Auf dem Huegel sitz ich spaehend In das blaue Nebelland, Nach den fernen Triften sehend, Wo ich dich, Geliebte, fand. Weit bin ich von dir geschieden, Trennend liegen Berg und Tal Zwischen uns und unserm Frieden, Unserm Glueck und unsrer Qual. Ach, den Blick kannst du nicht sehen, Der zu dir so gluehend eilt, Und die Seufzer, sie verwehen In dem Raume, der uns teilt. Will denn nichts mehr zu dir dringen, Nichts der Liebe Bote sein? Singen will ich, Lieder singen, Die dir klagen meine Pein! Denn vor Liebesklang entweichet Jeder Raum und jede Zeit, Und ein liebend Herz erreichet Was ein liebend Herz geweiht!
Wo die Berge so blau Aus dem nebligen Grau Schauen herein, Wo die Sonne verglueht, Wo die Wolke umzieht, Moechte ich sein! Dort im ruhigen Tal Schweigen Schmerzen und Qual. Wo im Gestein Still die Primel dort sinnt, Weht so leise der Wind, Moechte ich sein! Hin zum sinnigen Wald Draengt mich Liebesgewalt, Innere Pein. Ach, mich zoeg's nicht von hier, Koennt ich, Traute, bei dir Ewiglich sein!
Leichte Segler in den Hoehen, Und du, Baechlein klein und schmal, Koennt mein Liebchen ihr erspaehen, Gruesst sie mir viel tausendmal. Seht ihr, Wolken, sie dann gehen Sinnend in dem stillen Tal, Lasst mein Bild vor ihr entstehen In dem luft'gen Himmelssaal. Wird sie an den Bueschen stehen, Die nun herbstlich falb und kahl. Klagt ihr, wie mir ist geschehen, Klagt ihr, Voeglein, meine Qual. Stille Weste, bringt im Wehen Hin zu meiner Herzenswahl Meine Seufzer, die vergehen Wie der Sonne letzter Strahl. Fluestr' ihr zu mein Liebesflehen, Lass sie, Baechlein klein und schmal, Treu in deinen Wogen sehen Meine Traenen ohne Zahl!
Diese Wolken in den Hoehen, Dieser Voeglein muntrer Zug, Werden dich, o Huldin, sehen. Nehmt mich mit im leichten Flug! Diese Weste werden spielen Scherzend dir um Wang' und Brust, In den seidnen Locken wuehlen. Teilt ich mit euch diese Lust! Hin zu dir von jenen Huegeln Emsig dieses Baechlein eilt. Wird ihr Bild sich in dir spiegeln, Fliess zurueck dann unverweilt!
Es kehret der Maien, es bluehet die Au, Die Luefte, sie wehen so milde, so lau, Geschwaetzig die Baeche nun rinnen. Die Schwalbe, die kehret zum wirtlichen Dach, Sie baut sich so emsig ihr braeutlich Gemach, Die Liebe soll wohnen da drinnen. Sie bringt sich geschaeftig von kreuz und von quer Manch weicheres Stueck zu dem Brautbett hieher, Manch waermendes Stueck fuer die Kleinen. Nun wohnen die Gatten beisammen so treu, Was Winter geschieden, verband nun der Mai, Was liebet, das weiss er zu einen. Es kehret der Maien, es bluehet die Au. Die Luefte, sie wehen so milde, so lau. Nur ich kann nicht ziehen von hinnen. Wenn alles, was liebet, der Fruehling vereint, Nur unserer Liebe kein Fruehling erscheint, Und Traenen sind all ihr Gewinnen.
Nimm sie hin denn, diese Lieder, Die ich dir, Geliebte, sang, Singe die dann abends wieder Zu der Laute suessem Klang. Wenn das Daemmrungsrot dann zieht Nach dem stillen blauen See, Und sein letzter Strahl vergluehet Hinter jener Bergeshoeh; Und du singst, was ich gesungen, Was mir aus der vollen Brust ohne Kunstgepraeng erklungen, Nur der Sehnsucht sich bewusst: Dann vor diesen Liedern weichet Was geschieden uns so weit, Und ein liebend Herz erreichet Was ein liebend Herz geweiht.