Last Updated: Jan. 30, 2001
Go to Libretto Homepage

Mein Gott, wie lang, ach lange (BWV 155)

 

1. REZITATIV
Sopran
Mein Gott, wie lang, ach lange,
Des Jammers ist zu viel,
Ich sehe gar kein Ziel
Der Schmerzen und der Sorgen,
Dein süßer Gnadenblick
Hat unter Nacht und Wolken sich verborgen,
Die Liebeshand zieht sich, ach, ganz zurück,
Um Trost ist mir sehr bange,
Ich finde, was mich Armen täglich kränket,
Das Tränenmaß wird stets voll eingeschenket,
Der Freudenwein gebricht,
Mir sinkt fast alle Zuversicht.

 

2. ARIE
Alt
Tenor
Du mußt glauben, du mußt hoffen,
Du mußt gottgelassen sein.
Jesus weiß die rechten Stunden,
Dich mit Hilfe zu erfreun,
Wenn die trübe Zeit verschwunden,
Steht sein ganzes Herz dir offen.
 
3. REZITATIV
Baß
So sei, o Seele, sei zufrieden,
Wenn es vor deinen Augen scheint,
Als ob dein liebster Freund
Sich ganz von dir geschieden,
Wenn er dich kurze Zeit verläßt,
Herz, glaube fest,
Es wird ein kleines sein,
Da er für bittre Zähren
Den Trost- und Freudenwein
Und Honigseim für Wermut will gewähren.
Ach, denke nicht,
Daß er von Herzen dich betrübe,
Er prüfet nur durch Leiden deine Liebe,
Er machet, daß dein Herz bei trüben Stunden weine,
Damit sein Gnadenlicht
Dir desto lieblicher erscheine.
Er hat, was dich ergötzt,
Zuletzt
Zu deinem Trost dir vorbehalten;
Drum laß ihn nur, o Herz, in allem walten.

 

4. ARIE
Sopran
Wirf, mein Herze, wirf dich noch
In des Höchsten Liebesarme,
Daß er deiner sich erbarme,
Lege deiner Sorgen Joch,
Und was dich bisher beladen,
Auf die Achseln seiner Gnaden.

 

5. CHORAL Ob sich's anließ, als wollt er nicht,
Laß dich es nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will er's nicht entdecken,
Sein Wort laß dir gewisser sein,
Und ob dein Herz spräch lauter Nein,
So laß doch dir nicht grauen.

 

 


Initially input Pothárn Imre (potimi@matavnet.hu).