Last updated: Feb. 13, 1997
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Der Fliegende Holländer

Libretto: Zweiter Aufzug


Ein geräumiges Zimmer im Hause Dalands. An den Seitenwänden Abbildungen von See Gegenständen, Karten usw. An der Wand im Hintergrunde das Bild eines bleichen Mannes mit dunklem Barte und in schwarzer Kleidung. Mary und die Mädchen sitzen um den Kamin herum und spinnen; Senta, in einem Großvaterstuhl zurückgelehnt und mit untergeschlagenen Armen, ist im träumerischen Anschauen des Bildes im Hintergrunde versunken.

MÄDCHEN:
Summ' und brumm', du gutes Rädchen,
munter, munter, dreh' dich um!
Spinne, spinne tausend Fädchen,
gutes Rädchen, summ' und brumm'!
Mein Schatz ist auf dem Meere draus',
er denkt nach Haus
ans fromme Kind;
mein gutes Rädchen, braus' und saus'!
Ach! gäbst du Wind,
er käm' geschwind.
Spinnt! Spinnt! Spinnt!
Fleißig, Mädchen!
Brumm'! Summ'!
Gutes Rädchen!
Tra la ra la la . . . usw.

MARY:
Ei! Fleißig, fleißig! Wie sie spinnen!
Will jede sich den Schatz gewinnen.

MÄDCHEN:
Frau Mary, still! Denn wohl Ihr wißt,
das Lied noch nicht zu Ende ist.

MARY:
So singt! Dem Rädchen läßt's nicht Ruh'.
Du aber, Senta, schweigst dazu?

MÄDCHEN:
Summ' und brumm', du gutes Rädchen,
munter, munter dreh' dich um!
Spinne, spinne tausend Fädchen,
gutes Rädchen, summ' und brumm'!
Mein Schatz da draußen auf dem Meer,
im Südener
viel Gold gewinnt;
ach, gutes Rädchen, saus' noch mehr!
Er gibt's dem Kind,
wenn's fleißig spinnt.
Spinnt! Spinnt!
Fleißig, Mädchen!
Brumm'! Summ'!
Gutes Rädchen!
Tra la ra la . . . usw.

MARY: [ zu Senta ]
Du böses Kind, wenn du nicht spinnst,
vom Schatz du kein Geschenk gewinnst.

MÄDCHEN:
Sie hat's nicht not, daß sie sich eilt;
ihr Schatz nicht auf dem Meere weilt.
Bringt er nicht Gold, bringt er doch Wild -
man weiß ja, was ein Jäger gilt!
[ Senta singt leise eine Melodie aus der folgenden Ballade. ]

MARY:
Du seht ihr! Immer vor dem Bild!
[ zu Senta ]
Willst du dein ganzes junges Leben
verträumen vor dem Konterfei?

SENTA:
Was hast du Kunde mir gegeben,
was mir erzählet, wer er sei?
Der arme Mann!

MARY:
Gott sei mit dir!

MÄDCHEN:
Ei, ei! Ei, ei! Was hören wir!
Sie seufzet um den bleichen Mann!

MARY:
Den Kopf verliert sie noch darum!

MÄDCHEN:
Da sieht man, was ein Bild doch kann!

MARY:
Nichts hilft es, wenn ich täglich brumm'!
Komm! Senta! Wend' dich doch herum!

MÄDCHEN:
Sie hört Euch nicht - sie ist verliebt!
Ei, ei! Wenn's nur nicht Händel gibt!
Denn Erik hat gar heißes Blut -
daß er nur keinen Schaden tut!
Sagt nichts - er schießt sonst wutentbrannt,
den Nebenbuhler von der Wand!
Ha ha ha ha . . . usw.

SENTA:
O schweigt mit eurem tollen Lachen!
Wollt ihr mich ernstlich böse machen?

MÄDCHEN:
Summ' und brumm', Du gutes Rädchen,
munter, munter dreh' dich um!
Spinne, spinne tausend Fädchen!
Gutes Rädchen, summ' und brumm'!

SENTA:
O macht dem dummen Lied ein Ende,
es brummt und summt nur vor dem Ohr!
Wollt ihr, daß ich mich zu euch wende,
so sucht was besseres hervor!

MÄDCHEN:
Gut, singe du!

SENTA:
Hört, was ich rate;
Frau Mary singt uns die Ballade.

MARY:
Bewahre Gott! Das fehlte mir!
Den fliegenden Holläender laßt in Ruh'!

SENTA:
Wie oft doch hört' ich sie von dir.

MARY
Bewahre Gott! Das fehlte mir!

SENTA
Ich sing' sie selbst; hört, Mädchen, zu!
Laßt mich's euch recht zum Herzen führen,
des Ärmsten Los, es muß euch rühren.

MÄDCHEN:
Uns ist es recht.

SENTA:
Merkt auf die Wort'.

MÄDCHEN:
Dem Spinnrad Ruh'!

MARY: [ ärgerlich ]
Ich spinne fort.

SENTA:
I.
Johohohe! Johohohe! Johohohe! Johohe!
Traft ihr das Schiff im Meere an,
blutrot die Segel, schwarz der Mast?
Auf hohem Bord der bleiche Mann,
des Schiffes Herr, wacht ohne Rast.
Hui! - Wie saust der Wind! - Johohoe!
Hui! - Wie pleift's im Tau! - Johohe!
Hui! - Wie ein Pfeil fliegt er hin,
ohne Ziel, ohne Rast, ohne Ruh'!
Doch kann dem bleichen Manne
Erlösung einstens noch werden,
fänd' er ein Weib, das bis in den Tod
getreu ihm auf Erden!.
Ach! wann wirst du, bleicher Seemann, sie finden?
Betet zum Himmel, daß bald ein Weib
Treue ihm halt'!


II.
Bei bösem Wind und Sturmes wut
umsegeln wollt' er einst ein Kap;
er flucht' und schwur mit tollem Mut:
In Ewigkeit laß' ich nicht ab!
Hui! - Und Satan hört's! - Johohe!
Hui! - nahm ihm bei'm Wort! - Johohe!
Hui! - und verdammt zieht er nun
durch das Meer ohne Rast, ohne Ruh'!
Doch, daß der arme Mann'
noch Erlösung fände auf Erden,
zeigt' Gottes Engel an,
wie sein Heil ihm einst könnte werden.
Ach, könntest du, bleicher Seemann,
es finden!
Betet zum Himmel, daß bald ein Weib
Treue ihm halt'!
[ Die Mädchen sind tief ergriffen und singen den Schlußreim leise mit. ]


III.
Vor Anker alle sieben Jahr',
ein Weib zu frei'n, geht er ans Land:
er freite alle sieben Jahr',
noch nie ein treues Weib er fand.
Hui! - Die Segel auf! Johohe!
Hui! - Den Anker los! Johohe!
Hui! - Falsche Lieb', falsche Treu',
Auf, in See, ohne Rast, ohne Ruh!

MÄDCHEN:
Ach, wo weilt sie,
die dir Gottes Engel einst könnte zeigen?
Wo triffst du sie,
die bis in den Tod dein bleibe treu eigen?

SENTA:
Ich sei's, die dich durch ihre Treu' erlöse!
Mög' Gottes Engel mich dir zeigen!
Durch mich sollst du das Heil erreichen!

MARY und MÄDCHEN:
Hilf, Himmel! Senta! Senta!

ERIK: [ ist eingetregen und hat Sentas Ausruf vernommen. ]
Senta! Willst du mich verderben?

MÄDCHEN:
Helft, Erik, uns! Sie ist von Sinnen!

MARY:
Ich fühl das Blut in mir gerinnen!
Abscheulich' Bild, du sollst hinaus,
kommt nur der Vater erst nach Haus!

ERIK:
Der Vater kommt.

SENTA:
Der Vater kommt?

ERIK:
Vom Felsen seh sein Schiff ich nah'n.

MÄDCHEN:
Sie sind daheim!

MARY:
Nun seht, zu was eu'r Treiben frommt!
Im Hause ist noch nichts getan.

MÄDCHEN:
Sie sind daheim! Auf, eilt hinaus!

MARY:
Halt, halt! Ihr bleibet fein im Haus!
Das Schiffsvolk kommt mit leerem Magen.
In Küch' und Keller Säumet nicht!
Laßt euch nur von der Neugier plagen -
vor allem geht an eure Pflicht!

MÄDCHEN:
Ach! Wie viel hab' ich ihn zu fragen!
Ich halte mich vor Neugier nicht.
Schon gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.

[ Mary treibt de Mädchen hinaus und folgt ihnen. Senta will ebenfalls gehen; Erik hält sie zurürck. ]

ERIK:
Bleib', Senta! Bleib' nur einen Augenblick!
Aus meinen Qualen reiße mich!
Doch willst du, ach! so verdirb mich ganz!

SENTA:
Was ist . . . ? Was soll . . . ?

ERIK:
O Senta, sprich, was aus mir werden soll?
Dein Vater kommt: - eh' wieder er verreist,
wird er vollbringen, was schon oft er wollte . . .

SENTA:
Und was meinst du?

ERIK:
Dir einen Gatten geben!
Mein Herz, voll Treue bis zum Sterben,
mein dürftig Gut, mein Jägerglueck;
darf so um deine Hand ich werben?
Stößt mich dein Vater nicht zurück?
Wenn dann mein Herz im Jammer bricht,
sag, Senta, wer dann für mich spricht?

SENTA:
Ach, schweige, Erik, jetzt! Laß mich hinaus,
den Vater zu begrü&slzig;en!
Wenn nicht, wie sonst, an Bord die Tochter kommt,
wird er nicht zürnen müssen.

ERIK:
Du willst mich fliehn?

SENTA:
Ich muß zum Port.

ERIK:
Du weichst mir aus?

SENTA:
Ach, laß mich fort!

ERIK:
Fliehst du zurück vor dieser Wunde,
die du mir schlugst, dem Liebeswahn?
O, höre mich zu dieser Stunde,
hör' meine letzte Frage an:
wenn dieses Herz im Jammer bricht,
wird's Senta sein, die für mich spricht?

SENTA:
Wie? Zweifelst du an meinem Herzen?
Du zweifelst, ob ich gut dir bin?
O sag', was weckt dir solche Schmerzen?
Was trübt mit Argwohn deinen Sinn?

ERIK:
Dein Vater, ach! - nach Schätzen geizt er nur . . .
Und Senta, du - wie dürft' auf dich zu zählen?
Erfülltest du nur eine meiner Bitten?
Kränkst du mein Herz nicht jeden Tag?

SENTA:
Dein herz?

ERIK:
Was soll ich denken? Jenes Bild . . .

SENTA:
Das Bild?

ERIK:
Laßt du von deiner Schwärmerei wohl ab?

SENTA:
Kann meinem Blick Teilnahme ich verwehren?

ERIK:
Und die Ballade- heut' noch sangst du sie!

SENTA:
Ich bin ein Kind und weiß nicht, was ich singe.
O sag', wie? Fürchtest du ein Lied, ein Bild?

ERIK:
Du bist so bleich . . .
sag', sollte ich's nicht fürchten?

SENTA:
Soll mich des Ärmsten
Schreckenslos nicht rühren?

ERIK:
Mein Leiden, Senta, rührt es dich nicht mehr?

SENTA:
O, prahle nicht! Was kann dein Leiden sein?
Kennst jenes Unglücksel'gen Schicksal du?
Fühlst du den Schmerz, den tiefen Gram,
mit dem herab auf mich er sieht?
Ach, was die Ruhe für ewig ihm nahm,
wie schneidend Weh' durch's Herz mir zieht!

ERIK:
Weh' mir!
Es mahnt mich mein unsel'ger Traum!
Gott schütze dich! Satan hat dich umgarnt!

SENTA:
Was schreckt dich so?

ERIK:
Senta! Laß dir vertrau'n:
ein Traum ist's! Hör' ihn zur Warnung an!
Auf hohem Felsen lag' ich träumend,
sah unter mir des Meeres Flut;
die Brandung hört' ich, wie sich schäumend
am Ufer brach der Wogen Wut.
Ein fremdes Schiff am nahen Strande
erblickt' ich, seltsam, wunderbar;
zwei Männer nahten sich dem Lande,
der ein', ich sah's, dein Vater war.

SENTA:
Der andre?

ERIK:
Wohl erkannt' ich ihn:
mit schwarzen Wams, bleicher Mien' . . .

SENTA:
Der düstre Blick . . .

ERIK: [ auf das Bild deutend ]
Der Seemann, er.

SENTA:
Und ich?

ERIK:
Du kamst vom Hause her,
du flogst, den Vater zu begrüßsen;
doch kaum noch sah ich an dich langen,
du stürztest zu des Fremden Fueßen -
ich sah dich seine Knie umfangen . . .

SENTA:
Er hub mich auf . . .

ERIK:
. . . an seine Brust;
voll Inbrunst hingst du dich an ihn -
du küßtest ihn mit heißer Lust . . .

SENTA:
Und dann?

ERIK:
Sah ich auf's Meer euch fliehn.

SENTA:
Er sucht mich auf! Ich muß ihn sehn!

ERIK:
Entsetzlich! Ha, mir wird es klar!

SENTA:
Mit ihm muß ich zugrunde gehn.

ERIK:
Sie ist dahin! Mein Traum sprach wahr!
[ Er stürzt voll Enstetzen ab. ]

SENTA:
Ach, möchtest du,
bleicher Seemann, sie finden!
Betet zum Himmel, daß bald ein Weib
Treue ihm . . . Ha!


[ Die Tü get auf. Daland und der Holländer treten ein. Sentas Blick streift vom Bilde auf den Holländer, sie stößt einen Schrei der Überraschung aus und bleibt wie festgebannt stehen, ohne ihr Auge vom Holländer abzuwenden. ]

DALAND:
Mein Kind, du siehst mich auf der Schwelle . . .
Wie? Kein Umarmen, Keinen Kuß?
Du bleibst gebannt an deiner Stelle -
verdien' ich, Senta, solchen Gruß?

SENTA:
Gott dir zum Gruß!
Mein Vater, sprich!
Wer ist der Fremde?

DALAND: [ lächelnd ]
Drängst du mich?
Mögst du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heißen?
Seemann ist er, gleich mir,
das Gastrecht spricht er an.
Lang' ohne Heimat,
stets auf fernen, weiten Reisen,
in fremden Landen er
der Schätze viel gewann.
Aus seinem Vaterland verwiesen,
für einen Herd er reichlich lohnt:
sprich, Senta, würd' es dich verdrießen,
wenn dieser Fremde bei uns wohnt?

[ Senta nickt beifällig mit dem Kopf. Daland wendet sich zum Holländer. ]

Sagt, hab' ich sie zuviel gepreisen?
Ihr seht sie selbst - ist sie Euch recht?
Soll ich von Lob noch überfließen?
Gesteht, sie zieret ihr Geschlect?

[ zu Senta ]
Mögst du, mein Kind,
dem Manne freundlich dich erweisen!
Von deinem Herzen auch
spricht holde Gab' er an;
Reich' ihm die Hand, denn Bräutigam
sollst du ihn heißen:
stimmst du der Vater bei,
ist morgen er dein Mann.
Sieh dieses Band, sieh diese Spangen!
Was er besitzt, macht dies gering.
Muß, teures Kind, dich's nicht verlangen?

Dein ist es, wechselst du den Ring.

[ Senta, ohne ihn zu beachten, wendet ihren Blick nicht vom Holländer ab, sowie auch dieser ohne auf Daland zu hören, nur in den Anblick des Mädchens versunken ist. Daland wird es gewahr; er betrachtet beide. ]

Doch keines spricht . . .
Sollt' ich hier lästig sein?
So ist's! Am besten laß' ich sie allein.
[ zu Senta ]
Mögst du den edlen Mann gewinnen!
Glaub' mir, soch' Glück wird immer neu.
[ zum Holländer ]
Bleibt hier allein!
Ich geh' von hinnen.
Glaubt mir, wie schön, so ist sie treu!
[ Er geht langsam ab, indem er die beiden wohlgefällig und verwundert betrachtet. ] HOLLÄNDER:
Wie aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten
spricht dieses Mädchens Bild zu mir:
wie ich's geträumt seit bangen Ewigkeiten,
vor meinen Augen seh' ich's hier.
Wohl hub auch ich voll Sehnsucht meine Blicke
aus tiefer Nacht empor zu einem Weib:
ein schlagend' Herz ließ, ach! mir Satans Tücke,
daß eingedenk ich meiner Qualen bleib'.


Die düstre Glut, die hier ich fühle brennen,
sollt' ich Unseliger sie Liebe nennen?
Ach nein! Die Sehnsucht ist es nach dem Heil:
würd es durch solchen Engel mir zuteil!

SENTA:
Versank ich jetzt in wunderbares Träumen?
Was ich erblicke, ist's ein Wahn?
Weilt' ich bisher in trügerischen Räumen,
brach des Erwachens Tag heut' an?
Er steht vor mir, mit leidenvollen Zügen,
es spricht sein unerhörter Gram zu mir:
kann tiefen Mitleids Stimme mich belügen?
Wie ich ihn oft gesehn, so steht er hier.
Die Schmerzen, die in meinem Busen brennen,
ach', dies Verlangen, wie soll ich es nennen?
Wonach mit Sehnsucht es dich treibt - das Heil,
würd' es, du Ärmster, dir duch mich zuteil!

HOLLÄNDER:
Wirst du des Vaters Wahl nicht schelten?
Was er versprach, wie - dürft' es gelten?


Du könntest dich für ewig mir ergeben,
und deine Hand dem Fremdling reichtest du?
Soll finden ich, nach qualenvollen Leben,
in deiner Treu' die langersehnte Ruh'?

SENTA:
Wer du auch seist und welches das Verderben,
dem grausam dich dein schicksal konnte weih'n -
was auch das Los, das ich mir sollt' erwerben,
gehorsam stests werd' ich dem Vater sein!

HOLLÄNDER:
So unbedingt, wie? Könnte dich durchdringen
für meine Leiden tiefstes Mitgefühl?

SENTA: [ für sich ]
Oh, welche Leiden!
Könnt' ich Trost dir bringen!

HOLLÄNDER: [ da er es vernommen ]
Welch' holder Klang im nächtigen Gewühl!
Du bist ein Engel! Eines Engels Liebe
Verworf'ne selbst zu trösten weiß!
Ach, wenn Erlösung mir zu hoffen bliebe,
Allewiger, durch diese sei's!

SENTA:
Ach, wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe,
Allewiger, durch mich nur sei's!

HOLLÄNDER:
Ach! Könntest das Geschick du ahnen,
dem dann mit mir du angehörst,
dich würd' es an das Opfer mahnen,
das du mir bringst, wenn Treu' du schwörst.
Es flöhe schaudernd deine Jugend
dem Lose, dem du sie willst weih'n,
nennst du des Weibes schönste Tugend,
nennst ew'ge Treue du nicht dein!

SENTA:
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge Pflichten.
sei drum gestrost, unsel'ger Mann!
Laß über die das Schicksal richten,
die seinem Spruche trotzen kann!
In meines Herzens höchster Reine
kenn' ich der Treue Hochgebot.
Wem ich sie weih', schenk' ich die eine;
die Treue bis zum Tod.

HOLLÄNDER:
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
dem Schwur, dem hohen Wort entfließt.
Hört es: mein Heil, hab' ich gefunden.
Mächte, ihr Mächte, die ihr zurück mich stießt.
Du Stern des Unheils sollst erblassen.
Licht meiner Hoffnung, leuchte neu!
Ihr Engel, die mich einst verlassen,
stärkt jetzt dies Herz in seiner Treu'.

SENTA:
Von mächt'gem Zauber überwunden
reißt mich's zu seiner Rettung fort.
hier habe Heimat er gefunden,
hier ruh' sein schiff in sich'rem Port!
Was ist's, das mächtig in mir lebet?
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
laß es die Kraft der Treue sein!

DALAND: [ wieder eintretend ]
Verzeiht! Mein Volk hält draußen sich nicht mehr;
nach jeder Rückkunft, wisset, gibt's ein Fest.
Verschönern möcht ich's, komme deshalb her,
ob mit Verlobung sich's vereinen läßt?
[ zum Holländer ]
Ich denk', ihr habt nach Herzenswunsch gefreit?
Senta, mein Kind, sag, bist auch du bereit?

SENTA:
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!

HOLLÄNDER:
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!

DALAND:
Euch soll dies Bündnis nicht gereu'n!
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!

Ende des 2ten Augzugs.


Compiled by: Andrea Kirkby and Stephen L. Parker
18 May 1996