EISENSTEIN
    Damen!
    
    FALKE
    Kommt mit mir zum Souper,
    es ist ganz in der Näh'!
    Eh' du in der stillen Kammer
    laborierst am Katzenjammer,
    mußt du dich des Lebens freu'n,
    Einfideler Bruder sein!
    Ballerinen, leicht beschwingt,
    In den blendendsten Toiletten.
    Fesseln dich mit Rosenketten,
    Wenn die Polka lustig klingt!
    Freundchen, glaub mir das verjüngt,
    Das verjüngt!
    Bei rauschenden Tönen
    im blendenden Saal
    mit holden Sirenen
    beim Göttermahl,
    Da fliehen die Stunden
    in Lust und Scherz.
    Da wirst du gesunden
    von allem Schmerz.
    Soll dir das Gefängnis
    nicht schädlich sein,
    mußt du etwas tun,
    dich zu zerstreu'n!
    Siehst du das ein?
    
    EISENSTEIN
    Das seh' ich ein!
    
    FALKE
    Siehst du das ein?...
    ...Siehst du das ein?
    
    EISENSTEIN
    Das seh'ich ein!...
    ..Doch meine Frau, die darf's nicht
    wissen.
    
    FALKE
    Du wirst zum Abschied zärtlich sie küssen,
    Sagst: Lebewohl, meinsüßes Kätzchen!
    
    EISENSTEIN
    Nein. nein, mein Mauserl, sage ich,
    mein süßes Mauserl!...
    
    FALKE
    Süßes Mauserl!
    
    EISENSTEIN, FALKE
    ...denn als Katze schleich ich selbst
    schleichst du aus dem Hause mich
    dich
    
    FALKE
    Und während sie schläft ganz fest,
    gehst du, statt in deinen Arrest,
    mit mir zu dem himmlischen Fest,...
    
    EISENSTEIN, FALKE
    ...mit mir zu dem himmlischen Fest!
            dir
    
    FALKE
    Ich führe dich einals Fremden:
    Marquis Renard sollst du dort sein!
    So wird man nichts erfahren können.
    Willst du?
    
    EISENSTEIN
    Ach, ich war schon erbötig.....
    
    FALKE
    Du mußt!
    
    EISENSTEIN
    ...wenn nur....
    
    FALKE
    Du mußt dir's vergönnen,
    zur Gesundheit ist's ja nötig.
    
    EISENSTEIN
    Ja, ich glaub, du hast recht,
    die Ausred' ist nicht so schlecht!
    
    FALKE
    Soll dir das Gefängnis
    nicht schädlich sein...
    
    EISENSTEIN
    Soll mir das Gefängnis
    nicht schädlich sein...
    
    EISENSTEIN, FALKE
    ....Muß ich etwas tun
    ....Mußt du
    mich zu zerstreu'n.
    dich
    
    FALKE
    So kommst du?
    
    EISENSTEIN
    Wer kann widerstehn'n? Ja, ich bin dabei!
    
    FALKE
    Zum Teufel mit deiner Leimsiederei!
    
    EISENSTEIN, FALKE
    Ein Souper uns heute winkt,
    wie noch gar keins dagewesen,
    hübsche Mädchen, auserlesen!
    zwanglos dort man lacht un singt!
    La la la la...
    
    (Rosalinde. tritt)
    
    ROSALINDE
    Was ist denn los? Ihr tanzt und singt
    zugleich?
    
    FALKE
    Es ist schon spät, und ich will dem
    Gefängnisdirektor, Herrn Frank,
    seine neuen Hausgenossen anmelden.
    Ich werde dich dort erwarten,
    Freund Eisenstein.
    
    (geht ab)
    
    EISENSTEIN
    Also, meine teure Rosalinde, jetzt ist
    es Zeit, an meine Toilette zu denken..
    
    ROSALINDE
    Toilette, für's Gefängnis?
    
    EISENSTEIN
    Natürlich! Falke meint, es ist leicht
    möglich, daß ich dort eine
    geschlossene Gesellschaft vorfinde.
    Ich weiß, wie ich mich kleide:
    In schwarzem Samt und Seide
    mit einem Chapeau bas....
    Gleich bin ich wieder da!
    
    (geht ab)
    
    ROSALINDE
    Der Mann ist ja wie ausgewechselt!
    Mir scheint, er freut sich beinahe, ins
    Gefängnis eingeliefert werden.
    
    ADELE
    (Tritt)
    Gnä' Frau?
    
    ROSALINDE
    Adele, wie geht es denn deiner armen
    alten kranken Tante?
    
    ADELE
    Schlecht, gnä' Frau, und ich bitt' Sie
    recht schön......
    
    ROSALINDE
    Also gut, Adele, ich gib dir den
    Urlaub.
    
    ADELE
    Küß die Hand, gnä' Frau, Küß die a
    Hand!
    
    EISENSTEIN
    (Tritt)
    Rosalinde, meine teuerste Rosalinde!
    
    ROSALINDE
    Mein armer Gabriel!
    
    EISENSTEIN
    Ermanne dich Weib, ermanne dich!
    
    ROSALINDE
    So muß allein ich bleiben
    acht Tage ohne dich!
    Wie soll ich dir beschreiben
    meinLeid so fürchterlich!
    Wie werd' ich es ertragen,
    daß mich meinMannverließ?
    Wem soll mein Leid ich klagen?
    O Gott, wie rührt mich dies!
    Ich erde dein gedenken
    des Morgens beim Kaffee,
    wenn ich dir einwill schenken.
    die leere Tasse seh.'
    Kann keinen Gruß dir winken,
    aus Jammer werd' ich gewiß
    ihn schwarz und bitter trinken. Ach!
    
    EISENSTEIN
    O Gott, wie rührt mich dies!
    
    ROSALINDE, ADELE, EISENSTEIN
    O Gott, wie rührt mich dies!
    O je, o je, wie rührt mich dies! usw.
    
    ROSALINDE
    Wo bleibt die traute Gruppe,
    kommt Mittag dann heran?
    Zum Rindfleisch wie zur Suppe.
    zum Braten keinen Mann!
    Und sinkt der nächt'ge Schleier,
    gibt's wieder mir'nen Riß.
    Mein Schmerz wird ungeheuer!
    
    ROSALINDE, ADELE, EISENSTEIN
    O je, o je, wie rührt mich dies! usw.
    
    EISENSTEIN
    Was soll das klagen frommen?
    Den kopf verlier' ich schier!
    
    ROSALINDE
    Mein Kopf ist ganz benommen!
    
    ADELE
    Den meinen hab' ich hier!
    
    EISENSTEIN
    Leb' wohl, ich muss nun geh'n!
    
    ROSALINDE, ADELE
    Leb' wohl, du musst nun geh'n!
    er muss
    
    ROSALINDE, ADELE, EISENSTEIN
    Doch bleibt ein Trost so süss!
    
    ADELE
    Es gibt ein Wiedersehen! usw.
    
    ROSALINDE, ADELE, EISENSTEIN
    Es gibt einWiedersehen!
    O Gott, wie rührt mich dies! usw.
    
    (Eisenstein und Adele gehen ab)
    
    ROSALINDE
    Er weint und tanzt zugleich. Wie é
    leichtsinnig doch diese Männer sind!
    Er wird sich schnell zu trösten wissen,
    während ich arme Frau einsam und r
    verlassen um ihn traure, bis...
    der andere kommt! Da ist er schon!
    
    ALFRED
    Er brummt!
    
    ROSALINDE
    Er brummt! Ja, was machen Sie denn
    da? Sie können doch nicht den
    Schlafrock von meinem Mann
    anziehen, und mich so
    kompromittieren.
    
    ALFRED
    Kompromittieren? Nein! Aber mit
    ihnen soupieren!
    
    Trinke, Liebchen, trinke schnell,
    trinken macht die Augen hell!
    Sind die schönen Auglein klar,
    siehst du alles licht und wahr.
    Siehst, wie heisse Lieb' einTraum,
    der uns äffet sehr,
    siehst, wie ew'ge Treue Schaum...
    So was gibt's nicht mehr!
    Flieht auch mancheIllusion,
    die dir einst dein Herz erfreut,
    gibt der Wein dir Tröstung
    schon
    durch Vergessenheit!
    Glücklich ist, wer vergisst,
    was doch nicht zu ändern ist.
    Kling, kling, sing, sing, sing,
    trink mit mir, sing mit mir.
    La la la...
    ...Sing, sing., sing, trink mit mir,
    sing, sing, sing!
    
    ROSALINDE
    Ach, was tut man hier?
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Glücklich ist, wer vergißt usw.
    
    ROSALINDE
    Er geht nicht von hinnen,
    schlaft hier wohl noch ein.
    Was soll ich beginnen?
    
    ALFRED
    Stoß an!
    
    ROSALINDE
    Nein, nien, nein, nien!
    
    ALFRED
    Ach! Trinke, Liebchen, trinke schnell,
    trinken macht die Augen hell!
    Mach' doch nur kein bös' Gesicht.
    Sei hübsch lustig, grolle nicht!
    Brachst du einmal auch die Treu'.
    Das sei dir verzieh'n!
    Schwöre wieder mir auf's Neu',
    und ich glaub' es kühn!
    Glücklich macht uns Illusion,
    ist auch kurz die ganze Freud'!
    Sei getrost, ich glaub' dir schon
    und bin glücklich heut'!
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Glücklich ist, wer vergißt usw.
    
    ROSALINDE
    (Zu Alfred)
    Ich höre Stimmen; man spricht unten!
    Hören Sie! Da kommt jemand die
    Treppe herauf!
    
    ALFRED
    Das geniert mich nicht!
    
    ROSALINDE
    Himmel. welche Lage!
    
    FRANK
    (Tritt)
    Erschrecken Sie nicht, gnäd'ge Frau,
    ich bin Gefängnisdirektor Frank
    und kann mir das Vergnügen nicht
    Versagen, Ihren renitenten Herrn
    Gemahl,
    persönlich in sein Stilleben zu geleiten.
    
    ROSALINDE
    Aber meinGemahl ist ja gar nicht....
    
    ALFRED
    Trinke, Liebchen, trinke schnell usw.
    
    ROSALINDE
    (Zu Alfred)
    So schweigen Sie doch, wir sind nichts allein!
    
    ALFRED
    Das geniert mich nicht!
    Kling, kling usw.
    
    FRANK
    (Zu Alfred)
    MeinWagen wartet unten; ich hoffe,
    Sie werden keinen weiteren
    Widerstand leisten.....
    
    ALFRED
    Nein, glücklich ist usw.
    
    FRANK
    Ha ha ha! Ganz recht! Ich sehe,
    Sie fassen die Sache von der
    humoristischen Seite auf.
    
    ALFRED
    (Zu Frank)
    Trink mit mir usw.
    
    FRANK
    Meinetwegen, ha ha ha!
    
    ALFRED, FRANK
    Glücklich ist usw.
    
    FRANK
    Sie seh'n, ich kann auch gemütlich sein.
    nun kommen Sie, mein Herr von Eisenstein
    
    ROSALINDE
    (für sich)
    Was soll ich tun?....
    ... O welche Pein!
    
    ALFRED
    Ich bin nicht Herr von Eisenstein,...
    ...bin nicht der, den Sie suchen!
    
    FRANK
    Sie sind es nicht?
    
    ALFRED
    Zum Teufel, nein!
    
    FRANK
    Nur Ruhe, nicht gleich fluchen!
    
    ROSALINDE
    (Zu Alfred)
    Sie müssen jetzt meinGatte sein!
    
    FRANK
    (für sich)
    Sollt' ich hier hintergangen sein?
    
    ROSALINDE
    MeinHerr, was dächten Sie von mir
    saß ich mit einem Fremden hier?
    Das wär' doch sonderbar!
    Mit solchen Zweifeln treten da
    Sie wahrlich meiner Ehr' zu nah';
    Beleid'gen mich fürwahr!
    Spricht denn diese Situation
    hier nicht klar und deutlich schon?
    Mit mir so spät
    im tête-à-tête,
    ganz traulich und allein,
    in dem Kostüm
    so ganz intim.
    Kann nur allein der Gatte sein!
    
    ALFRED, FRANK
    Mit ihr so spät
    im tête-à-tête,....
    
    ROSALINDE, ALFRED, FRANK
    ...ganz traulich und allein usw.
    
    ROSALINDE
    Gleich einem Pascha fanden Sie
    ihn, mir im Schlafrock vis-à-vis.
    Die Mütze auf dem Haupt.
    Daß man bei solchen Bilde noch
    einwenig zweifeln könnte doch,
    das hätt' ich nie geglaubt!
    Sehen Sie doch, wie er gähnt,
    wie er sich nach Ruhe sehnt!
    Im tête-à-tête
    mit mir so spät,
    schlief er beinah schon ein...
    So ennüyiert
    und so blasiert
    kann nur allein einEh'mann sein.
    
    ALFRED, FRANK
    Im tête-à-tête
    mit ihr so spät,.....
    
    ROSALINDE, FRANK, ALFRED
    ....schlief er beinah schon ein usw.
    
    FRANK
    Nein, nein, ich zweifle gar nicht mehr,
    doch da ich fort nun muß,
    so geben Sie, ich bitte sehr,
    Sich schnell den Abschiedskuß!
    
    ROSALINDE
    Den Abschiedskuß?
    
    ALFRED
    Den Abschiedskuß?
    
    FRANK
    Den Abschiedskuß!
    
    ROSALINDE
    (Zu Alfred)
    Nun denn, wenn es sein muß,
    da haben Sie den Kuß!
    
    ALFRED
    Sollich schon brummen müssen
    für den werten Herrn Gemahl,
    kann ich für ihn auch küssen!
    Komm, Weibchen, küss' mich noch einmal!
    
    FRANK
    Mein Herr, ich bin etwas pressiert,
    da heut' ich selbst noch invitiert.
    d'rum lassen Sie uns gehen,
    Ja lassen endlich Sie uns geh'n!
    
    ROSALINDE
    (Zu Alfred)
    Sie finden gewiß
    dort meinen Gemahl.
    
    ALFRED
    Wir brummen vielleicht
    in demselben Lokal.
    
    ROSALINDE
    O schonen Sie mich!
    
    ALFRED
    Ganz sicherlich!
    
    ROSALINDE
    Ach!
    
    FRANK
    Folgen Sie nun schnell,
    der Wagen ist zur Stell,
    D'rum fort, d'rum fort, nur schnell!
    Mein schönes, großes Vogelhaus,
    es ist ganz nahe hier.
    Viel' Vögel flattern ein und aus,
    un finden frei Quartier.
    D'rum lad' ich Sie ganz höflich ein,
    verehrtester, ich bitt',
    dort auch meinwerter Gast zu sein.
    Verehrtester, ich bitt', ich bitt',
    spazier'n S'gefälligst mit!
    
    ALFRED
    Wenn es sein muß, so will ich geh'n!
    
    ROSALINDE
    Doch schweigen Sie!
    
    ALFRED
    Es soll gescheh'n!
    
    FRANK
    Nur fort, schnell fort!
    
    ALFRED
    Gleich will ich mich bequemen,
    doch erst noch Abschied nehmen!
    
    ROSALINDE
    Genug, meinHerr, es ist schon gut!
    
    ALFRED
    Ein Küßchen noch, dann hab' ich Mut!
    
    ROSALINDE
    Nein, nein, genug, wir müssen scheiden!
    
    ALFRED
    Ein, Küßchen gibt Trost mir imLeiden!
    
    FRANK
    Mein Herr, genug der Zärtlichkeit,
    Wir kommen nicht zu Ende heut'!
    Genug, es ist schon Zeit!
    
    ROSALINDE, ALFRED, FRANK
    Mein schönes, großes Vogelhaus usw....
    
    ROSALINDE, ALFRED
    ..Er ladet Sie ganz höflich ein,....
    
    FRANK
    D'rum lad' ich Sie ganz höflich
    ein,...
    
    ROSALINDE, ALFRED, FRANK
    ...auch sein Gast zu sein!
    
    ROSALINDE
    D'rum bitt' ich, fügen Sie sich drein,
    Es muß ja leider sein!
    
    ALFRED
    Ich füge vorderhand mich drein,
    Das wird das Beste sein!
    
    FRANK
    Ich bitte, fügen Sie sich drein,
    Das wird das Beste sein!
    
    ALFRED
    Das wird...
    
    FRANK
    Ich bitte..
    
    ROSALINDE
    Ja, ja, leider, ach, leider muß es,
    sein,
    Leider muß es ja sein!
    
    ALFRED
    ...wohl vorderhand das Allerbeste
    sein,
    Leider muß es ja sein!
    
    FRANK
    ...fügen Sie sich drein, es muß
    geschieden sein,
    Ohne Umständ' nun, denn es muß
    ja sein!
    
    ROSALINDE
    Nun wohlan, das...
    ...Schicksal will
    daß heut' allein ich soll soupieren;
    ja, ich füge willig mich darein!
    Warum soll man noch vergeblich
    streiten hier und lamentieren?
    Fort, nun fort, es muß ja sein! Ach!
    
    ALFRED
    Ach, wie gern möcht' hier mit Ihnen
    ich soupieren,
    aber, wie mir scheinet, soll's nicht
    sein! Ach!
    Das Schicksal will mich grausam
    schon von hinnen führen!
    Fort, denn fort, es muß ja sein,
    ja sein!
    
    FRANK
    Kommen Sie, ich selbst will heute
    auch soupieren,
    Fügen Sie sich endlich doch darein!
    Lassen Sie sich ohne Umständ' arretieren!
    Fort, nun fort, es muß sein,d'rum fort!
    
    (Frank und Alfred gehen ab)
    
    
    
    
    
    ZWEITER  AKT
    
    
    Saal im Hause der Prinz Orlofsky
    
    
    
    ALLE
    Ein Souper heut' uns winkt,
    wie noch keins gar dagewesen!
    Delikat, auserlesen
    immer hier man speist und trinkt.
    Alles, was mit Glanz die Räume füllt,
    Erscheint uns wie ein Traumgebild.
    Wie in einen Zauberkreisgebannt,
    ruft alles: ha, charmant!
    Ja, charmant, amüsant! usw.
    Wie fliehen schnell die Stunden fort,
    die Zeit wird sicher keinem lang,
    es heißt ja hier das Losungswort:
    Amüsant, amüsant, amüsant! usw.
    
    FALKE
    Ich hoffe, Durchlaucht amüsieren
    sich auf dem Fest.
    
    ORLOFSKY
    Ich habe in meinen achtzehn Jahren
    vierzig durchlebt, Doktor Falke.
    Alles langweilt mich; ich kann nicht
    mehr lachen. Ja, meine Millionen sind
    mein Unglück.
    
    FALKE
    Das Unglück möchte ich gern mit
    ihnen teilen, Durchlaucht!
    
    ORLOFSKY
    Und meinen Sie, daß wir heute
    laceen cerdeen?
    
    FALKE
    Ich hoffe es, Durchlaucht. Sie haben
    mir plein pouvoir gegeben, und ich
    war bemüht, einen kleinen
    dramatischen Scherz vorzubereiten.
    
    ORLOFSKY
    Also, wie heißt das Stück?
    
    FALKE
    Rache einer Fledermaus!
    
    ORLOFSKY
    Der Titel ist originell genug!
    
    IDA
    (Zu Adele)
    Der Junge ist der Prinz.
    
    ADELE
    Noch so klein und schon Prinz?
    
    FALKE
    Da ist Adele; meinBriefchen hat
    gewirkt.
    
    Da ist schon eine meiner
    handelnden Personen. Unsere
    Gesellschaft unterhält sich schon
    beim Spiel. Wollen Durchlaucht
    nicht teilnehmen!
    
    ORLOFSKY
    Nein, ich könnte zufällig gewinnen,
    und das langweilt mich. Aber Sie,
    meine Damen, hätten vielleicht die
    Güte, einpaar tausend Francs für
    mich zu wagen? 
    Wollen Sie mit dem Inhalt dieser
    Brieftasche meinGlück auf die
    Probe stellen?
    
    ADELE
    Mit Vergnügen! Aber wenn wir
    Unglück haben sollten?
    
    ORLOFSKY
    So werde ich das Glück haben, Sie
    bald wieder hier zu sehen. Carikoni
    wird Sie zum Kartentisch führen.
    
    CARIKONI
    Bitte, folgen Sie mir, carissimi.
    
    IDA
    Ihab' mein Portemonnaie vergessen.
    Werden Sie, Lord Barrymore, mir
    das Ihre leihen?
    
    BARRYMORE
    Nein, wir in England verlieren unser
    Geld am liebsten selbst. Aber mein
    lieber Carikoni, werden Sie sein
    Bankier?
    
    CARIKONI
    Naturally, my dear. We control
    everything.
    
    ALLE
    Wir fliehen schnell usw.
    
    ORLOFSKY
    Nun erklären Sie mir doch, Doktor,
    was Sie vorhaben?
    
    FALKE
    Gönnen mir Durchlaucht das
    Vergnügen der Überraschung.
    Vorläufig nur das eine: diese Olga ist
    die Kammerjungfer unseres Helden.
    
    IVAN
    Der Marquis von Renard!
    
    (Eisenstein Tritt)
    
    FALKE
    Das ist unser Held selbst. Ich habe
    eine göttliche Idee. Ich lade seine
    Frau ein.
    
    ORLOFSKY
    Sie wird nicht kommen.
    
    FALKE
    Sie kommt. Ich habe ein Mittel
    Beschäftigen Sie nur einen
    Augenblick diesen Mann.
    
    ORLOFSKY
    (Zu Eisenstein)
    Eine Frage, Herr Marquis.
    
    EISENSTEIN
    Bitte ja, bitte?
    
    ORLOFSKY
    Trinken Sie einGläschen Madeira
    mit mir?
    
    EISENSTEIN
    Was? Das ist alles?
    
    ORLOFSKY
    Trinken Sie!
    
    EISENSTEIN
    Ja, mit dem größten Vergnügen.
    
    ORLOFSKY
    (Zu Diener)
    Madeira, Ivan!
    Trinken Sie!
    
    EISENSTEIN
    Zu dienen!
    Wie der mit mir herumkommandiert!
    
    ORLOFSKY
    Hören Sie mich an! Ich muß Sie vor
    allen Dingen mit meinen nationalen
    Eigentümlichkeitenbekannt machen.
    Ich lade gern mir Gäste ein,
    man lebt bei mir recht fein,
    man unterhält sich wie man mag,
    Oft bis zum hellen Tag!
    Zwar langweil' ich mich stets
    dabei,
    was man auch treibt und spricht;
    Indes, was mir als Wirt steht
    frei,
    duld' ich bei Gästen nicht!
    Und seh' ich, es ennüyiert
    sich jemand hier bei mir,
    so pack' ich ihn ganz ungeniert,
    werf' ihn hinaus zur Tür.
    Und fragen Sie, ich bitte,
    warum ich das denn tu'?
    'S ist mal bei mir so Sitte,
    Chacun à son goût!
    
    EISENSTEIN
    Gehorsamer Diener! Ein recht
    russisches, drastisches Mittel! Wenn
    jeder, der sich langweilt, hinaus
    geworfen wird werden sich sicher
    alle Gäste amüsieren!
    
    ORLOFSKY
    Wenn ich mit andern sitz' beim Wein,
    und Flasch' um Flasche leer',
    muß jeder mit mir durstig sein,
    sonst werde grob ich sehr!
    Und schenke Glas um Glas ich ein,
    duld' ich nicht Widerspruch.
    Nicht leiden kann ich's, wenn sie
    schrei'n:
    Ich will nicht, hab' genug!
    Wer mir beim Trinken nicht pariert,
    sich zieret wie einTropf,
    dem werfe ich ganz ungeniert
    die Flasche an den Kopf.
    Und fragen Sie, ich bitte usw.
    Ach ich möchte noch einmal jung werden!
    
    EISENSTEIN
    Wünschen Durchlaucht vielleicht
    noch einmal in den hochfürstlichsten
    Windeln zu liegen?
    
    ORLOFSKY
    Ich möchte lachen, herzlich lachen,
    und das kann ich so selten. Aber
    Dr. Falke hat mir versprochen, daß
    ich heut über Sie lachen soll
    
    EISENSTEIN
    Über mich?
    
    ORLOFSKY
    Ja. über Sie.
    (Zu Falke)
    Falke, wir werden über den
    Marquis lachen, nicht wahr?
    
    FALKE
    Ich hoffe es, Durchlaucht!
    
    (Adele und Ida treten)
    
    ORLOFSKY
    Aha.....die Olga.
    
    ADELE
    MeinPrinz, ich stelle Ihnen Ihr 
    Portefeuille zurück, bitt' schön,
    's ist leer!
    
    IDA
    Der verflixte Carikoni hat uns alles
    abgenommen.
    
    EISENSTEIN
    Alle Wetter!
    
    ORLOFSKY
    Was gibt's?
    
    EISENSTEIN
    Das ist ja...
    Das ist ja mein Stubenmädchen
    
    ADELE
    (Zu Ida)
    Mein gnädiger Herr!
    
    IDA
    Was sagst du?
    
    EISENSTEIN
    Und noch dazu in der Robe meiner
    Frau!
    
    ADELE
    (Zu Ida)
    Und die arme Frau glaubt, er
    brummt im Gefängnis. 
    
    FALKE
    Gestatten, darf ich vorstellen?
    Fräulein Olga... Fräulein Ida...
    Herr Marquis Renard!
    
    EISENSTEIN
    Fräulein Olga heißen Sie?
    
    ADELE
    Ja, bitt' schön.
    
    EISENSTEIN
    MeinFräulein, sind Sie immer
    Fräulein Olga gewesen?
    
    ADELE
    Mein Herr Marquis, sa'n Sie immer
    Marquis gewesen?
    
    FALKE
    Ah. ganz nett!
    
    EISENSTEIN
    Nein, diese Ähnlichkeit!
    
    ADELE
    Mit wem, mein Herr, bitt' schön,
    mit wem?
    
    EISENSTEIN
    Mit...meinem Stubenmädchen!
    
    ORLOFSKY
    Ausgezeichnet, Falke, ausgezeichnet!
    Ach, meine Herr'n und Damen,
    hier gibt es einen Spaß!
    
    FALKE
    Zur rechten Zeit Sie kamen!
    
    ALLE
    Was gibt's? Was gibt's?
    Erzählt doch was!
    
    ORLOFSKY
    Seh'n Sie, dies Fräulein zierlich,
    die hält der Herr Marquis für....
    Nein, 's ist zu possierlich!
    
    ALLE
    Für was denn?
    
    FALKE
    Raten Sie!
    
    ADELE
    Für eine Zofe hält er mich,
    Ist das nicht lächerlich?
    
    ALLE
    Ha, ha, ha...
    Das ist sehr lächerlich!
    Ha, ha, ha..
    
    ORLOFSKY
    MeinHerr, das ist nicht sehr galant!
    Wie kann man so sich irren?
    Wie ungalant!
    
    FALKE
    Wie ungalant!
    
    ALLE
    Wie ungalant!
    
    EISENSTEIN
    Die Ähnlichkeit ist zu frappant.....
    
    ALLE
    Wie ungalant!
    
    EISENSTEIN
    ....das mußte mich verwirren.
    
    ADELE
    Mein Herr Marquis,
    einMann wie Sie
    sollt' besser das verstehen,
    Darum rate ich
    nur genauer sich
    die Leute anzusehen!
    Die Hand ist doch wohl gar so fein,
    Ach!
    Dies Füßchen, so zierlich, so klein,ach!
    Die Sprache, die ich führe,
    die Taille, die Tournüre,
    Dergleichen finden Sie
    bei einer Zofe nie!
    Gestehen müssen Sie fürwahr,
    sehr komisch dieser Irrtum
    war!
    Ja, sehr komisch.
    Ha ha ha,
    Ist die Sache,
    Ha ha ha,
    D'rum verzeih'n Sie,
    Ha ha ha,
    Wenn ich lache,
    Ha ha ha...
    
    ALLE
    Ja, sehr komisch,
    Ha ha ha,
    Ist die Sache,
    Ha ha ha...
    
    ADELE
    Sehr komisch, Herr Marquis,
    sind Sie!
    Mit dem Profil
    im griech'schen Stil
    beschenkte mich Natur;
    wenn nicht dies Gesicht
    schon genügend spricht,
    dann seh'n Sie die Figur!
    Schau'n durch das Lorgnette Sie
    dann, ach!
    Sich diese Toilette nur an, ach!
    Mir scheinet wohl, die Liebe
    macht Ihre Augen trübe,
    der schönen Zofe Bild
    hat ganz Ihr Herz erfüllt!
    Nun sehen Sie überall!
    Sehr komisch ist fürwahr der
    Fall!
    Ja, sehr komisch,
    Ha ha ha usw.
    
    ALLE
    Ja, sehr komisch usw.
    
    IVAN
    Der Chevalier Chargrin!
    
    (Frank Tritt)
    
    ORLOFSKY
    (Zu Falke)
    Chargrin?
    
    FALKE
    (Zu Orlofsky)
    Der Gefängnisdirektor Frank.
    
    ORLOFSKY
    Aha!
    
    FALKE
    (Zu Frank)
    Ich heiße Sie willkommen im
    Namen Ihrer Durchlaucht!
    
    ORLOFSKY
    Willkommen Chevalier!
    
    FALKE
    Chevalier Chargrin... Marquis Renard! Renard!
    
    ORLOFSKY
    Also Landsleute?
    
    EISENSTEIN
    O verflucht, der redet am End'
    französisch mit mir!
    
    FRANK
    J'ai l'honneur.... monsieur le Marquis!
    
    EISENSTEIN
    J'ai l'honneur....serviteur!
    Will er noch mehr, gibt's ein Malhör!
    
    FRANK
    Enchanté, mon cher.
    
    EISENSTEIN
    Pomme de terre.
    
    FRANK
    Chemin de fer
    
    EISENSTEIN
    Folies Bergère.
    
    FRANK
    (Zu Falke)
    Ich bitte dich, mach, das er mich mit
    dem Französischen in Ruhe läßt;
    Ich bin fertig!
    
    FALKE
    Wir bitten aber deutsche,
    meine Herren!
    
    IDA
    Ah ja, uns ist die deutsche
    Konversation geläufiger!
    
    EISENSTEIN
    Ich spreche zwar mit meinem
    Landsmann nicht gern deutsch, aber
    da es die Damen wünschen,
    selbstverständlich.
    
    FRANK
    (Zu Falke)
    Ich danke Ihnen für den Titel
    Chevalier! Als Gefängnisdirektor
    kann ich doch unmöglich in dieser
    Gesellschaft auftreten!
    
    IDA
    Warum soupieren wir denn aber
    nicht? Ich habe schon schrecklich Hunger!
    
    ADELE
    Und ich erst!
    
    BARRYMORE
    Wir in England haben niemals
    Hunger, nur Durst!
    
    FALKE
    Die Herrschaften müssen sich noch
    ein wenig gedulden. Wir erwarten
    noch eine Dame.
    
    ALLE
    Eine Dame?
    
    FALKE
    Ja. eine Dame aus den höchsten
    aristokratischen Kreisen, eine
    ungarische Gräfin, die gern unserem
    amüsanten Souper bei beiwohnen
    möchte, aber gewisse Rücksichten zu
    nehmen hat.
    
    EISENSTEIN
    Die Armste ist wohl verheiratet?
    
    FALKE
    Ja wohl, und dazu an einen Mann, der
    so eifersüchtig ist, daß er seine Frau
    am liebsten in der Zigarettentasche
    mittragen möchte. Ich schlage vor,
    daß die Herrschaften noch eine
    Kleine Promenade im Garten machen.
    
    ALLE
    Ja ganz recht! Das wollen wir!
    Kommen Sie!
    
    ADELE
    (Zu Eisenstein)
    Mein Herr Marquis, wie lange soll ich
    ihnen denn noch als Orientierungs
    plan dienen?
    
    EISENSTEIN
    Also, diese Ähnlichkeit ist
    unglaublich! Sie ist aber noch viel
    hübscher als Adele. Ich muß
    experimentieren.
    
    ADELE
    Was für eine liebe Uhr!
    
    EISENSTEIN
    Ja; es ist eigentlich eine Damenuhr.
    Vielleicht bin ich heute so
    glücklich, sie einer liebenswürdigen
    Künstlerin verehren zu dürfen!
    
    ADELE
    Nein!
    
    FALKE
    (allein)
    Der Spitzbube! Wenn ihm nur einmal
    das Experiment. mißlänge.--Ah, da
    ist schon seine Frau, die hat sich
    beeilt!
    (Rosalinde Tritt)
    Gnädige Frau.....
    
    ROSALINDE
    Ist es also wirklich wahr, was Sie mir
    geschrieben haben, Doktor Falke?
    
    FALKE
    Ein Blick in den Garten wird Sie
    überzeugen. Sehen Sie dort Ihren
    Herrn Gemahl, wie er seinen Arrest
    abbüßt!
    
    ROSALINDE
    Am Arm einer Dame! Doch.....
    nein, ich irre mich nicht! Das ist ja
    Adele, mein Stubenmädchen!
    
    FALKE
    Allerdings, das ist Adele, Ihr
    Stubenmädchen!
    
    ROSALINDE
    In solche Gesellschaften geht er also!
    
    FALKE
    Pst. er kommt!
    Ich gehe zu ihm hinüber.
    
    FRANK
    Sapperlot!
    
    EISENSTEIN
    Das ist wohl....?
    
    FALKE
    Die ungarische Gräfin, von der ich
    sprach. Sie soll bezaubernd schön
    sein.
    
    EISENSTEIN
    Donnerwetter, das wär' was für mich!
    Meine Herren, in zehn Minuten ist sie
    mein! Mir widersteht keine!
    
    FALKE
    Viel Glück, Marquis, viel Glück!
    
    ROSALINDE
    O welch' allerliebstes Damenuhr!
    
    EISENSTEIN
    Nicht wahr? es ist reizend.
    
    ROSALINDE
    O bitte schön, wo bekommt man so
    reizendes Ührchen?
    
    EISENSTEIN
    Beim Damenührchenmacher.
    
    ROSALINDE
    In der nächsten Woche ich werde
    auch debütieren.
    
    EISENSTEIN
    Also nicht Gräfin, sondern
    Künstlerin. Auf mein Experiment mit
    ihr kann ich mich wirklich verlassen.
    
    ROSALINDE
    Verzeihung, Herr Marquis, sind Sie
    zerheiratet?
    
    EISENSTEIN
    Was, ich? Aber Gnädigste, wie
    können Sie sowas glauben?
    
    ROSALINDE
    Du Schuft!
    
    EISENSTEIN
    Erlauben Sie eine, Frage. Wär' es
    nicht Zeit jetzt, die Maske zu lüften?
    
    ROSALINDE
    Heute nicht, aber murrgen.
    
    EISENSTEIN
    Murrgen? Das wird leider nicht o
    möglich sein.
    
    ROSALINDE
    Warum nicht murrgen?
    
    EISENSTEIN
    Ja, weil murrgen habe ich eine
    Sitzung mit Ausschluß der
    Öffentlichkeit.
    
    ROSALINDE
    Vielleicht werd' ich auch dabei sein.
    
    EISENSTEIN
    Sie ist wirklich zum Entzücken.
    
    ROSALINDE
    Wenn ich nur die Uhr erwischen
    könnte, das wäre ein corpus delicti!
    
    EISENSTEIN
    Dieser Anstand so manierlich,
    diese Taille fein und zierlich,
    und ein Füßchen,
    das mit Küßchen
    glühend man bedecken sollt.....
    Wenn sie's nur erlauben wollt'!
    
    ROSALINDE
    Statt zu schmachten im Arreste,
    amüsiert er sich auf's Beste,
    denkt ans Küssen,
    statt ans Büßen.....
    Warte nur, du Bösewicht,
    du entgehst der Strafe nicht!
    
    EISENSTEIN
    Ach, wie leicht könnt' es entschweben,
    dies holde Zauberbild!
    (Zu Rosalinde)
    Willst du nicht die Maske heben,
    die dein Antlitz mir verhüllt?
    
    ROSALINDE
    Ei, mein schöner Herr, ich bitte,
    Nicht verwegen, nichts berührt,
    denn es heischt das gute Sitte,
    daß man Masken respektiert!
    Wie er gieret,....
    
    EISENSTEIN
    Halb verwirrt,...
    
    ROSALINDE
    ..kokettiert,....
    
    EISENSTEIN
    ....halb gerühret,...
    
    ROSALINDE
    ...wie er schmachtend.....
    .....mich fixieret!
    Keine Mahnung, keine Ahnung
    kündet ihm, wer vor ihm steht!
    Ja, bald werd' ich reüssieren,
    will den Frevler überführen,
    Will's probieren. ob er in die Falle
    geht!
    
    EISENSTEIN
    ....retirieret sie vor mir.
    Laß doch seh'n, ob sie geht,
    ob sie widersteht?
    Ja, bald werd' ich reüssieren.
    Ich will doch seh'n
    ob sie mir widersteht,
    ob sie in die Falle geht!
    
    ROSALINDE
    Ach, wie wird mein Auge trübe,
    wie das Herz so bang mir
    schlägt!
    
    EISENSTEIN
    Ha, schon meldet sich die Liebe,
    die das Herz ihr bang bewegt!
    
    ROSALINDE
    Leider ist's einaltes übel,
    doch vorübergehend nur.
    Stimmen meines Herzens Schläge
    Mit das Tiktak eines Uhr?
    
    EISENSTEIN
    Ei, das können wir ja seh'n!
    
    ROSALINDE
    Zählen wir, ich bitte schön!.
    
    ROSALINDE, EISENSTEIN
    Ja, zählen wir usw.
    
    EISENSTEIN
    Eins, zwei, drei, vier,....
    
    ROSALINDE
    ...fünf, sechs, sieben, neun,....
    
    EISENSTEIN
    Nein, das kann nicht sein,
    denn nach der Sieb'n kommt erst die acht!
    
    ROSALINDE
    Sie haben mich ganz verwirrt gemacht,
    Wir wollen wechseln!
    
    EISENSTEIN
    Wechseln? Wie?
    
    ROSALINDE
    Den Schlag des Herzens zählen Sie,
    und ich das Tiktak Ihrer Uhr,....
    Ich bitt' auf fünf Minuten
    nur!
    (Eisenstein gibt Rosalinde die Taschenuhr)
    Jetzt zählen Sie, mein Herr
    Marquis!
    
    EISENSTEIN
    Bin schon dabei!
    
    ROSALINDE, EISENSTEIN
    Eins, zwei, drei, vier,
    fünf, sechs, sieben, acht,...
    
    ROSALINDE
    ....neun, zehn, elf, zwölf,....
    
    EISENSTEIN
    ....hopp, hopp, hopp hopp,....
    
    ROSALINDE
    ...dreizehn, vierzehn,.....
    
    EISENSTEIN
    ...das geht im Galopp!...
    
    ROSALINDE
    ...fünfzehn, sechzehn, siebzehn,...
    ..achtzehn,
    neunzehn, zwanzig, dreissig, vierzig,
    fünfzig, sechzig, achtzig, hundert!
    
    EISENSTEIN
    .... sechs, sieb'n, acht,
    neun, zehn, elf, zwölf,
    hopp, hopp, hopp, hopp,
    im Galopp;...
    .....sechshundert und neun!
    
    ROSALINDE
    So weit können wir noch nicht sein!
    
    EISENSTEIN
    O, ich bin weiter schon!
    
    ROSALINDE
    Nein. nein, nein!
    
    EISENSTEIN
    Eine halbe Mi1lion!.....
    ....Ja, eine halbe Million!
    
    ROSALINDE
    Wie kannman gar so grob nur
    fehlen!
    
    EISENSTEIN
    Da mag der Teufel richtig zählen!
    
    ROSALINDE
    Heut' wirst du nimmer repetieren!
    
    EISENSTEIN
    Sie will die Uhr sich annektieren!
    Meine Uhr!
    
    ROSALINDE
    Ich danke vom Herzen!
    
    EISENSTEIN
    Ich wollte nur...
    
    ROSALINDE
    Belieben zu scherzen! Ach!...
    ...Ach!
    
    EISENSTEIN
    Sie ist nicht ins Netz gegangen,
    hat die Uhr mir abgefangen.
    Dieser Spaß ist etwas teuer,
    Hab' blamiert mich ungeheuer!
    Ach, meine Uhr,...
    ...ich bitte sehr!
    
    ROSALINDE
    Ach!
    
    EISENSTEIN
    Ich wollte nur...
    
    ROSALINDE
    Ach!...
    ...Ach!
    
    EISENSTEIN
    Sie ist nicht ins Netz gegangen,
    Ach, mein Uhr,
    hätt' ich sie doch wieder nur!
    O weh, o weh!
    Dieser Spaß ist etwas teuer usw.
    Meine Uhr ist annektiert!
    Ach, ich bin blamiert!...
    ..Weh mir!
    
    ROSALINDE
    Ach ja!
    
    IDA
    Ah, da ist ja das Mädchen aus der
    Fremde!
    
    ADELE
    (Zu Rosalinde)
    Schöne Unbekannte, wenn Sie nicht
    gar zu häßlich...
    
    IDA
    ...oder die Prinzessin mit dem
    Totenkopf sind...
    
    ADELE
    ...möchten wir Sie bitten, sich
    zu demaschkerieren!
    
    ALLE
    Demaskieren! Demaskieren!
    
    ORLOFSKY
    Halt, meine Herrschaften, das ist
    wider die Abrede. In meiner Villa hat
    jede Dame das Recht, sich zu
    verhüllen oder zu enthüllen, so weit es
    ihr beliebt.
    (Zu Rosalinde)
    Ganz ungeniert, meine Holde!
    
    EISENSTEIN
    Oh. die Holde, die geniert sich gar
    nicht. Meine Uhr ist futsch!
    
    ADELE
    Übrigens könnte ich zehn gegen eins
    wetten, daß sie keine Ungarin ist.
    
    ROSALINDE
    Musik! Die nationalen Töne meines
    Vaterlandes mögen für mich sprechen!
    
    Klänge der Heimat,
    ihr weckt mir das Sehnen,
    rufet die Tränen
    ins Auge mir!
    Wenn ich euch höre,
    ihr heimischen Lieder,
    zieht mich's wieder,
    mein Ungarland, zu dir!
    O Heimat so wunderbar,
    wie strahlt dort die Sonne so klar,
    wie grün deine Wälder,
    wie lachend die Felder,
    O Land, wo so glücklich ich war!
    Ja, dein geliebtes Bild
    meine Seele so ganz erfüllt,
    deingeliebtes Bild,
    und bin ich auch von dir weit,
    dir bleibt in Ewigkeit doch
    meinSinn immerdar
    ganz allein geweiht!
    O Heimat so wunderbar usw.
    Feuer, Lebenslust,
    schwellt echte Ungarbrust......
    Hei! Zum Tanze schnell!
    Czardas tönt so hell!
    Braunes Mägdelein
    Mußt meine Tänz'rin sein,
    Reich' den Arm geschwind,
    dunkeläugig' Kind!
    Durst'ge Zecher,
    greift zum Becher!
    Laßt ihn kreisen 
    schnell von Hand zu Hand!
    Schlürft das Feuer
    im Tokayer,
    bringt ein Hoch
    aus dem Vaterland! Ha!
    Feuer, Lebenslust usw.
    La la la 
    
    ORLOFSKY
    Fabelhaft!
    
    CARIKONI
    (Zu Falke)
    Was ist denn los mit dem
    versprochenen Spaß, Doktor?
    
    BARRYMORE
    Ja, ja die Geschichte von der Fledermaus!
     
    EISENSTEIN
    Was? Von der Fledermaus ist hier
    die Rede? Das war ja meine Komödie,
    in der ich dem armen Doktor die
    Titelrolle zuteilte. Einköstlicher
    Spaß, dem er zum Opfer fiel. Seine
    Niederlage kann er doch nicht
    selbst beschreiben!
    
    IDA
    So erzählen Sie, Marquis!
    
    EISENSTEIN
    Also vor drei Jahren gab man auf
     einem Schlosse einen Maskenball, zu
    dem auch wir eingeladen waren. Ich
    maskierte mich damals als Papillon
    und der Doktor, als Fledermaus!
    
    BARRYMORE
    Falke als Fledermaus! Dio mio, no!
    
    EISENSTEIN
    Also, wir fuhren in einem Fiaker
    miteinander auf den Ball,
    unterhielten uns köstlich; ich wollte
    mir jedoch einen Extraspass machen,
    und trank unserem Doktor fleißig zu
    so daß er gegen Morgen
    sternhagelvoll betrunken war. Also
    dann legte ich ihn in einen Wagen,
    fuhr mit ihm in einkleines Gehölz,
    legte ihn unter einen Baum und fuhr
    ohne ihn davon. Er merkte davon
    nichts, sondern schlief wie ein
    Murmeltier.
    
    CARIKONI
    Ha ha, il poverino!
    
    EISENSTEIN
    Als er endlich erwachte, mußte er bei
    hellichtem Tag als Fledermaus zum
    Gaudium aller Strassenjungen in die
    Stadt marschieren, bis er endlich
    unter starker Begleitung seine
    Wohnung erreichte.
    
    CARIKONI
    Ha ha ha!
    
    EISENSTEIN
    Seitdem wurde er nur noch
    Dr. Fledermaus genannt
    
    IDA
    Und er hat sich nicht revanchiert für
    den groben Spaß?
    
    EISENSTEIN
    Oh, nein, ich bin auf meiner Hut!
    
    FALKE
    Aufgeschoben ist aber nicht
    aufgehoben! Vielleicht erleben wir
    schon morgen, wer von uns den ersten
    Preis als Spaßmacher verdient.
    
    ORLOFSKY
    Vorwärts zu Tische, meine Damen
    und Herren.
    
    ALLE
    Zu Tisch, zu Tisch!
    
    ORLOFSKY
    Und jetzt trinken wir! Champagner,
    König aller Weine! Champagner!
    
    ALLE
    Champagner!
    
    ORLOFSKY
    Im Feuerstrom der Reben,
    tra la la, 
    sprüht ein himmlisch Leben,
    tra la la! 
    Die Könige, die Kaiser,
    sie lieben Lorbeerreiser,
    Auch lieben sie daneben
    den süßen Saft der Reben!
    Stoßt an! Stoßt an!
    Und huldigt in Vereine
    dem König aller Weine!
    
    ALLE
    Stoßt an! Stoßt an! Stoßt an!
    
    ORLOFSKY
    Die Majestät wird anerkannt,
    anerkannt, rings im Land!
    Jubelnd wird Champagner
    der Erste sec genannt! 
    
    ALLE
    Die Majestät wird anerkannt usw.
    Es lebe Champagner der Erste!
    
    ADELE
    Dir huld'gen die Nationen,
    tra la la, 
    bis zu den fernsten Zonen,
    tra la la. 
    Champagner schwemmt mitunter
    gar mancherlei hinunter.
    D'rum lassen weise 
    Fürsten
    die Völker niemals dürsten!
    Stoßt an! usw.
    
    ALLE
    Stoßt an! usw.
    
    ADELE
    Die Majestät wird anerkannt usw.
    
    ALLE
    Die Majestät wird anerkannt usw.
    
    EISENSTEIN
    Der Mönch in stiller Zelle,
    tra la la,
    labt sich an der Quelle, 
    tra la la!
    Zu netzen seine Lippen,
    muß viel und oft er
    nippen
    und holt sich aus dem Glase
    Rubinen auf die Nase!
    Stoßt an! usw.
    
    ALLE
    Stoßt an! usw.
    
    EISENSTEIN
    Die Majestät wird anerkannt usw.
    
    ALLE
    Die Majestät ist anerkannt usw.
    
    EISENSTEIN
    (Zu Frank)
    Herr Chevalier, ich grüße Sie!
    
    FRANK
    Merci, merci, merci.
    Auf Ihr Spezielles, Herr Marquis!
    
    EISENSTEIN
    Merci, merci, merci!
    
    FALKE
    Auf Ihr Wohl, Chevalier und Marquis!
    
    EISENSTEIN, FRANK
    Merci, usw.
    
    ALLE
    Merci, usw.
    
    FALKE
    Halt, hört mich an,
    was ich ersann!
    
    ALLE
    Hört ihn an!
    
    FALKE
    Ich seh', daß sich die Paare gefunden,
    daß manche Herzen in Liebe e
    verbunden, 
    D'rum lasset uns alle ein großer Verein
    von Schwestern und von Brüdern sein!
    
    ALLE
    Eine große Bruderschaft es sei!
    
    EISENSTEIN
    (Zu Rosalinde)
    Auch Ihr, schöne Maske, seid 
    dabei? 
    
    ROSALINDE
    Wo alle küssen
    werd' ich's auch müssen.!
    
    FALKE
    Folgt meinem Beispiel; das Glas zur
    Hand!
    Und jeder singt zum Nachbar gewandt:
    Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
    Wollen alle wir sein,
    Stimmt mit mir ein!
    Brüderlein, Brüderlein Und Schwesterlein,
    laßt das traute "du" uns schenken,
    für die Ewigkeit,
    immer so, wie heut'
    wenn wir morgen noch dran denken!
    Erst einKüß, dann ein Du,
    Du, Du, Du, immerzu!
    
    ALLE
    Brüderlein, Brüderlein und
    Schwesterlein, usw.
    Dui-du. dui-du, la la la usw.
    
    ALLE
    Stellt euch zum Tanz!
    Ja, ja, ein wirbelnder Tanz
    Erhöht des Festes Glanz!
    Ha, welch einFest, welche Nacht voll
    Freud'!
    Liebe und Wein gibt uns Seligkeit!felicidad!
    Ging's durch das Leben so flott,
    wie heut',
    wär' jede Stunde der Lust geweiht!
    
    EISENSTEIN
    Du bist meine Stütze, Freund!
    
    FRANK
    Ja, deine Stütze, für's Leben!
    
    ROSALINDE, ORLOFSKY, FALKE
    Welch ein rührend Wiedersehen
    wird das im Arreste geben!
    
    ALLE
    Ha welch ein Fest usw.
    
    FRANK
    Brüderl, Brüderl, meine Uhr geht
    schlecht.
    Schau wie viel's auf deiner ist.
    
    EISENSTEIN
    Brüderl, meine geht auch nicht
    recht,
    weil sie schon gegangen ist.
    (Zu Rosalinde)
    Holde, hier vor allen,
    laß die Maske endlich fallen,
    daß ich seh', wen ich besiegt
    und wer meine Uhr gekriegt!
    
    ROSALINDE
    Verlang nicht zu schau'n, was hier
    verhüllt.
    Erbeben würdest du vor diesem Bild!
    
    EISENSTEIN
    Hu hu hu hu! 
    Was heißt denn das?...
    ...Was heißt denn das?
    
    ADELE, IDA
    Ha ha ha ha, ein guter Spaß,...
    
    ALLE
    ..fürwahr, ein prächtiger Spaß!
    
    ADELE
    Bist du ein Mann,......
    
    ALLE
    Schau sie an!
    
    ADELE
    ...schau sie dir an!
    
    ALLE
    Schau sie an1
    
    IDA
    Zurück jetzt zu weichen,...
    
    ALLE
    Schau sie an!
    
    IDA
    ...wäre Blamage!
    
    ALLE
    Schau sie an!
    
    EISENSTEIN
    (Zu Rosalinde)
    O ich habe schon Courage!
    Schätzchen, länger sträub' dich nicht!
    
    ROSALINDE
    Hab' ein Wimmerl auf der Nase,
    d'rum verberg' ich mein Gesicht.
    
    EISENSTEIN
    An das Wimmerl glaub' ich nicht!
    
    ADELE, FALKE, FRANK
    Nein, das Wimmerl schreckt ihn nicht!
    
    EISENSTEIN
    Sehen muß ich dies Gesicht!
    
    ADELE, IDA, ORLOFSKY, FALKE
    Er muß sehen dies Gesicht! 
    
    EISENSTEIN, FRANK
    Eins, zwei, drei,
    Vier fünf, sechs!
    
    EISENSTEIN
    Meinen Hut, meinen Hut,
    'S ist die höchste Zeit!
    
    FRANK
    Meinen Hut, meinen Hut usw.
    
    ALLE
    Seinen Hut, seinen Hut,
    Hört doch, wie er schreit!
    
    EISENSTEIN
    Der Arrest harret mein!
    
    FRANK
    Längst sollt' ich zu Hause sein!
    
    EISENSTEIN, FRANK
    Meinen Hut, meinen Rock,
    gebt mir meinen Rock!
    
    ALLE
    Seinen Rock, seinen Hut,
    seinen Rock, ha ha ha,
    seinen Hut, gebt ihm seinen Rock!
    ha ha ha!
    
    FRANK
    Eine kurze Strecke
    gehst du mit mir.
    
    EISENSTEIN
    An der nächsten Ecke,
    da scheiden wir!
    
    EISENSTEIN, FRANK
    So laß uns geh'n!
    
    ALLE
    Auf Wiedersehen, ha ha!
    Ha, welch ein Fest usw.
    Dann bleibet je.....
    ...stund der Lust geweiht! 
    
    ROSALINDE, ADELE, ORLOFSKY
    Ah ah ah usw.
    
    
    
    
    
    
    
    
    DRITTER  AKT
    
    
    (Das Büro von Frank, ist im Gefängnis)
    
    
    
    FROSCH
    (allein)
    Herr Direktor! Wo is er denn. mein
    lieber, süsser, kleiner Herr Direktor?
    Das is ein fideles Gefängnis: ich ganz
    allein hier in einem Gefängnis, und
    mein Direktor is gar net da. Da werd 
    ma einen kleinen Schligowitz ein
    schalten, net? Also, komm her,
    mein kleines, süßes Flascherl.
    Na servas!
    
    ALFRED
    (...indem er in seiner Zelle singt)
    "Täubchen, das entflattert ist usw."
    
    FROSCH
    Ruhe! Ruhe! Shut up! Der Gefangene
    auf Numero 12, der singt schon z
    wieder ein blödsinniges.....
    
    ALFRED
    "La donna è mobile, usw."
    
    FROSCH
    Wos sagt er? Die Donau a Moperle?
    Das is ja a Blödsinn. Mir scheint, der
    Italiener will bei uns G'sangsstunden
    nehmen. Na, da is er falsch am Platz.
    An'hamma jetzt eing'sperrt aber die
    Andern, die werden noch folgen, mai
    Liaber. Alle italienisclhen Sänger
    wer'ma hier einsperren, und wir
    werden hinunter fahren nach Italien,
    damit die amal sehen, wia ma richtig
    singt... so was Schönes, ich meine
    etwas wirklich Feines......vom
    Strauss soll er was singen, zum
    Beispiel
    "Ach, wie so herrlich zu schau'n
    sind all'die lieblichen Frau'n usw."
    Un so weiter, und so weiter. Mei,
    las Klingt wenigstens! Aber das
    blonde Umeinandersingen versteht ja
    ka Mensch. Wenigstens i versteh' es
    net.
    
    ALFRED
    "Mercè, mercè, cigno gentil, usw."
    
    FROSCH
    Wos sagt er? Der gangt schon wieder
    an mit diner... I bin gebüldet, i weiss,
    was er singt. Von einem Schwan
    singt er eine... eine Operette, scho
    wieder so ane italienische Operette.
    Das interessiert uns nicht. Ruhe! 
    Also, was is?... Is schon ruhig! 
    Man muß nur laut genug mit diesen 
    Italienern reden, dann sind sie gleich
    ruhig! komm, mein liebes Flascherl,
    trink ich noch ein kleines Schluckerl
    bevor meinsüßer, kleiner Direktor
    kommt.
    
    (Frank tritt betrunken hinein)
    
    FROSCH
    Jössas, der Herr Direktor, diesmal mit
    seinem Bruder. Das ist gasnz neu.
    Küß die Hand, Herr Direktor.
    
    FRANK
    Frosch, seit wann hast du einen
    Bruder?
    
    FROSCH
    Jössas, ma scheint, der is genau so
    b'soffen wie i. So tat ma uns
    ausziehen, Herr Direktor. Aber Herr
    Direktor, die Knopferl geh'n ja nach
    vorn......
    
    FRANK
    Aber laß mich in Ruh'.
    Frosch, bring mir an Kaffee
    
    FROSCH
    Alleweil an Kaffee, Herr Direktor
    Mit dieser blöden Maschine, die wird r
    uns nochamal in die Luft fliegen. 
    
    FRANK
    An Kaffee will i haben.
    
    FROSCH
    Trink ma net lieber an kleinen
    Schligowitz?
    
    FRANK
    Ja, Olga, ja aber, komm her... ja,
    Ida auch, ihr g'fallts ma.
    
    FROSCH
    Wos is denn des für eine Olga und für
    eine Ida? Aber Herr Direktor, des is 
    doch Ihr lieber, kleiner, süßer, Frosch.
    
    FRANK
    Pfui! "Die Majestät wird
    anerkannt, usw."
    
    FROSCH
    Herr Direktor, kann i die
    Streichholzeln haben? Vielleicht
    brennt die Maschin'glei.....
    (Er schaltet die Kaffeemaschine ein, die plötzlich ausbricht)
    Na servas, Herr Direktor!
    Jössas, vie kommt denn der braune
    Mensch hier zu uns?... Das san ja
    sie, Herr Direktor.
    
    FRANK
    O, ich sitz' im Kaffee.
    
    FROSCH
    Herr Direktor, hat sich der Kaffee
    etwas übersprudelt, was? Seh'ns es
    wär' g'scheiter g'wesen, wenn ma
    einen Schligowitz getrunken hätten.
    Den hätte ma eingeflösst, was? Und
    dann wär' man net so braun g'wesen
    wie jetzt mit der blöden Maschine.
    Hab's Ihna eh glei g'sagt, Herr
    Direktor. Na... es is passiert.
    
    FRANK
    J'ai 1'honneur, serviteur... Also,
    Falke, ich dank dir. Is auch nix...
    
    FROSCH
    An Schlaf hat er halt, mein süsser r
    Herr Direktor. Ein süsses Goscherl
    macht er wann er so liab schnarcht
    ...da hab' y ean b'sonders gern,
    überhaupt wann er schlaft, hab' i ean
    gern, den Direktor.
    
    FRANK
    Was gibt's? Man läutet an der Tür
    
    FROSCH
    Ja. mir war's auch so.
    
    FRANK
    Also schau doch, wer da ist.
    
    FROSCH
    Bin eh schon auf dem Weg. Schau'
    ma halt nach. Herr Direktor, Herr
    Direktor! Da san zwei fesche Katzen
    draußen, zwei junge, schöne Damen
    in aller Früh. Also, i muass sagen, für
    uns zwa..... das paßt grad in einpasa fideles G'fängnis.
    
    (geht ab)
    
    FRANK
    Wenn ich nur schnell etwas
    niederschlagendes......
    Ah, das tut gut.
    
    FROSCH
    (Adele und Ida, treten)
    Herr Direktor. Die beiden Damen
    wollen einen Chevalier Chargrin
    sprechen.
    
    FRANK
    Chevalier Chargrin?
    
    FROSCH
    Ich habe Ihnen gesagt, daß wir keinen
    Herrn dieses Namens nicht haben.
    
    ADELE
    Aber da is er doch!
    
    IDA
    Der Dr. Falke hat uns die Wohnung
    ganz richtig beschrieben.
    
    ADELE
    Natürlich!
    
    FRANK
    Die Olga und die Ida, das fehlt grad
    noch!
    
    FROSCH
    Was? Die Olga und die Ida? Die
    waren ja noch nie da, und jetzt san
    sie so früh da, ah, da legst di nieder....
    
    FRANK
    Geh, laß uns allein....
    
    FROSCH
    Der is scho wieder grautig,
    ekelhafter Kerl......
    
    (geht ab)
    
    ADELE
    Herr Chevalier, Sie wundern sich
    gewiß über unseren Besuch?
    
    FRANK
    Allerdings... ich hatte nicht gehofft,
    schon so früh.....
    
    ADELE
    Ja, also, ich halte es für meine
    Pflicht. Ich muß Ihnen ein
    Geständnis machen.
    
    FRANK
    Oho! Na servus!
    
    IDA
    Wie gesagt, meine Schwester ist noch
    nicht Künstlerin.
    
    ADELE
    Na, noch net amal Elevin. Bis jetzt
    war ich nur Stubenmädchen beim 
    Herrn von Eisenstein.
    
    FRANK
    Ein Stubenmädchen! Und Sie haben
    sich von mir die Hand küssen lassen?
    
    ADELE
    Den Mund doch auch!
    
    FRANK
    Pscht!
    
    ADELE
    Also, i hab die Idee, i möcht unter's
    Theater!
    
    FRANK
    Ja, haben Sie auch Talent?
    
    ADELE
    Ob i Talent habe? Na, da wer'ns
    schaun!
    
    Spiel' ich die Unschuld vom
    Lande,
    natürlich im kurzen Gewande,
    so hüpf' ich ganz neckisch umher,
    als ob ich ein Eichkatzerl wär'!
    Und kommt ein saubrer, junger Mann,,
    so blinzle ich lächelnd ihn an,
    durch die Finger zwar nur,
    als ein Kind der Natur,
    und zupf' an meinem Schürzenband.
    So fängt man Spatzen auf demLand!
    Und folgt' er mir wohin ich geh',
    sag' ich naiv. "Sö, Schlimmer, Sö!"
    Setz' mich zu ihm ins Grasa sodann
    und fang' auf d'Letzt zu singen an.
    La la la.....
    Wenn Sie das geseh'n,
    müssen Sie gesteh'n. 
    Es wär' der Schaden nicht gering,
    wenn mit dem Talent,
    ich nicht zum Theater ging!
    Spiel' ich eine Königin, 
    schreit' ich majestätisch hin,
    nicke hier und nicke
    da,
    so ganz, ach, in meiner Gloria!
    Alles macht voll Ehrfurcht mir Spalier,
    lauscht den Tönen meines
    Sangs,
    lächelnd ich das Reich und Volk,regier'
    Königin par excellence"!
    La la la....
    (allein)
    Wenn Sie das geseh'n usw.,
    Spiel' ich 'ne Dame von Paris,
    ach,
    die Gattin eines Herrn Marquis, ach,
    da kommt ein junger Graf ins Haus, ach,
    Der geht auf meine Tugend aus, ach!
    Zwei Akt' hindurch geb' ich nichtnach,
    Doch, ach, in dritten werd' ich schwach!
    Da öffnet plötzlich sich die Tür,
    o weh, mein Mann, was wird aus
    mir? Ach!
    "Verzeihung", flöt' ich, er verzeiht,
    ach!
    Zum Schlusstableau. da weinen
    d'Leut'!. Ach, ja!
    
    FRANK
    Zum Stubenmädel sind Sie allerdings
    etwas zu emanzipiert!
    
    ADELE
    Genau, ;was ich sag!
    
    FRANK
    Ich muß doch sehen, wer da ist?
    Donnerwetter! Der Marquis Renard!
    Was mach ich jetzt?
    
    FROSCH
    (Tritt)
    Soll ich öffnen, Herr Direktor?
    
    FRANK
    Ja.....nein...wart noch an Moment!
    Ich bin ganz durcheinander. Führ die
    Damen in ein anderes Zimmer.
    
    FROSCH
    Ich habe nur noch Numero 13 frei!
    
    FRANK
    So führe sie auf Numero 13.
    
    (Glocke)
    
    FROSCH
    (Zu Frank)
    Werden die eing'sperrt?
    
    FRANK
    Nein...das heißt ja! Meinetwegen!
    Sperr sie ein, mach was du willst,
    aber geh endlich!
    
    FROSCH
    Na also! Wollen Sie die Güte haben,
    meine Damen, mir zu folgen?
    Wenn's gefällig ist.
    (Adele und Ida, gehen ab)
    Des san da fesche Katzen!
    
    FRANK
    Der Marquis wird schon ungeduldig.
    Was soll ich machen? Ich muß ihn
    hereinlassen auf die Gefahr hin, daß
    die Sache mit einer ungeheuren
    Blamage für mich endet.
    
    EISENSTEIN
    (Tritt)
    Nein! Ist's möglich, teurer Chevalier,
    dich find ich hier? Was hast denn du
    getrieben, daß du hier eingesperrt 
    wurdest?
    
    FRANK
    Ich bin ja gar nicht eingesperrt!
    
    EISENSTEIN
    Zum Teufel. was machst du dann
    aber hier?
    
    FRANK
    Hör zu, ich muß dir endlich die
    Wahrheit sagen: ich bin nicht der
    Chevalier Chargrin, sondern heiße
    Frank und bin Direktor dieses
    Gefängnisses!
    
    EISENSTEIN
    Haha, das ist aber ein guter Spaß!
    Ein herrlicher Spaß. haha!
    
    FRANK
    Kein Spaß. sondern bitterer Ernst,
    Marquis!
    
    EISENSTEIN
    Desto komischer, meinLieber, denn
    ich bin auch kein Marquis.
    
    FRANK
    Aber geh!
    
    EISENSTEIN
    Ich bin ebensowenig Marquis Renard
    wie du Chevalier Chargrin bist!
    
    FRANK
    Was sagst du?
    
    EISENSTEIN
    Ich heiße Eisenstein und komme,
    meine achttägige Arreststrafe
    anzutreten 
    Sei also so gut, Bruder
    Gefängnisdirektor, mir mein
    Chambre séparée anzuweisen.
    
    FRANK
    Ha ha, der Witz ist nicht schlecht
    ausgedacht, aber ich habe Eisenstein
    gestern abend schon persönlich
    arretiert! 
    
    EISENSTEIN
    Aber nein! Du hast ihn arretiert?
    Wo denn und wann?
    
    FRANK
    Am Abend um zehn in seiner
    Wohnung.
    
    EISENSTEIN
    War er denn zu Hause?
    
    FRANK
    Natürlich, er saß ganz gemütlich ime
    Schlafrock mit seiner Frau beim
    Souper.
    
    EISENSTEIN
    Im Schlafrock? Mit mei...... mit
    seiner Frau?
    
    FRANK
    Sie nahmen so zärtlich Abschied, daß
    ich ganz gerührt wurde.
    
    EISENSTEIN
    Zärtlichen Abschied? Im Schlafrock!n
    nein, nein, das ist unmöglich! Und !
    ...wo ist er denn, dieser Herr von
    Eisenstein jetzt?
    
    FRANK
    Er sitzt auf Numero 12!
    
    FROSCH
    (Tritt)
    Herr Direktor! Herr Direktor! Eine
    Dame erwartet Sie. Sie hat die
    Marquise heruntergelassen, sie ist
    total verschleiert, aber aus ihrem
    Gehaben schließe ich, die muß sehr
    fesch sein. I hab sie ins Sprechzimmer
    geführt. War das recht?
    
    FRANK
    Eine verschleierte Dame?
    
    FROSCH
    Aber total, Herr Direktor!Man
    sieht überhaupt nix von ihr!
    
    FRANK
    (Zu Eisenstein)
    Du entschuldigst einen Augenblick
    
    (geht ab)
    
    FROSCH
    Also, wann ich die auch wieder
    einsperren soll, i was wirklich nimmer
    wohin.
    Also da läut's scho wieder!
    Keinen Augenblick hat man Ruhe,
    aber fidel ist's bei uns, des muß,
    i wirklich sagen, des is ein fideles
    Gefängnis!
    
    (geht ab)
    
    EISENSTEIN
    Ein anderer wurde also in meiner
    Wohnung arretiert und hier
    eingesperrt! Dieses zweite Ich hat also
    mit meiner Frau soupiert, während
    ich... Diese Entdeckung hat mich auf
    einmal ganz nüchtern gemacht! Ich
    brauche keinen Tee mehr aber einen
    Erlaubnisschein brauche ich, wenn
    ich mich besuchen und mit mir selbst
    reden will! Es ist zum Tollwerden!
    
    FROSCH
    (Tritt)
    So... ha... warten's nur hier,
    Herr Doktor. I hol gleich den
    Herrn von Eisenstein.
    
    (geht ab)
    
    BLIND
    Was sagt der Mensch? Er holt Sie?
    Sie sind ja schon da!
    
    EISENSTEIN
    Ich bin nicht nur da, ich bin auch
    dort! Das geht Sie überhaupt
    gar nichts an! Was wollen Sie hier,
    sie Aktenwurm?
    
    BLIND
    Was ich hier will? Sie haben mich
    doch rufen lassen.
    
    EISENSTEIN
    Ich hätte Sie rufen lassen?
    
    BLIND
    Aber der Amtsdiener sagte doch
    ausdrücklich, daß mich Herr von
    Eisenstein zu sich bescheiden lasse!
    
    EISENSTEIN
    Aber wenn der Herr von Eisenstein
    ein Dummkopf ist......
    
    BLIND
    Wohl möglich, aber......
    
    EISENSTEIN
    Das heißt doch. micht ich, sondern
    der andere ist der Dummkopf. Halt,
    eine Idee! Sie müssen mir Ihre
    Stelle abtreten!.
    
    BLIND
    Ich?
    
    EISENSTEIN
    Ihren Rock brauche ich, Ihre Perücke,
    Brille und Akten! Vorwärts, Sie
    lächerlicher Aufklauber von
    Milderungsgründen sonst erdrossle
    ich Sie!
    
    (Blind und Eisenstein gehen ab)
    
    FROSCH
    (Frosch und Alfred, treten)
    Herr Notar, hier ist der Herr von
    Numero 12, der Sie zu sprechen
    wünscht!
    
    ALFRED
    Niemand hier?
    
    FROSCH
    Was? is niemand da? Dann wird er
    halt im Vorzimmer sein Das is doch
    merkwürdig: i hätte darauf schwören
    können, ich hab' ihn schon amal
    hereing'führt. Er kann doch net so
    blind sein dass man ihn gar net
    siecht! Verdammter Schligowitz
    
    (geht ab)
    
    ALFRED
    Sono perduto e abbandonato!
    
    ROSALINDE
    (Tritt)
    Alfred, Sie müssen so bald wie
    möglich fort von hier! Mein Gatte
    kann jeden Augenblick hier
    erscheinen; er darf Sie hier nicht
    finden, am wenigsten in diesem
    Aufzug!
    
    ALFRED
    Vielleicht rettet uns der Notar.
    
    ROSALINDE
    Hier ist er schon!
    
    (Eisenstein Tritt)
    
    EISENSTEIN
    Diese Treulose! Jetzt Fassung und
    Ruhe; ich muß erfahren, wie sie
    miteinander stehen!
    
    ROSALINDE
    Ich stehe voll Zagen,...
    
    ALFRED
    Um Rat ihn zu fragen....
    
    EISENSTEIN
    Pack' ich ihn beim Kragen,...
    
    ROSALINDE
    ...was wird er mich fragen?
    
    ALFRED
    ...muß alles ihm sagen.
    
    EISENSTEIN
    ...so würd' er nichts sagen!
    
    ROSALINDE
    Darf ich es wohl wagen,....
    
    ALFRED
    Warum denn verzagen?
    
    EISENSTEIN
    Möcht' nieder ihn sch1agen.
    
    ROSALINDE
    ...ihm alles zu sagen?
    
    ALFRED
    Wir werden ihm klagen...
    
    EISENSTEIN
    Doch darf ich's nicht wagen;...
    
    ROSALINDE
    ...Die Situation erheischt Diskretion! usw.
    
    ALFRED
    ...die Situation, er hilft uns dann schon!
    
    EISENSTEIN
    ...darf nicht einmal droh'n diesem
    frechen Patron!.....
    (Zu Rosalinde)
    ...Jetzt bitte ich, die ganze Sache
    Mir haarklein zu erzählen,
    Nicht das Geringste zu verhehlen,
    Indes ich mir Notizen mache!
    
    ROSALINDE
    Der Fall ist eigentümlich,
    wie Sie gleich werden sehen.
    
    ALFRED
    So gar verwickelt ziemlich,
    das muß man eingesteh'n!
    
    EISENSTEIN
    Nun denn, so geben Sie zu Protokoll,
    worin ich Sie verteid'gen soll!
    
    ALFRED
    Ein seltsam Abenteuer
    ist gestern mir passiert;
    man hat mich aus Versehen
    hier in Arrest geführt,
    weil ich mit dieser Dame
    Ein wenig spät soupiert.
    
    EISENSTEIN
    Ein Glück, daß es so kam;
    Sie handelten infam!
    
    ALFRED
    Was kommt denn Ihnen in den Sinn?
    Sie soll'n mich ja verteid'gen!
    
    EISENSTEIN
    Verzeih'n Sie, wenn ich heftig bin,
    der Gegenstand reißt so mich hin;
    ich wollt' Sie nicht beleid'gen,
    Nein, ich wir Sie ja verteid'gen.
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Mein Herr Notar,
    das war fürwahr
    sehr sonderbar,......
    
    EISENSTEIN
    Was ich erfahr', verwirrt.....
    ..fürwahr mich ganz und gar!
    
    ROSALINDE, ALFRED
    ...sehr sonderbar!
    
    ......Nur ruhig Blut,
    denn solche Wut
    macht sich fürwahr nicht gut,
    Macht sich nicht gut, gar nicht
    gut!
    
    EISENSTEIN
    D'rum ruhig Blut,
    Ich muß die Wut
    verbergen jetzt noch gut!
    Ja, meine Wut berg sich gut!
    
    ROSALINDE
    Das Ganze war ein Zufall,
    nichts übles ist passiert,
    doch würd' bekannt es werden,
    wär' ich kompromittiert,
    Da sicher mich mein Gatte
    für schuldig halten wird!
    
    EISENSTEIN
    Da hätt' er auch ganz recht,
    Sie handelten sehr schlecht!
    
    ROSALINDE
    Was kommt denn Ihnen in den Sinn?
    Sie soll'n mich ja verteid'gen!
    
    EISENSTEIN
    Verzeih'n Sie, wenn ich heftig bin , usw.
    
    ROSALINDE
    Mein Herr Notar usw.
    
    EISENSTEIN
    Was ich erfahr', verwirrt...
    ....fürwahr mich ganz und gar! usw.
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Sehr sonderbar! usw.
    
    EISENSTEIN
    Ich bitt', mir alles zu gesteh'n
    und nichts zu überseh'n.
    Ist kein Detail mehr überseh'n?
    Ist weiter nichts gescheh'n?
    
    ALFRED
    Was sollen diese Fragen hier?
    
    ROSALINDE
    Mein Herr!
    
    EISENSTEIN
    Ich bitte zu gesteh'n
    Ist weiter nichts gescheh'n?
    
    ROSALINDE
    Mein Herr, was denken Sie von mir?
    Was sollen diese Fragen hier?
    
    EISENSTEIN
    Ich frag' Sie auf's Gewissen,
    Ist weiter nichts gescheh'n?
    Alles muß ich wissen.
    
    ROSALINDE
    Mein Herr!
    
    ALFRED
    Mein Herr!
    
    ROSALINDE
    Mein Herr......
    Es scheint fast, als empfinden Sie
    für meinen Gatten Sympathie,
    d'rum muß ich Ihnen sagen:
    ein Ungeheuer ist mein Mann.
    Und niemals ich vergeben kann
    sein treulos schändliches Betragen;
    Er hat die ganze vor'ge Nacht
    mit jungen Damen zugebracht,
    lebt' herrlich und in Freuden!
    Doch schenk' ich's nicht
    dem Bösewitch,
    und kommt er wieder mir nach Haus,
    kratz' ich ihm erst die Augen aus,
    und dann, und dann
    laß ich mich scheiden!
    Kratz' ich ihm die Augen aus usw.....
    ...Ich kratz' ihm erst die Augen aus
    usw.
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    Sie kratzt ihm erst die Augen aus,
    und dann läßt sie sich scheiden! usw.
    
    ALFRED
    Da Sie alles wissen nun,
    sagen Sie, was soll man tun?
    Geben Sie uns Mittel an.
    wie man diesem Ehemann
    eine Nase drehen kann?
    
    EISENSTEIN
    Das ist zuviel!
    
    ALFRED
    Was soll das sein?
    
    EISENSTEIN
    Welch schändlich Spiel!
    
    ROSALINDE
    Was soll das sein?
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Mein Herr, wozu dies Schrei'n?
    
    EISENSTEIN
    Erzittert, Ihr Verräter,
    die Strafe bricht herein.
    Hier stehe ich als Rächer;
    Ich selbst bin Eisenstein!
    
    ROSALINDE, ALFRED
    Er selbst ist Eisenstein?
    Er selbst ist Eisenstein!
    
    EISENSTEIN
    Ja, ja, ich bin's, den Ihr
    betrogen!
    Ja, ich bin's, den Ihr belogen!
    Aber rächen will ich mich jetzt
    fürchterlich!....
    ....Ja, ich bin's usw.
    
    ROSALINDE
    Hat er selbst mich doch betrogen,
    treulos hat er mich belogen,
    und nun tobt er: rächen will er sich!
    
    ALFRED
    Erst hat sie der Mann betrogen,
    dann hat ihn die Frau belogen,
    Folglich hebt ja die Geschichte sich!
    
    ROSALINDE
    Kein Verzeih'n,.....
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    Der Eisenstein,......
    
    ROSALINDE
    ....Kein Bereu'n!
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    ....der Eisenstein......
    
    ROSALINDE
    Ich allein...
    ...will Rache schrei'n!
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    .....will Rache schrei'n!
    
    ALLE
    Rache! 
    
    ROSALINDE
    Kein Verzeih'n,...
    ....Herr Eisenstein,.....
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    ....der Eisenstein,...
    
    ROSALINDE
    .....kein Bereu'n,....
    ...Herr Eisenstein, Rache schreieich!
    
    ALFRED, EISENSTEIN
    ...der Eisenstein will Rache
    fürchterlich!
    
    ALLE
    Rache will ich, Rache will ich!
    
    ROSALINDE
    Also du willst mir Vorwürfe machen,
    du willst von Treulosigkeit sprechen.
    Nachdem ich doch ganz genau weiß
    wieviel es bei dir geschlagen hat!
    
    EISENSTEIN
    Meine Uhr! Was, sie war meine
    Ungarin? O ich Esel!
    
    ALFRED
    Sie sind Eisenstein?
    
    EISENSTEIN
    Jawohl ich bin Eisenstein, der Besitze
    dieses Weibes und dieses Schlafrocks!
    
    ALFRED
    Beides mit Dank zurück.
    
    EISENSTEIN
    Sie werden mir Satisfaktion geben
    und zwar sofort!
    
    FALKE
    (Tritt)
    Ah, wie ich sehe, hat's hier schon
    eine Erkennungsszene gegeben!
    
    FROSCH
    (Adele, Ida und Frosch treten)
    Herr Direktor, die beiden Damen
    von Numero 13 san ausgebrochen!
    
    (Orlofsky und Eingeladenen treten hinein)
    
    FRANK
    Um Gotteswillen, da kommt die ganze
    Gesellschaft. Ja, was wollt Ihr denn
    hier?
    
    ALLE
    O Fledermaus, o Fledermaus,
    laß endlich jetzt dein Opfer aus!
    Der arme Mann
    ist gar zu übel dran!
    
    EISENSTEIN
    Woll'n Sie mir erklären nicht,
    was soll bedeuten die Geschicht'?
    Noch werd' ich nicht klug daraus?
    
    FALKE
    So rächt sich die Fledermaus!
    
    ALLE
    So rächt sich die Fledermaus!
    Doch....o Fledermaus, o
    Fledermaus usw.
    
    EISENSTEIN
    So erkläre mir doch, ich bitt'!
    
    FALKE
    Alles. was dir Sorge macht,
    war ein Scherz von mir erdacht.
    
    ALLE
    Und wir alle spielten mit!
    
    EISENSTEIN
    Wie der Prinz?
    
    ORLOFSKY
    Ich spielte mit!
    
    EISENSTEIN
    Und Adele?
    
    ADELE
    Ich spielte mit!
    
    EISENSTEIN
    (Zu Alfred)
    Ihr Souper?
    
    ALFRED
    War nichts als Mythe!
    
    EISENSTEIN
    (Zu Rosalinde)
    Doch mein Schlafrock?
    
    ROSALINDE
    Requisite!
    
    EISENSTEIN
    Wonne, Seligkeit, Entzücken!
    O wie macht dies Wort mich froh!
    Gattin, lass ans Herz dich
    drücken!
    (Zu Orlofsky)
    War auch nicht grad' alles so,
    wir wollen ihm den Glauben,
    der ihn begluckt, nicht rauben.
    
    ADELE
    Nun, und was geschieht mit mir?
    
    FRANK
    Bleiben in Arrest Sie hier,
    will ich Sie als Freund und Vater
    bilden lassen fürs Theater.
    
    ORLOFSKY
    Nein. ich lass' als Kunstmäzen
    solch' Talent mir nicht entgehen;
    's ist bei mir so Sitte:
    Chacun à son goût!.....
    .....'s ist mal bei mir so Sitte!
    
    ALLE
    's ist mal bei ihm so Sitte!
    Chacun à son goût!
    
    EISENSTEIN
    Rosalinde, vergib deinem treuen
    Gabriel. Du siehst, nur da
    Champagner war an allem Schuld.
    
    ROSALINDE
    Champagner hat's verschuldet,
    La la la...
    Was wir heut' erduldet,
    La la la...
    Doch gab er mir auch Wahrheit
    Und zeigt in voller Klarheit
    mir meines Gatten Treue
    und führte ihn zur Reue!
    Stimmt ein, stimmt ein,
    und huldigt im Vereine
    dem König aller Weine!
    
    ALLE
    Stimmt ein! Stimmt ein! Stimmt ein!
    
    ROSALINDE
    Die Majestät ist anerkannt, usw.
    
    ALLE
    Die Majestät wird anerkannt usw.
    
    
    
    ENDE  DER  OPER
    

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