Tannhäuser
Vorbemerkung
Die altgermanische Göttin Holda, die freundliche, milde und gnädige,
deren jährlicher Umzug durch das Land den Fluren Gedeihen und
Fruchtbarkeit brachte, mußte mit der Einführung des Christentums
das Schicksal Wodans und aller übrigen Götter teilen, deren Dasein
und Wunderkräfte, da der Glaube an sie im Volke zu tief wurzelte,
zwar nicht gänzlich bestritten, deren frühere segenreiche
Einwirkungen jedoch verdächtig und zu bösartigen umgebildet wurden.
Holda ward in unterirdische Höhlen, in das Innere von Bergen verwiesen;
ihr Auszug ward ein unheilbringender, ihr Gefolge ähnlich dem wilden
Heere. Später (während der Glaube an ihr mildes, naturbelebendes
Walten bei dem niedren Volke jedoch unbewußt noch fortlebte) ging ihr
Name sogar in den der Venus über, an welchen sich alle Vorstellungen
eines unseligen, zu böser, sinnlicher Lust verlockenden zauberischen
Wesens ungehinderter anknüpften. Als einer ihrer Hauptsitze ward in
Thüringen das Innere des Hörselberges bei Eisenach bezeichnet, dort
war der Frau Venus' Hofhaltung der Üppigkeit und Wollust; oft konnte
man selbst außen rauschende, jubelnde Musik vernehmen, die reizenden
Klänge verlockten aber nur diejenigen, in deren Herzen bereits wilde
sinnliche Sehnsucht keimte; sie gerieten, von den freudig
verführerischen Klängen angezogen und geleitet, ohne zu wissen wie?
in den Berg.
Es geht die Sage von einem Ritter und Sänger Tannhäuser (mythisch
und selbst späteren ansichten nach völlig gleich dem Heinrich
von Ofterdingen im Wartburgkriege), nach welcher dieser in den Venusberg
geraten sei und dort an Frau Venus' Hofe ein ganzes Jahr zugebracht habe.
Monday, 08-Dec-2003 21:40:33 PST