The première was probably in Anton Mesmer's residence, Vienna, September 1768
Bastienne, eine Schäferin | soprano |
Bastien, ihr Geliebter | tenor |
Colas, ein vermeintlicher Zauberer | bass |
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(Die Bühne stellt ein Dorf dar, mit der Aussicht aufs Feld.) | |
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(Der Vorhang geht auf.) | |
Mein liebster Freund hat mich verlassen, Mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin. Ich weiß vor Leid mich nicht zu fassen; Der Kummer schwächt mir Aug und Sinn. Vor Gram und Schmerz erstarrt das Herz, Und diese Not bringt mir den Tod. Du fliehest von mir Bastien? Du verlast deine Geliebte? O! das is keine art. Deine Treue gehöret mir. Ich habe dein Wort; und du vergisst dein Versprechen? Mein Bastien verlässt mich? Ich rufe ihn ohne Unterlass aber vergebens. So oft ich an in denke muss ich weinen; und ich denke n nichts als an him. Der Treulose! um eines hübschen Gesichtes willen kehrt er mir den Rücken? O Schmerz! Arme Liebe gute Nacht! | |
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Ich geh jetzt auf die Weide, Betäubt und ganz gedankenleer. Ich seh zu meiner Freude Nichts als mein Lämmerheer. Ach! ganz allein Voller Pein Stets zu sein, Bringt dem Herz Nur Qual und Schmerz. | |
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(Colas kommt von einem Hügel und spielt auf dem Dudelsack.) | |
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Befraget mich ein zartes Kind Um sein zukünft'ges Glücke, Les ich das Schiksal ihm geschwind Aus dem verliebten Blicke. Ich sehe, bloß des Liebsten Gunst Kann zum Vergnügen taugen. Wie leicht wird mir die Zauberkunst Bei zwei verliebten Augen. | |
Guten Morgen, Herr Colas! Wollest du mir vohl einen Gefallen erweisen? | |
Ja, mit Freuden, mein Herzchen! Lass hören was verlangst du von mir? | |
Ich wunsche ein Mittel gegen den Kummer, der an mir nagt. Du, als Zauberer, kannst mir sicher ein unfelbares rathen. | |
Ja, ganz gewiss. Duhattest dich an keinen besser wenden konnen. O potz Stern! ich besitze wunderbare Geheimnisse, zwei schönen Augen Glück zu prophezeien. | |
Aber Herr Colas, ich habe kein Geld. Du musst dich schon mit diesen Ohrringen begnügen, die ich dir schenke. Sie sind von klarem Golde. | |
Geh', meiner Tocher, mit deinen Ohrringen. | |
Wie? Du willst sie verschmähen? | |
Bei einem so hübschen Kinde, wie du bist, nehme ich mit ein paar Busserln vorlieb. | |
(Er will sie umarmen.) | |
Nicht, nicht, Herr Colas! Alle meine Busserl sind für den Bastien aufgehoben. Sei so gut und erlaube, dass ich von meiner Heirath mit dir rede. Was rathest du mir? Soll ich sterben? | |
Sterben, su jung? Ei, bei Leibe nicht; das wäre ewig schade. | |
Aber alle Leute sagen, dass mich Bastien verlassen hat. | |
Ach, mach dir desswegen keinen Kummer. | |
Sollte es moglich sein? O Glück! so hält er mich noch für schön? | |
Er leibt dich vom Grunde der Seele. | |
Und doch ist er mir untreu? | |
Dein Bastien ist nur ein wenig flatterhaft. Sei ohne Sorgen, mein liebes Kind! Deine Schönheit halt ihn fest. | |
Aber wenn er einmal mein Mann werden sollte? O, zum Geier! so will ich mit keiner andern theilen, weisst du das? | |
Sei ruhig! Dein gelieber Gegenstand ist gar nicht ungetreu. Er leibt nur den Aufputz. | |
Den Aufputz? Hat ihn wohl jemand besser ausstaffirt als ich? | |
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Wenn mein Bastien einst im Scherze Mir ein Blümchen sonst entwand, Drang mir selbst die Lust durchs Herze, Die er bei dem Raub empfand. Warum wird er von Geschenken Einer andern jetzt geblendt? Alles, was nur zu erdenken, Ward ihm ja von mir gegönnt. Meiereien, Feld und Herden Bot ich ihm mit Freuden an. Jetzt soll ich verachtet werden, Da ich ihm so viel getan. | |
O, die Edelfrau vom Schlosse weiss ihn noch besser zu verpflichten. Um ihn an sich zu ziehen, erwidert sie seine Höflichkeiten mit den köstlichsten Geschenken. Kann es wohl an Liebhabern fehlen, wenn man die Neigungen bezahlt? | |
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Würd ich auch wie manche Buhlerinnen Fremder Schmeicheleien niemals satt, Wollt ich mir ganz leicht das Herz gewinnen Von den schönsten Herren aus der Stadt. Doch nur Bastien reizt meine Triebe, Und mit Liebe wird ein andrer nie belohnt. Geht, geht, geht! sag ich, Geht und lernt von meiner Jugend, Daß die Tugend Auch in Schäferhütten wohnt. | |
Giebdich, zufrieden! Ich bin Bürge für deinen Wetterhahn. Er wird zurückkehren, ich stehe dir, fafür. Aber du musst dir eine andre Art angewöhnen, ihn zu behandeln. Du musst ein wenig arglistig, spasshaft und leichsinnig werden. Ein Liebhaber wird zur Beständigkeit nicht leicter, als durch Scherz und Fopperei gebracht. | |
Das wird schwerhalten. Wenn ich ihn sehe, verliere ich gliech Sprache und Stimme. Ich schau'nur ob meine Aermel weiss sind, ob Schuh und Strümpfe sauber sind und ob das Kräuschen recht in die Falten gelegt und das Mieder gerad' eingeschnürt ist, ob mein Rock sich wohl ausbreitet. | |
Das taught nichts mein Kind. Einen Unbeständigen zurecht zu bringen, muss man selbst ein wenig flatterhaft scheinen. Man muss sich stellen vor dem Liebsten zu feilhen, wenn man sich gleich herslich nach ihm sehnt. Schau', das ist die rechte Art; so machen es die Damen in der Stadt. | |
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Auf den Rat, den ich gegeben, Sei, mein Kind, mit Fleiß bedacht. | |
Ja, ich werde mich bestreben, Ja, mein Herr, bei Tag und Nacht. | |
Wirst du mir auch dankbar leben? | |
Ja, mein Herr, bei Tag und Nacht. | |
O die Unschuld! dir zum Glücke Meide jetzt die finstern Blicke, Nimm ein muntres Wesen an. | |
Ja, mein Herr, so gut ich kann! | |
(Sie geht ab.) | |
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Dieses Liebhaberpaar ist wahrlich ein rechtes Wunderwerk. Dergleichen Unschuld wird man schwerlich anderswo als auf dem Lande finden. In der Stadt ist man schon im Weissbändel witziger und die Tocher weiss oft mehr als die Mutter. Doch da kommt unser Liebhaber, dieser angenehme Gegenstand, welchen man den Junken vorzieht. Ihr eingebildeten Herzensbezwinger! Ihr gespreitzten Jungfernknechte! Das ist eine treffliche Lection für euch. Eure Schönen laufen den Bauer nach, da man euch, gnädige Herren, kaum über due Achsel anschaut. | |
(Bastien tritt auf) | |
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Großen Dank dir abzustatten, Herr Colas, ist meine Pflicht; Du zertleist des Zweifels Schatten Durch den weisen Unterrricht. Ja, ich wähle die zum Gatten, Die des Lebens Glück verspricht. In den angebot'nen Schätzen, Bastiennes Lieblichkeit Macht mich mehr als Gold erfreut. | |
Es freut mich, dass du endlich zu dir selber kommst, dass du der leeren Schmeicheleien satt bist und meinem Zureden einmal nachgiebst. Doch du folgst meinem Rath zu spät; das Weinlesen ist schon vorbei. | |
Wie? Das Weinlesen ist vorbei? Was will das heissen? | |
Man hat dir den Abschied gegeben. | |
Geh! du hast Lust mich zu foppen. Meine Bastienne sollte mir ihr kleines liebes Herz enziehen? Nein, dazu ist sie zu zärtlich. Sie gibt es gewiss keinem Andern. | |
Wenn sie es nicht giebt, so lässt sie sichs doch nehmen. | |
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Geh! Du sagst mir eine Fabel. Bastienne trüget nicht. Nein, sie ist kein falscher Schnabel, Welcher anders denkt als spricht. Wenn mein Mund sie herzig nennet, Hält sie mich gewiß für schön, Und wenn sie vor Liebe brennet, Muß die Glut von mir entstehn. | |
Das kann sein; aber genug, dass deine Geliebte einen andern Ambeter hat. Er ist höflich, artig, reich und leibenswürdig. | |
Ei der Henker! Wie sollte das zugegangen sein? Und woher weisst du das? | |
Aus meiner Kunst. | |
Aus deiner Kunst? | |
Freilich. | |
Soll ich es glauben? Ist das wahr? | |
Leider! es ist nur allzuwahr. Armer Nachbar! Du wirst es schon enfahren. | |
O potztausend! wie bin ich so unglücklich! | |
Du siehst, dass es nicht allezeit gut, ein schöner Knabe zu sein. Man will Annelmlichkeiten und Rechthürmer, alles um Ueberfluss haben; und ein einziger guter Tag zieht oft hundert böse nach sich. | |
Das is schrecklich für mich. Ich bin darüber ganz ausser mir. Liebster Herr Colas! weisst du kein Geheimniss, meine geliebte Bastienne wieder zu bekommen? | |
Arme Kinder! ihr dauert mich, Ich sehe nichts lieber, als wenn die Leute sich gut mit einander vertragen. Warte einen Augenblick! Ich will mich in meinem Zauberbuche nach deinem Schicksal erkundigen. | |
(Er zieht aus seinem Schanppsack, ein Buch hervor und macht während des Lesens allerlei Gesten, worüber Bastien in Furcht great.) | |
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Diggi, daggi, schurry, murry, horum, harum, lirum, larum, raudi, maudi, giri, gari, posito, besti, basti, saron froh, fatto, matto, quid pro quo. | |
(furchtsam) | |
Ist die Hexerei zu Ende? | |
Ja, tritt nur näher! Tröste dich, du wirst deine Schäferin wieder sehen. | |
Ohne Zweifel, wenn du kein Hackstock bist. Geh' und nimm dein wahres Glück besser in Acht als bisher. | |
(Er geht ab.) | |
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Meiner Liebsten schöne Wangen Will ich froh aufs neue sehn; Bloß ihr Reiz stillt mein Verlangen, Gold kann ich um sie verschmähn. Weg mit Hoheit, weg mit Schätzen! Eure Pracht wirkt nicht bei mir. Nur ein Mädchen kann ergötzen Hundertmal noch mehr als ihr. Wuch'rer, die bei stolzen Trieben Bloß das Selt'ne sonst entzückt, Würden ihre Unschul lieben, Schätzen sich durch sie beglückt. Doch umsonst, hier sind die Grenzen, Sie ist nur für mich gemacht, Und mit kalten Reverenzen Wird der Reichtum hier verlacht. | |
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Da ist sie Soll ich ihre Blicke fliehen? Nein, wennich davon laufe, verliere ich sie ganz und gar. | |
Der Undankbare! Er hat mich gesehen. Ah! wie klopft mir das Herz. | |
Potztausend! Ich weiss nicht, was ich thun oder lassen soll. | |
O weh! ohne daran zu denken, laufe ich ihm ion den Weg. | |
Es seu gewagt! Ich will fei mit ihr reden Sieh' da, bist du zügegen? Schau, ich bin auch da Aber wie? Warum so betreten? Was fehlt dir? Was machst du für Gesichter? | |
Wer bist du? Geh! ich kenne dich nicht. | |
Was sagst du? Ach, Bastienne! betrachte mich doc; kennst du denn deinen Bastien nicht mehr? | |
Du wärest mein Bastien? O nein, der bist du nimmer. | |
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Er war mir sonst treu und ergeben, Mich liebte Bastien allein, Mein Herze nur war sein Bestreben, Nur ich, sonst niemand nahm ihn ein. Das schönste Bild gefiel ihm nicht, Auf mich nur war sein Blick gericht, Ich konnt vor andern allen Ihm reizen, ihm gefallen. Auch Damen wurden nicht geschätzt, Die oft sein Blick in Glut gesetzt. Wenn sie Geschenke gaben, Mußt ich dieselben haben; Mich liebte er, nur mich allein. Doch nun will er sich andern weihn, Vergebens die sonst süßen Triebe Und wird ein Flattergeist. | |
O sich sehe schon, was dich verdriesst. Du glaubst, ich habe mich verandert; allein du irrst. Es war ein kleiner Hexenschuss von einem gewissen Poltergeiste, aber der wackere Colas hin schon vertrieben. | |
Leere Entschuldigung! Wenn du verhext warst, so bin ich verzaubert, und bei mir ist alle Kunst des guten Colas vergebens. Ja, Bastien für ein Uebel wie das meinige, giebt es gar kein Mittel. | |
Heirathe! Der Ehestand heilt alle Zaubereien. Das beste Mittel ist ein Mann. | |
Ein schöner Rath! Der Ehestand allein macht schon viel Sorgen. Kommt nun noch ein treuloser Mann dazu, so werden Noth und Kummer unerträglich. Und das sollte ein Heilmittel sein? | |
Gut, wenn du eigensinnig bist, so thue, was du willst. | |
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Geh hin! Dein Trotz soll mich nicht schrecken. Ich lauf aufs Schloß, Das schwör ich dir, Und will der Edelfrau entdecken, Mein Herz gehöre gänzlich ihr. Läßt sie wie sonst sich zärtlich finden, Will ich mich gleich mit ihr verbinden. | |
Ich will! Ich will mich in die Stadt begeben, Anbeter treff ich da leicht an: Wie eine Dram' will ich dort leben, Die hundert Herren fesseln kann. | |
Ich werd in Gold und Silber prahlen, Und eine Liebste voller Pracht Wird die Gewogenheit bezahlen, Wodurch mein Blick sie glücklich macht. Mir ihre Schätze zu verbinden, Soll sie mich gar nicht spröde finden. | |
Den Schönen sind die Kostbarkeiten In Städten zu erwerben leicht. Es braucht, um selbe zu erbeuten, Nichts, als daß man sich freundlich neigt. | |
(Beide thun, als wollten sie fortgehen, kommen aber immer zurück.) | |
Sieh' da! bist du noch hier? Ich dachte, du wärest schon über alle Berge. | |
Ich bin eben im Begriff, meinen Abschied zu nehmen. | |
Allem Anschein nach kostet es dir wenig Mühe, mich zu fliehen, Treuloser! | |
Und allem Anschein nach bist du sehr vergnügt, dass ich entschlossen bin fortzugehen. | |
Allerdings mein Herr! Sie können ganz nach Ihrem Belleben handeln. | |
Ist dass dein Ernst? Geh', sag! Sollich ich blieben? | |
Ja Nein, nein! | |
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Dein Trotz vermehrt sich durch mein Leiden? Wohlan! den Augenblick Hol ich zu deinen Freuden Mir Messer, Dolch und Strick. | |
Viel Glück! | |
Ich geh mich zu erhängen. Ich lauf, ohn' alle Gnad, Im Bach mich zu ertränken. | |
Viel Glück zum kalten Bad! | |
(für sich) | |
Und sollte ich wohl ein solcher Narr sein mich in's Wasser zu stürzen? | |
Was ist's? Was hält dich denn auf? | |
Nichts. Ich überlege nur, dass ich ein schlechter Schwimmer bin; und dann, dass ich vor meinem Ende noch mit dir reden muss. | |
Mit mir redem? Nein, ich höre dich nicht mehr. | |
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Geh! Herz von Flandern! Such nur bei andern Zärtlich verliebt Gehör, Denn dich, denn ich Lieb ich nicht mehr. | |
Wohl, ich will sterben; Denn zum Verderben Zeigt mir dein Haß die Spur; Drum laß ich Dorf und Flur. | |
Falscher! Du fliehest? | |
Ja, wie du siehest. Weil dich ein andrer nimmt, Ist schon mein Tod bestimmt. Ich bin mir selbst zur Qual, Kein Knecht con dem Rival. | |
Bastien! Bastien! | |
Wie? du rufst mich? | |
Du irrest dich. In deinem Blick Wird nun mein Glück Nicht mehr gefunden. | |
Wo ist die süße Zeit, Da dich mein Scherz erfreut? | |
Sie ist anjetzt verschwunden, Geh! falscher Seele! Fort! ich erwähle Für meine zarte Hand Ein andres Eheband. Wechsel im Lieben Tilgt das Betrüben Und reizet, wie man sieht, Zur Lust den Appetit. | |
Doch wenn du wolltest | |
Doch wenn du solltest | |
Schatz mich noch nennen | |
Dies Herz erkennen | |
Wär meine Zärtlichleit
Aufs neue dir geweiht. | |
Ich bliebe dein allein. | |
Ich würde dein auf ewig sein. | |
Gib mir zu meinem Glück Dein Herz zurück, Umarme mich, Nur dich lieb ich. | |
O Lust, o Lust Für die entflammte Brust! | |
Komm, nimm aufs neue Neigung und Treue! Ich schwör dem Wechsel ab Und lieb dich bis ins Grab. Wir sind versöhnet, Die Liebe krönet Uns nach dem bangen Streit Durch treue Zärtlichkeit. | |
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(Collas tritt auf) | |
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Kinder! Kinder! Seht, nach Sturm und Regen Wird ein schöner Tag gebracht, Euer Glück soll nichts bewegen; Dankt dies meiner Zaubermacht. Auf! Auf! gebt euch die Hand! Knüpft die Seelen und die Herzen! Nichts von Schmerzen Werd euch je bekannt. | |
Lustig! lustig! Preist die Zaubereien Von Colas, dem weisen Mann! Uns vom Kummer zu befreien, Hat er Wunder heut' getan. Auf! auf! stimmt sein Lob an! Er stift' unsre Hochzeitsfeier. O, zum Geier, welch trefflicher Mann! | |
Auf! auf! stimmt sein Lob an! Er stift' unsre Hochzeitsfeier. O, zum Geier, welch trefflicher Mann! |