1. | CHOR |
Laß, Fürstin, laß noch einen Strahl aus Salems Sterngewölben schießen und sieh, mit wieviel Tränengüssen umringen wir dein Ehrenmal.
|
2. |
REZITATIV Sopran |
Dein Sachsen, dein bestürztes Meißen erstarrt bei deiner Königsgruft, das Auge tränt, die Zunge ruft, mein Schmerz kann unbeschreiblich heißen. Hier klagt August und Prinz und Land, der Adel ächzt, der Bürger trauert, wie hat dich nicht das Volk bedauert, sobald es deinen Fall empfand.
|
3. |
ARIE Sopran |
|
4. |
REZITATIV Alt |
Der Glocken bebendes Getön soll unsrer trüben Seelen Schrecken durch ihr geschwungnes Erze wecken und uns durch Mark und Adern gehn, o könnte nur dies bange Klingen, davon das Ohr uns täglich gellt, der ganzen Europäerwelt ein Zeugnis unsers Jammers bringen.
|
5. |
ARIE Alt |
|
6. |
REZITATIV Tenor |
Ihr Leben ließ die Kunst zu sterben in unverrückter Übung sehn, unmöglich konnt es denn geschehn, sich vor dem Tode zu entfärben. Ach, selig, wessen großer Geist sich über die Natur erhebet, vor Gruft und Särgen nicht erbebet, wenn ihn sein Schöpfer scheiden heißt.
|
7. | CHOR |
An dir, du Fürbild großer Frauen, an dir, erhabne Königin, an dir, du Glaubenspflegerin, war dieser Großmut Bild zu schauen.
|
8. |
ARIE Tenor |
Der Ewigkeit saphirnes Haus zieht, Fürstin, deine heitern Blicke vor unsrer Niedrigkeit zurücke und tilgt der Erden Dreckbild aus. Ein starker Glanz von hundert Sonnen, der unsern Tag zur Mitternacht und unsre Sonne finster macht, hat dein verklärtes Haupt umsponnen.
|
9. |
REZITATIV und ARIOSO Baß |
Was Wunder ist's, du bist es wert, du Fürbild aller Königinnen, du mußtest allen Schmuck gewinnen, der deine Scheitel itzt verklärt. Nun trägst du vor des Lammes Throne anstatt des Purpurs Eitelkeit ein perlenreines Unschuldskleid und spottest der verlaßnen Krone. So weit der volle Weichselstrand, der Niester und die Warthe fließet, soweit sich Elb und Muld ergießet, erhebt dich beides, Stadt und Land. Dein Torgau geht im Trauerkleide, dein Pretzsch wird kraftlos, starr und matt; denn da es dich verloren hat, verliert es seiner Augen Weide.
|
10. | CHOR |
Doch, Königin, du stirbest nicht, man weiß, was man an dir besessen, die Nachwelt wird dich nicht vergessen, bis dieser Weltbau einst zerbricht. Ihr Dichter, schreibt, wir wollen's lesen, sie ist der Tugend Eigentum, der Untertanen Lust und Ruhm, der Königinnen Preis gewesen.
|