Last Updated: Jan. 30, 2001
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Mer hahn en neue Oberkeet (BWV 212)
Bauernkantate

 

1. OUVERTÜRE

2. ARIE
Sopran
Baß
Mer hahn en neue Oberkeet
An unserm Kammerherrn,
Ha gibt uns Bier, das steigt ins Heet,
Das ist der klare Kern.
Der Pfarr mag immer büse tun,
Ihr Speelleut, halt euch flink,
Der Kittel wackelt Mieken schun,
Das klene luse Ding.

3. REZITATIV
Sopran
Baß
Nu, Mieke, gib dein Guschel immer her.

Wenn's das alleine wär,
Ich kenn dich schon, du Bärenhäuter,
Du willst hernach nur immer weiter,
Der neue Herr hat ein sehr scharf Gesicht.

Ach, unser Herr schilt nicht,
Er weiß so gut als wir, und auch wohl besser,
Wie schön ein bißgen Dahlen schmeckt.

4. ARIE
Sopran
Ach, es schmeckt doch gar zu gut,
Wenn ein Paar recht freundlich tut,
Ei, da braust es in dem Ranzen,
Als wenn eitel Flöh und Wanzen
Und ein tolles Wespenheer
Miteinander zänkisch wär.

5. REZITATIV
Baß
Der Herr ist gut, allein der Schösser,
Das ist ein Schwefelsmann,
Der wie ein Blitz ein neu Schock strafen kann,
Wenn man den Finger kaum ins kalte Wasser steckt.

6. ARIE
Baß
Ach, Herr Schösser, geht nicht gar zu schlimm
Mit uns armen Bauersleuten üm,
Schont nur unsrer Haut,
Freßt ihr gleich das Kraut
Wie die Raupen bis zum kahlen Strunk,
Habt nur genung.

7. REZITATIV
Sopran
Es bleibt dabei,
Daß unser Herr der beste sei,
Er ist nicht besser abzumalen
Und auch mit keinem Hopfensack
Voll Batzen zu bezahlen.

8. ARIE
Sopran
Unser trefflicher,
Lieber Kammerherr
Ist ein kumpabler Mann,
Den niemand tadeln kann.

9. REZITATIV
Sopran
Baß
Er hilft uns allen, alt und jung,
Und dir ins Ohr gesprochen,
Ist unser Dorf nicht gut genung
Letzt bei der Werbung durchgekrochen?

Ich weiß wohl noch ein besser Spiel,
Der Herr gilt bei der Steuer viel.

10. ARIE
Sopran
Das ist galant,
Es spricht niemand
Von den caducken Schocken,
Niemand red' ein stummes Wort,
Knauthain und Cospuden dort
Hat selber Werg am Rocken.

11. REZITATIV
Baß
Und unsre gnädge Frau
Ist nicht ein prinkel stolz,
Und ist gleich unsereins ein arm und grobes Holz,
So red' sie doch mit uns daher,
Als wenn sie unsersgleichen wär,
Sie ist recht fromm, recht wirtlich und genau
Und machte unserm gnädgen Herrn
Aus einer Fledermaus viel Taler gern.

12. ARIE
Baß
Fünfzig Taler bares Geld
Trockner Weise zu verschmausen,
Ist ein Ding, das harte fällt,
Wenn sie uns die Haare zausen;
Doch was fort ist, bleibt wohl fort,
Kann man doch am andern Ort
Alles doppelt wieder sparen,
Laßt die fünfzig Taler fahren.

13. REZITATIV
Sopran
Im Ernst ein Wort,
Noch eh ich dort
An unsre Schenke
Und an den Tanz gedenke,
So sollst du erst der Obrigkeit zu Ehren
Ein neues Liedgen von mir hören.

14. ARIE
Sopran
Kleinzschocher müsse
So zart und süße
Wie lauter Mandelkerne sein.
In unsere Gemeine
Zieh heute ganz alleine
Der Überfluß des Segens ein.
15. REZITATIV
Baß
Das ist zu klug vor dich
Und nach der Städter Weise,
Wir Bauern singen nicht so leise,
Das Stückgen, höre nur, das schicket sich vor mich.

16. ARIE
Baß
Es nehme zehntausend Dukaten
Der Kammerherr alle Tag ein.
Er trink ein gutes Gläsgen Wein,
Und laß es ihm bekommen sein.
17. REZITATIV
Sopran
Das klingt zu liederlich,
Es sind so hübsche Leute da,
Die würden ja
Von Herzen drüber lachen,
Nicht anders, als wenn ich
Die alte Weise wollte machen:

18. ARIE
Sopran
Gib Schöne,
Viel Söhne
Von artger Gestalt
Und zieh sie fein alt,
Das wünschet sich Zschocher und Knauthain fein bald.

19. REZITATIV
Baß
Du hast wohl recht,
Das Stückgen klingt zu schlecht,
Ich muß mich also zwingen,
Was Stadtisches zu singen.

20. ARIE
Baß
Dein Wachstum sei feste
Und lache vor Lust.
Deines Herzens Trefflichkeit
Hat dir selbst das Feld bereit',
Auf dem du blühen mußt.
21. REZITATIV
Sopran
Baß
Und damit sei es auch genung.

Nun müssen wir wohl einen Sprung
In unsrer Schenke wagen.

Das heißt, du willst nur das noch sagen:

22. ARIE
Sopran
Und daß ihr's alle wißt,
Es ist nunmehr die Frist
Zu trinken,
Wer durstig ist, mag winken,
Versagt's die rechte Hand,
So dreht euch unverwandt
Zur Linken.

23. REZITATIV
Sopran
Baß
Mein Schatz, erraten!

Und weil wir nun
Dahier nichts mehr zu tun,
So wollen wir auch Schritt vor Schritt
In unsre alte Schenke waten.

Ei, hol mich der und dieser,
Herr Ludwig und der Steuerreviser
Muß heute mit.

24. ARIE
Sopran
Baß
Wir gehn nun, wo der Tudelsack
In unsrer Schenke brummt.
Und rufen dabei fröhlich aus,
Es lebe Dieskau und sein Haus,
Ihm sei beschert,
Was er begehrt
Und was er sich selbst wünschen mag.


Initially input Pothárn Imre (potimi@matavnet.hu).