Last Updated: Jan. 30, 2001
Go to Libretto Homepage

O Ewigkeit, du Donnerwort (BWV 20)

 

ERSTER TEIL

1. CHOR O Ewigkeit, du Donnerwort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende,
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit,
Ich weiß vor großer Traurigkeit
Nicht, wo ich mich hinwende,
Mein ganz erschrocken Herz erbebt,
Daß mir die Zung am Gaumen klebt.

2. REZITATIV
Tenor
Kein Unglück ist in aller Welt zu finden,
Das ewig dauernd sei,
Es muß doch endlich mit der Zeit einmal verschwinden.
Ach, aber ach, die Pein der Ewigkeit hat nur kein Ziel,
Sie treibet fort und fort ihr Marterspiel,
Ja, wie selbst Jesus spricht,
Aus ihr ist kein Erlösung nicht.

3. ARIE
Tenor
Ewigkeit, du machst mir bange,
Ewig, ewig ist zu lange,
Ach, hier gilt fürwahr kein Scherz.
Flammen, die auf ewig brennen,
Ist kein Feuer gleich zu nennen,
Es erschrickt und bebt mein Herz,
Wenn ich diese Pein bedenke
Und den Sinn zur Höllen lenke.

4. REZITATIV
Baß
Gesetzt, es dauerte der Verdammten Qual
So viele Jahr, als an der Zahl
Auf Erden Gras, am Himmel Sterne wären,
Gesetzt, es sei die Pein so weit hinaus gestellt,
Als Menschen in der Welt
Von Anbeginn gewesen, so wäre doch zuletzt
Derselben Ziel und Maß gesetzt,
Sie müßte doch einmal aufhören.
Nun aber, wenn du die Gefahr,
Verdammter, tausend Millionen Jahr
Mit allen Teufeln ausgestanden,
So ist doch nie der Schluß vorhanden,
Die Zeit, so niemand zählen kann
Fängt jeden Augenblick
Zu deiner Seelen ewgen Ungelück
Sich stets von neuem an.

5. ARIE
Baß
Gott ist gerecht in seinen Werken.
Auf kurze Sünden dieser Welt
Hat er so lange Pein bestellt,
Ach, wollte doch die Welt dies merken,
Kurz ist die Zeit, der Tod geschwind,
Bedenke dies, o Menschenkind.
6. ARIE
Alt
O Mensch, errette deine Seele.
Entfliehe Satans Sklaverei
Und mache dich von Sünden frei,
Damit in jener Schwefelhöhle
Der Tod, so die Verdammten plagt,
Nicht deine Seele ewig nagt.
7. CHORAL So lang ein Gott im Himmel lebt
Und über alle Wolken schwebt,
Wird solche Marter währen,
Es wird sie plagen Kält und Hitz,
Angst, Hunger, Schrecken, Feuer und Blitz
Und sie doch nicht verzehren,
Denn wird sich enden diese Pein,
Wenn Gott nicht mehr wird ewig sein.

ZWEITER TEIL

8. ARIE
Baß
Wacht auf, wacht auf, verlornen Schafe,
Ermuntert euch vom Sündenschlafe
Und bessert euer Leben bald,
Wacht auf, eh die Posaune schallt,
Die euch mit Schrecken aus der Gruft
Zum Richter aller Welt vor das Gerichte ruft.

9. REZITATIV
Alt
Verlaß, o Mensch, die Wollust dieser Welt,
Pracht, Hoffart, Reichtum, Ehr und Geld,
Bedenke doch
In dieser Zeit annoch,
Da dir der Baum des Lebens grünet,
Was dir zu deinem Friede dienet. Vieleicht ist dies der letzte Tag,
Kein Mensch weiß, wenn er sterben mag,
Wie leicht, wie bald
Ist mancher tot und kalt.
Man kann noch diese Nacht
Den Sarg vor deine Türe bringen;
Drum sei vor allen Dingen
Auf deiner Seelen Heil bedacht.

10. ARIE
Alt
Tenor
O Menschenkind,
Hör auf geschwind,
Die Sünd und Welt zu lieben,
Daß nicht die Pein,
Wo Heulen und Zähnklappen sein,
Dich ewig mag betrüben,
Ach, spiegle dich am reichen Mann,
Der in der Qual
Auch nicht einmal
Ein Tröpflein Wasser haben kann.

11. CHORAL O Ewigkeit, du Donnerwort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende,
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit,
Ich weiß vor großer Traurigkeit
Nicht, wo ich mich hinwende,
Nimm du mich, wenn es dir gefällt,
Herr Jesu, in dein Freudenzelt.


Initially input Pothárn Imre (potimi@matavnet.hu).