Last Updated: Jan. 30, 2001
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O angenehme Melodei (BWV 210a)

 

1. REZITATIV
Sopran
O angenehme Melodei,
Kein Anmut, kein Vergnügen
Kommt deiner süßen Zauberei
Und deinen Zärtlichkeiten bei.
Die Wissenschaften andrer Künste
Sind irdnen Witzes kluge Dünste,
Du aber bist allein
Vom Himmel zu uns abgestiegen,
So mußt du auch recht himmlisch sein.

2. ARIE
Sopran
Spielet, ihr beseelten Lieder,
Werfet die entzückte Brust
In die Ohnmacht sanfte nieder.
Aber durch der Saiten Lust
Stärket und erholt sie wieder.
3. REZITATIV
Sopran
Ihr Sorgen, flieht,
Flieht, ihr betrübten Kümmernisse,
Ein singend Lied
Macht herbes Grämen süße,
Ein kleiner Ton tut Wunderwerke
Und hat noch mehr als Simsons Stärke,
Weil er,
Wenn Schwermut oder Bangigkeit
Wie ein Philisterheer
Sich wider unsre Ruh erregt,
Die Qual zerstreut und aus dem Sinne schlägt.

4. ARIE
Sopran
Ruhet hie, matte Sinnen
Matte Sinnen, ruhet hie.
Eine zarte Harmonie
Ist vor das verborgne Weh
Die bewährte Panazee.
5. REZITATIV
Sopran
Wiewohl, beliebte Musica,
So angenehm dein Spiel
So vielen Ohren ist,
So bist du doch betrübt und stehest in Gedanken da;
Denn es sind ihr' viel,
Denen du verächtlich bist,
Mich deucht, ich höre deine Klagen
Selbst also sagen:

6. ARIE
Sopran
Schweigt, ihr Flöten, schweigt, ihr Töne;
Klingt ihr mir doch selbst nicht schöne,
Geht, ihr armen Lieder, hin,
Weil ich so verlassen bin,
Schweigt, ihr Flöten, schweigt, ihr Töne.

7. REZITATIV
Sopran
Doch fasse dich, dein Glanz
Ist noch nicht ganz
Verschwunden und in Bann getan.
Ja, wenn es möglich wär,
Daß dich die ganze Welt verließe
Und deine Lieblichkeit verstieße,
So komm zu deinem teuren Flemming,
In seinen Schirm und Schatten her,
Er weiß allein,
Wie Wissenschaft und Kunst zu schätzen müsse sein.

8. ARIE
Sopran
Großer Flemming, alles Wissen
Findet Schutz bei deinen Füßen,
Du stehest denen Künsten bei,
Aber unter denen allen
Liebt dein gnädiges Gefallen
Ein angenehme Melodei.

9. REZITATIV
Sopran
Erlauchtet Haupt, so bleibe fernerweit
Der edlen Harmonie mit deinem Schutz geneigt,
So lange sie noch Kinder schöner Stimmen zeiget,
So wird sie alle Zeit
Dein Lob und deinen Ruhm besingen,
Und, wenn es ihr erlaubt,
Vor dein beständig Blühn
Sich itzt bemühn,
Ein wünschend Opfer vorzubringen.

10. ARIE
Sopran
Sei vergnügt, großer Flemming,
Großer Flemming, sei vergnügt.
Dein gräfliches Haus
Vermehre den Schimmer und breite sich aus,
Bis selber das Glänzen der Sonne verfliegt.


Initially input Pothárn Imre (potimi@matavnet.hu).